Lost Paradise – Der Blick des Engels

Zentrum Paul Klee - Bern: Lost Paradise – Der Blick des Engels - 31.5. – 26.10.08
Monument im Fruchtland 3, Postfach 3000 Bern 31, Tel. +41 (0)31 359 01 01, Fax +41 (0)31 359 01 02, E-Mail:
http://www.zpk.orgkontakt@zpk.org
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Bildlegende:
Paul Klee, Angelus novus, 1920, 32, Collection of the the Israel Museum, Jerusalem, Schenkung John und Paul Herring, Jo Carole und Ronald Lauder, Fania und Gershom Scholem
Vernissage: Freitag 30. Mai. 2008, 18 Uhr

INHALT
Eine Ausstellung im Rahmen von "Jenseits von Eden. Eine Gartenschau"
Ausstellungen, Installationen und Events verwandeln das gesamte Haus mitsamt Umschwung in einen dynamischen Themenpark, der Innenräume und Aussenflächen in ebenso spannungs- wie wechselvolle Bezüge setzt.

"Lost Paradise – Der Blick des Engels"
„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füsse schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradies her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schliessen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“ (Walter Benjamin)

Parallel zur Ausstellung "Paul Klees Zaubergarten" wird unter dem Titel "Lost Paradise – Der Blick des Engels" die Kehrseite des Gartens als arkadischer Rückzugsort untersucht. Den Grundstein der Ausstellung bildet Paul Klees Schlüsselwerk "Angelus novus", welches dem Philosophen Walter Benjamin als visuelle Allegorie für seinen Engel der Geschichte diente. "Lost Paradise" versucht dem erschreckten Blick zu folgen, den der Engel der Geschichte vom Paradies her auf die Katastrophen der Welt wirft. Äusserst glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass das kostbare Werk aus dem Israel Museum in Jerusalem ins Zentrum Paul Klee reisen kann. Darum herum zeigen rund hundertfünfzig Exponate von Künstlern aus Gegenwart und Vergangenheit die Kehrseite des Kleeschen Zaubergartens: den Trümmerhaufen des Fortschrittes, die Welt der Zerstörungen, umherirrende Menschen, das nackte Leben; aber auch wiederkehrende Versuche, sich im „tot geglaubten Park“ (Rainer Maria Rilke) das verlorene Paradies vorzustellen und auszumalen.
Das Künstlerpaar Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger lässt ein Gewächs spriessen aus belaubten Kurven, leidenden Früchten und prämierten Äpfeln, mit Baumausschlägen, Lampenirregulationen und Kassiererinnen im Samba-Glück, Kristallgewächsen, Hirschgeweihen und Hortensien, Rossbollen-Wurzelknollen, lustigen vertrockneten Kakteen, Flugsamen und Glockenblumen aus Novilan. Diese „Verquickung" wuchert zu einer raumgreifenden Installation über die Museumsstrasse bis hinein in Paul Klees Zaubergarten und hinunter zum verlorenen Paradies.

Der Blick des Engels - Fazit

Zentrum Paul Klee Bern: Lost Paradise – Der Blick des Engels - 31.5. – 26.10.2008 . Fazit
Monument im Fruchtland 3, Postfach, CH-3000 Bern 31

– Herr Juri Steiner, Direktor und Kurator der Ausstellung, juri.steiner@zpk.org; (links im Bild)
- Dramaturgie Armin Kerber (rechts im Bild),

– Frau Gonca Kuleli Koru, Leiterin Public Relations, gonca.kuleli@zpk.org,
- Frau Ursina Barandum, Leiterin Komunikation und Vermittlung: ursina.barandun@zpk.org;( Am Baum der Wünsche))
- www.zpk.orgwww.zpk.org/programm kommunikation@zpk.org;

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FAZIT
<Für Schnell-LeserInnen vorangestellt>
Schweizer Qualitäten werden sichtbar im pars pro toto des Gezeigten und Vor-Geführten.. Fakten werden zu Artefakten, sind so oder so in diesen, just-in-time, integriert... assoziieren aber im vis a vis des Engels-Auges im Besuchenden den gleichen apokalyptischen Schrecken den der Engel oder/und Paul Klee verkündet. Das Mehr an Menschen ist spiegelneuronisch verknüpft zu Tätern und Opfern, was in dieser Lost Paradiese Schau gross-art-ig gelungen ist und zutiefst berühren kann und endlos traurig stimmt, wenn da nicht dieses heitere Spiel im Umfeld des immer wiederkehrenden Schrecken wäre, das ungemein kindhaft, frisch und heiter daher blickt und scheint. Das lässt uns für Mommente genesen, auch versöhnen? Nein, nur innehalten lässt es uns, um neues Grauen anzukünden - das projiziert dieser phylogentisch gemünzte Blick des Engels.
Rund um dem Blick des Engels versammeln sich geglückt Inszenierung ( "Installation" kann mit Sanitär verwechselt werden) Theater, Musik, Darbietung (treffender als "Performance") sowie Ballon-, Loops- and Landart- VorFührungen...
Ein wunderlich-grausames Märchenspiel wird mit dem "Blick des Engels" und höchstem Realitäts- und Erkenntnisgewinn
 aufgeführt.. w.p.
PS.: Diesem Schreckensort Menschen-Welt sei noch das Dichterwort Friedrich von Logau (1605-1655) hinzugefügt:

"Wenn wir uns aus dieser Welt
durch Sterben fortbewegen,
dann lassen wir nur den alten Ort,
doch lassen nicht das Leben."


ÜBERBLICK
Lost Paradise – Der Blick des Engels - 31.5. – 26.10.2008
"Jenseits von Eden. Eine Gartenschau" heisst das Motto, unter dem das Zentrum Paul Klee seine beiden grossen Sommerausstellungen 2008 präsentiert. „Lost Paradise – Der Blick des Engels" wird morgen Freitag eröffnet und zeigt Werke, die von Künstlern im 20. Jahrhundert angesichts der möglichen Menschheitskatastrophen geschaffen wurden: ausgehend von Paul Klees Schlüsselwerk „Angelus novus“, das vom 31. 5. – 4. 6. durchgehend im ZPK zu sehen ist. Erstmals ist der Aussenraum des ZPK grossräumig inszeniert worden – als „Vorgarten“, der mit unterschiedlichen und gegensätzlichen Kunst-Exponaten, zu denen auch die Installation „Holzweg“ von Thomas Hirschhorn gehört, sowie einem Sparten übergreifenden Wochenendprogramm dazu einlädt, das Zentrum Paul Klee während der Sommermonate auf neuen (Um-)Wegen zu entdecken. Die begleitende Ausstellung „In Paul Klees Zaubergarten“ eröffnete am 17. Mai und dauert bis am 31.8.2008.

EINFÜHRUNG
Lost Paradise – Der Blick des Engels (Frucht-Land-Blick: w.p. )
"Jenseits von Eden. Eine Gartenschau" heisst das Motto, unter dem das Zentrum Paul Klee seine beiden
grossen Sommerausstellungen 2008 präsentiert. „Lost Paradise – Der Blick des Engels" wird morgen Freitag
eröffnet und zeigt Werke, die von Künstlern im 20. Jahrhundert angesichts der möglichen Menschheitskatastrophen
geschaffen wurden: ausgehend von Paul Klees Schlüsselwerk „Angelus novus“, das vom 31. 5. – 4. 6.
durchgehend im ZPK zu sehen ist. Erstmals ist der Aussenraum des ZPK grossräumig inszeniert worden – als
„Vorgarten“, der mit unterschiedlichen und gegensätzlichen Kunst-Exponaten, zu denen auch die Installation
„Holzweg“ von Thomas Hirschhorn gehört, sowie einem Sparten übergreifenden Wochenendprogramm dazu
einlädt, das Zentrum Paul Klee während der Sommermonate auf neuen (Um-)Wegen zu entdecken.
Die begleitende Ausstellung „In Paul Klees Zaubergarten“ eröffnete am 17. Mai und dauert bis am 31.8.2008.

INHALT
Lost Paradise – Der Blick des Engels
„Lost Paradise – Der Blick des Engels“ thematisiert die düsterste irdische Wirklichkeit „jenseits von Eden“. Die
Genre überschreitende Ausstellung gruppiert sich konzeptuell um ein Schlüsselwerk von Paul Klee, den “Angelus
novus“, das dem deutsch-jüdischen Philosophen Walter Benjamin als Sinnbild für seinen "Engel der Geschichte"
diente. Aus der Perspektive des Engels, der vertrieben und erschreckt auf das Unheil in der Welt blickt, dokumentieren
die ausgewählten Exponate die Kehrseite des paradiesischen Naturzaubers: den Trümmerhaufen des Fortschritts,
die Welt der Zerstörungen und des Leids, den umherirrenden Menschen und sein nacktes Überleben. Die
Ausstellung vereint unterschiedlichste Kunstwerke, Fotografien, Filme, Installationen und historische Artefakte:
Werke von Paul Klee aus dem Ersten Weltkrieg, von Alberto Giacometti, Tacita Dean, Pablo Picasso, Adrian Paci,
Anselm Kiefer, Fernando Sánchez Castillo, Alfred Kubin, Luc Tuymans, Boris Michailov stossen auf Filme von
Jean-Luc Godard und Alain Resnais und auf Exponate aus dem Hiroshima Peace Memorial Museum. „Die Wiederholung
des Immergleichen ist die Katastrophe“, schrieb Walter Benjamin. Die Ausstellung bietet keinen
Fluchtraum, es sei denn, man schliesst die Augen. Der „Angelus novus“, der vom Israel Museum in Jerusalem nur
für kurze Zeit ans Zentrum Paul Klee ausgeliehen wird, ist vom 31.5., 10 Uhr bis am 4.6., 24 Uhr durchgehend zu
sehen. Nach Ablauf der Ausleihfrist wird der Angelus novus durch eine Dokumentations-Fotografie sowie Paul
Klees Originalzeichnung, die ihm als Vorlage für das Werk aus dem Israelmuseum diente, ersetzt. Die Ausstellung
„Lost Paradise – Der Blick des Engels“ steht unter dem Patronat von Herrn Bundespräsident Pascal Couchepin,
Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern.

Der Vorgarten zum Fruchtland
Im Aussenraum trifft Himmel auf Hölle auf einer grossen Kunst- und Spielwiese für die Gartenschau. Verschiedene
Grossinstallationen von Paul McCarthy, Sol Lewitt, Joep van Lieshout und der französischen Künstlergruppe
Claire Fontaine sowie ein Fesselballon, der die Besucherinnen und Besucher dem Angelus novus gleich über dem
Gelände schweben lässt, zeigen die Primärformen von Renzo Pianos Wellen aus einer neuen Perspektive. In der
alten Scheune im Wyssloch, östlich der Autobahn, ist eine Videoinstallation von Aernout Mik zu sehen, und eine
parallel zum Bach gelegene Häuserzeile ist mit Blendfassaden der Basler Künstlerinnen Claudia und Julia Müller
getarnt, die Einblick in einen verwunschenen Wald mit Vexierbildern geben. Der Spazierweg um den Egelsee ist in
Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten, der Stadtgärtnerei Bern und den Lehrlingen von vier Berner Gärtnereibetrieben
neu bepflanzt worden. Die Windspiele von Pierre Huyghe bringen die Büsche und Bäume am Ufer
zum Klingen und für die Wünsche der Besucherinnen und Besucher steht ein Wunschbaum von Yoko Ono bereit.
Eine Gartenbauingenieurin und eine Landschaftsarchitektin haben Livia Klee, Gründerin des ZPK, zweite Ehefrau
von Felix Klee und Tochter des Dessauer Bauhausdirektors Hannes Meyer interviewt und ihre Erinnerungen an
den Dessauer Garten als „Livias Garten“ vor dem Südeingang des Zentrum Paul Klee in Natur übertragen.
Die Ausstellung im Aussenraum wurde von der Paul Klee-Stiftung der Burgergemeinde Bern ermöglicht.
Thomas Hirschhorn in den Ostermundiger Steinbrüchen
„Jenseits von Eden. Eine Gartenschau“ bespielt auch den Raum um die Ostermundiger Steinbrüche, wo Paul Klee
selbst arbeitete. Sie sind Teil und Ziel der „Wege zu Klee“, die Fussgängerinnen und Fussgänger vom Hauptbahnhof
Bern zum Zentrum Paul Klee und bis zu den Steinbrüchen führen. Dort stellt Thomas Hirschhorn – zum ersten
Mal seit der Abwahl von Bundesrat Christoph Blocher wieder in der Schweiz – seine für die Ausstellung „Lost
Paradise – Der Blick des Engels“ erarbeitete Installation „Holzweg“ in den Wald. Sie fragt ganz direkt und ohne
Umschweife nach der Gewalt, die in uns allen steckt, schlummert und ausbricht.

AKTIVITÄTEN AN WOCHENENDEN
Von Anfang Juni bis Mitte September offeriert das ZPK seinen Gästen an jedem Wochenende im „Vorgarten zum
Fruchtland“ unentgeltlich ein vielseitiges Sparten übergreifendes Veranstaltungsprogramm: Kunst-Aktionen, Live-
Performances, Hochseilakrobatik, aber auch eine mobile Kickgolf-Anlage und Picknickmöglichkeiten sollen das
Publikum dazu einladen, den Sommer im und ums Zentrum Paul Klee zu verbringen.
Das umfassende Programm ist als Faltprospekt erhältlich oder im Internet abrufbar.

Vernissage und Lange Nächte (31.5., 10 Uhr – 4.6., 24 Uhr)
Die Vernissage zur Ausstellung „Lost Paradise – Der Blick des Engels“ findet am Freitag, 30. Mai, 18 Uhr, statt.
Vom Samstag, 31. Mai, 10 Uhr, bis Mittwoch, 4.6., 24 Uhr, bleibt das Zentrum Paul Klee durchgehend geöffnet.
Das umfassende Programm zu den „Langen Nächten“ ist als Faltprospekt erhältlich (Pauschalticket: CHF 20.- pro Person; Gratiseintritt für 16- bis 26-Jährige von 18 Uhr und 6 Uhr;
kleiner Bar- und Verpflegungsbetrieb im Hügel Süd)


Jenseits von Eden. Eine Gartenschau: Der Vorgarten zum Fruchtland
Von Mai bis Oktober 2008 überrascht das Zentrum Paul Klee seine Besucherinnen und Besucher mit Pflanzenzauber
und Wundergärten. Dies zum ersten Mal nicht nur in den Ausstellungsräumen unter den drei Wellen von
Renzo Piano, sondern auch in der Museumsstrasse und im Aussenraum.
Für Paul Klee war die Auseinandersetzung mit der Natur eine Voraussetzung für künstlerisches Schaffen schlechthin.
Die Ausstellung In Paul Klees Zaubergarten (bis 31.8.) spiegelt anhand ausgewählter Werke den Facettenreichtum
von Klees Auseinandersetzung mit der Vielfalt des pflanzlichen Lebens. Dabei ist allen gemeinsam, dass
sie weit über die beschauliche Blumenidylle hinausweisen und eine eigene Welt, entsprungen der künstlerischen
Phantasie darstellen.
Die Ausstellung Lost Paradise – Der Blick des Engels (bis 26.10.) thematisiert im Gegensatz dazu die düsterste
irdische Wirklichkeit „jenseits von Eden“, die Kehrseite des paradiesischen Naturzaubers: den Trümmerhaufen
des Fortschritts, die Welt der Zerstörungen und des Leids, den umherirrenden Menschen und sein nacktes Überleben.
Die für ihre Installationen international renommierten Künstler Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger haben in ihrem
monumentalen Werk "Die Verquickung" die Museumsstrasse des Zentrum Paul Klee in einen filigranen, künstlichen
Dschungel verwandelt. Innerhalb dieses lichten, wuchernden Systems steigen und sinken gegengleich ein
grosses und ein kleineres "Gehänge" zwischen Erd- und Untergeschoss und setzen die beiden Ausstellungen wie
Himmel und Hölle miteinander in Beziehung.
Unter dem Titel Der Vorgarten zum Fruchtland präsentiert sich das Gelände rund um das Zentrum Paul Klee als
familienfreundliche Kunst- und Spielwiese. Neben einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm an 12 Wochenenden
zwischen Juni und August, an dem die Besucherinnen und Besucher unentgeltlich teilnehmen können, sowie
der Möglichkeit, Kickgolf zu spielen, stehen hier die grossformatigen Kunstwerke und Installationen der Gartenschau.
Der Vorgarten zum Fruchtland wurde von der Paul Klee-Stiftung der Burgergemeinde Bern ermöglicht. Zu
den im Aussenraum gezeigten Werken gehören unter anderem:
Thomas Hirschhorn, *1957 in Bern, lebt in Paris, Holzweg, 2008
Der in Paris lebende Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn ist mit seiner Ausseninstallation Holzweg zum ersten Mal seit der
Abwahl des Bundesrats Christoph Blocher wieder in der Schweiz mit einer grossen Arbeit vertreten. Die Installation „Holzweg“
nahe des Steinbruchs Ostermundigen wurde vom Künstler eigens für das Zentrum Paul Klee konzipiert und geschaffen.
Die Installation thematisiert die Gewalt an sich und den Willen sich dieser zu stellen. Der Holzweg führt einen bekanntlich auf
die falsche Spur. Dennoch muss dieser gemäss Thomas Hirschhorn bis ans Ende gegangen werden, wo wir dem Ort des Konfliktes
zwischen Natur und Kunst begegnen. Der Standort Wald steht hier für dieses Konfliktfeld. Wer den Weg zu Ende ?geht,
befindet sich mitten im Wald mit einer Installation konfrontiert, die aus einem weissen Auto, natürlichem und künstlich hergestellten
Holz in allen Dimensionen, afrikanischen Plastiken, Gartenstühlen, sowie weiteren Materialien aus dem Atelier des
Künstlers besteht. Die Begegnung mit der Gewalt, mit dem Negativen und die Auseinandersetzung damit, sieht der Künstler als
unabdingbaren Teil der Welt, dem sich niemand entziehen kann.
Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, die Verquickung 2008
In ihrem jüngsten monumentalen Werk "Die Verquickung" haben die Schweizer Künstler Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger in
wochenlanger Feinarbeit die 150 Meter lange Museumsstrasse des Zentrum Paul Klee für den Ausstellungszyklus "Jenseits von
Eden. Eine Gartenschau" in einen filigranen, künstlichen Dschungel verwandelt. In ihrer Sorgfalt und Geduld sind Gerda Steiner
und Jörg Lenzlinger dem Hauskünstler Paul Klee nicht unähnlich, was die beiden auch gerne eingestehen. Sie verweisen
sogar auf ihre Vorlieben für die Naturwissenschaften und den Alltagshumor, die sie mit Klee teilen. Mit Ästen und besonderen
Pflanzenteilen aus dem Botanischen Garten Bern haben sie Materialien aus ihrem eigenen Fundus verquickt und neue poetische
Elemente geschaffen und ergänzt. Jedes Detail erzählt eine Geschichte, über die Reisen des Künstlerpaars, von Fremdem und
Eigenem und über das Staunen angesichts der Welt. Innerhalb dieses wuchernden Systems pendeln ein grosses und ein kleineres
"Gehänge" wie zwei Hausgeister zwischen Erd- und Untergeschoss des mittleren Hügels des Zentrum Paul Klee. Sie setzen die
beiden Ausstellungen "In Paul Klees Zaubergarten" und "Lost Paradise – Der Blick des Engels" wie Himmel und Hölle miteinander
in Beziehung.
Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 2
Yoko Ono, Wish tree
Der wish tree basiert auf einem Konzept der japanischen Performance-Künstlerin Yoko Ono. Demzufolge sind alle Besucher
und Besucherinnen eingeladen, ihre Wünsche auf einen Zettel zu schreiben und am Wunschbaum zu befestigen. Die Wünsche
werden gesammelt und an einem Ort in Island vergraben. Dieser Ort beherbergt sämtliche Wünsche, die weltweit im Zusammenhang
mit Yokos Onos wish trees aufgeschrieben wurden.
Die Künstlerin verweist damit auf eine japanische Tradition, Wünsche auf Papier festzuhalten und an ausgewählten Kultorten
zu befestigen. Der Wunschbaum vor dem Zentrum Paul Klee lebt von der Beteiligung und Intervention der Besucher. Im Zusammenhang
mit der Ausstellung Lost Paradise – Der Blick des Engels ist er Hoffnungsträger und stille Quelle für die Utopie
einer verheissungsvollen Zukunft.
Claire Fontaine, Ibis redibis non morieris in bello, 2006/08
Am Turm der Villa Schöngrün, die heute das Restaurant des Zentrum Paul Klee beherbergt, leuchten kreisförmig angeordnet
Neonbuchstaben, die den Schriftzug „You will go to war not come back die“ bilden. In der griechischen Mythologie erwartete
die sibyllinische Antwort „Ibis redibis non morieris in bello” jene Soldaten, die in den Krieg ziehen mussten und zuvor das
Orakel über den Ausgang ihrer Mission befragten. Der Satz kann auf zwei gegensätzliche Arten gelesen werden. „Du wirst in
den Krieg ziehen, zurückkehren und nicht sterben“ ist die eine Lesart, die andere: „Du wirst in den Krieg ziehen, nicht zurückkehren
und sterben“. Entscheidend ist, ob das Komma vor oder hinter dem Wort „non“ gesetzt wird, doch dies sagte die Prophetin
den Soldaten nicht. Die Autorschaft dieses Werks ist das Künstlerkollektiv Claire Fontaine. Es wurde 2004 in Paris
gegründet und hat sich den Namen einer bekannten französischen Schulheftmarke gegeben. Mit „Fontaine“ werden aber auch
berühmte Kunstschaffende in Verbindung gebracht: Marcel Duchamps Urinoir heisst auf Englisch „Fountain“, und Bruce
Naumanns hat ein „Selfportrait as a Fountain“ geschaffen. Claire Fontaine wird als „Ready-Made-Künstlerin“ definiert, deren
Arbeiten häufig die Gestalt von Werken anderer Kunstschaffender annehmen. Das Kollektiv versteht seine Arbeitsweise nicht
als Aneignung im Sinne der Appropriation Art, sondern will sie eindeutig als Akte von Diebstahl verstanden wissen. Diesen
Diebstahl im Geiste von Robin Hood, das heisst als Aufruf zu zivilem Ungehorsam und zur politischen Agitation, betreibt das
Künstlerkollektiv mittels Neonarbeiten, Plastiken, Videoarbeiten, Gemälden und Texten.
Paul Mc Carthy, Complicated Pile, 2007
Der amerikanische Performance-Künstler und Plastiker Paul McCarthy setzt mit Complicated Pile ein gigantisches Zeichen
hinter den Wellen des Zentrum Paul Klee. Das aus Zeltstoff hergestellte und durch ein Gebläse in Form gehaltene Objekt ist
die genaue Nachbildung eines Hundekots. Der Protoyp stammt aus dem Atelier des Künstlers, wo dessen Hund einst sein
Häufchen liegen liess. Massstabgetreu wurde die Vorlage in eine über fünfzehn Meter hohe Plastik umgesetzt.
Der Künstler gilt als ein bissiger Kommentator der dunklen Seite der amerikanischen Kultur. Er setzt sich seit Beginn seines
Schaffens mit den Abgründen der Zivilisation wie Sex, Macht und Doppelmoral auseinander. Das Spiel mit Exkrementen kehrt
in seinem Werk mehrmals wieder. Zusammen mit seinem Künstlerfreund Jason Rhoades zeigte er 2002 gesammelte Fäkalien
in Glasflaschen unter dem Titel „Shit Plug“. Das Setzen eines monumentalen Hundehaufens als künstlerische Geste kann nicht
mehr als spezifischer Kommentar gelesen werden, sondern als eine Bemerkung zur Welt an sich.
Sol LeWitt, *1928 in Hartford Connecticut, † 2007 in New York), Cube, 2008
Sol LeWitt wurde 1928 als Sohn russischer Emigranten in Hartford Connecticut geboren. 2007 verstarb er in New York. Der
Künstler, der als Wegbereiter der Concept Art gilt, hat ein vielseitiges Oeuvre hinterlassen. Er beschäftigte sich mit dem Wall
Drawing, der Gouache, der Zeichnung, der Druckgrafik, der Fotografie und der Edition und schuf ausserdem dreidimensionale
Arbeiten. Dabei ist die Form des Kubus, der Cube eine zentrale geometrische Figur, die bereits in seinem Frühwerk auftrat. Auf
der Landschaftsskulptur des Zentrum Paul Klee hinter den drei Hügeln von Renzo Piano wurde der Cube aus Kalksandsteinen
in den Massen von rund 5x 5 x 5 Metern aufgebaut. Nachdem in den 1980er und 1990er Jahren in Zürich, ausgehend von der
Diskussion um einen möglichen Standort des Cube, eine intensive Debatte um Kunst im öffentlichen Raum entbrannt ist, findet
nun der Cube – zumindest vorübergehend - einen Standort in Bern.
Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 3
Spencer Tunick, Switzerland, Aletsch Glacier 2-6 (Greenpeace) 2007
Der amerikanische Installationskünstler Spencer Tunick ist bekannt für seine spektakulären Aktionen, für die er Freiwillige in
grossen Gruppen nackt posieren lässt. Letztes Jahr rief er in Zusammenarbeit mit Greenpeace Schweiz zu einer Installation auf
dem Aletschgletscher auf. Die schwindenden Gletscher sind ein unübersehbares Zeichen für die Erwärmung der Erde. Schreitet
die Klimaerwärmung weiter fort, wird bis im Jahr 2080 anstelle der heutigen Gletscher nur noch nacktes Geröll übrig bleiben.
Der Klimawandel verlangt heute nach mutigen politischen Entscheidungen. Rund 600 Menschen sind im August 2007 dem
Aufruf von Greenpeace gefolgt und bildeten unter der Regie des Künstlers eine „lebende Skulptur“. Mit der Körperlandschaft
wird die Verletzlichkeit des Gletschers mit dem Menschen symbolisch in Verbindung gebracht. Die Bilder wenden sich in ihrer
Botschaft direkt an die, die sie betrachten. Sie fühlen sich in ihrer Existenz als Individuum berührt und erfahren die Verletzlichkeit
unseres Daseins am eigenen Körper.
Livias Garten
Ein Projekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil.
Livia Klee, Schwiegertochter Paul Klees, lernte ihren Mann Felix Klee bereits als 4jähriges Kind im Bauhaus in Dessau kennen.
Ausgehend von ihren Erinnerungen an diesen Garten gestalteten Regula Treichler und Doris Tausendpfund vom Institut Umwelt
und Natürliche Ressourcen in Wädenswil diesen „Garten der Erinnerung“ nach. Livias Garten bietet eine kleine Zeitreise
in die kultivierte Natur, die auch Paul Klee als Bauhaus-Lehrer in den 1920er Jahren in Deutschland mitgeprägt hat. Livia
Klees Erinnerungen werden in abstrahierter Form im Garten wiedergegeben. Heckenelemente zum Durchschlüpfen und übergrosse
Maulwurfshügel, welche die Szenerie beherrschen , zum Beispiel. Hecken aus Bäumen, Blütenstauden und Gräsern
bilden den Rahmen des Gartens und gleichzeitig den fliessenden Übergang zur Umgebung. Im Verlauf der Vegetationsperiode
verändert sich das Bild, die Gräser und Stauden wachsen und die Heckenelemente werden immer höher und höher, so dass
man plötzlich im Herbst von den Pflanzen überragt wird. Als zentrales und konstantes Gestaltungselement stehen drei abstrahierte
Maulwurfshügel aus Weiden. Diese lebendigen Weidenbauten treiben im Verlauf des Jahres Blätter und Stängel und
werden so zu grünen Hügeln, die wie Maulwurfsbauten auf der Wiese stehen.
Der Garten und insbesondere die Weidenbauten laden kleine und grosse Besucher zum Spielen, Verstecken, Verweilen und
Entdecken ein.
Essbare Blüten
Ein Projekt der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil.
Milliarden von Bienen können sich einfach nicht irren, wenn sie auf zarte Blüten, deren Farben und Aromen fliegen. Im Allgemeinen
haben wir von Blüten eine klare Vorstellung. Wir denken an deren dekorativen Wert in Vase und Garten oder als
einzigartigen Duft in Form eines Parfüms. Das Würzen und Kochen mit Blumen geht aber weit in die Geschichte zurück. Nicht
nur als Dekorationselement in der höfischen Küche, für Festgelage mit Rosen und aromatisiertem Wein, sondern auch als Teil
der Volksküche, welche Blüten zu allen Zeiten auf pragmatische Art verwendete. Blüten auf dem Teller sind ein Fest für alle
Sinne - Gaumenschmaus und Augenweide. Regula Treichler und Doris Tausendpfund vom Institut für Umwelt und Natürliche
Ressourcen der Hochschule in Wädenswil haben diese kulinarische Expedition durch die Welt der essbaren Blüten zusammengestellt.
Im Laufe des Sommers werden auf dem Blütenbeet immer neue Pflanzen mit essbaren Blüten in verschwenderischer
Fülle stehen. Duftpelargonien, Lavendel, Thymianblüten und Muskatellersalbei verbreiten ihren verführerischen Duft bereits
bei den ersten Sonnenstrahlen und man kann sie schon von weitem riechen. Andere Blüten entfalten ihr Aroma erst im Gaumen
und überraschen mit aussergewöhnlichen Geschmacksrichtungen. Begleiten Sie uns auf dieser erregenden Entdeckungsreise
zu unbekannten kulinarischen Dimensionen. Naschen erlaubt!
Der Vorgarten zum Fruchtland Seite 4
Aernout Mik, *1962 in Groningen, lebt in Amsterdam, Scapegoats, 2006
Der 1962 in Groningen geborene Künstler Aernout Mik gehört zu den international höchst anerkannten Video-Künstlern
seiner Generation. Er entwickelt absurde Szenen, latente Katastrophen-Situationen. Sie sind akribisch konstruiert und werden
als loop gezeigt. Mik spielt mit der Realität und führt die Betrachter in die Irre. Der Künstler geht von kollektiven Vorstellungen
aus, wie sie beispielsweise über das Verhalten von Polizisten gegenüber illegalen Einwanderern herrschen, recherchiert aber
bewusst nicht, wie sie sich tatsächlich verhalten. Er bedient sich des Materials Mensch wie ein Bildhauer und schafft so „lebende
Installationen“. Für seine Inszenierungen arbeitet Mik mit Laiendarstellern. Im Video „Scapegoats“ sind in einer grossen
Halle Soldaten zu sehen, die Zivilisten bewachen. Doch die Situation verändert sich, so dass bald nicht mehr klar ist, wer die
Bewacher und wer die Bewachten sind, wenn etwa Kinder beginnen, Erwachsene mit Maschinengewehren vor sich herzutreiben.
Dadurch, dass der Künstler auf Sprache verzichtet, wird die Situation noch rätselhafter.
Fesselballon Angelus novus
Der Fesselballon wurde eigens für das Gartenprojekt „Jenseits von Eden. Eine Gartenschau“ vom Zentrum Paul Klee produziert.
Der Ballon ist mit einem dreifachen Aufdruck von Paul Klee’s Angelus novus, 1920, 32 versehen, dem Leitmotiv der
Ausstellung Lost Paradise im Untergeschoss des Zentrum Paul Klee. An den Seilen festgezurrt, steigen die Besucherinnen und
Besucher selbst in himmlische sechzig Meter Höhe und können aus der Perspektive des Engels die Welt überblicken. Die Zukunft
im Rücken, im Blickfeld nur das, was bereits Vergangenheit ist. Sie werden selbst zum Engel der Geschichte.
Claudia & Julia Müller, *1964 & *1965 in Basel, leben in Basel, Nachtwald I-III, 2008
Vor den Mehrfamilienhäusern auf der Wiese im Wyssloch lagern drei dunkel gestaltete, in den Dimensionen die Fassaden
nachempfundene Bildinstallationen. Das Tryptichon hat den Wald, genauer den Nachtwald zum Thema. Wir sehen Ausschnitte
von wuchtigen Baumstämmen vor dunklem Himmel, mit gespinstartigen, fein gezeichneten Bäumchen und Verästelungen
dazwischen. Nach und nach schälen sich aus diesem Nachtwald noch weitere Bilder heraus. Das riesige Bild spielt mit unserer
Wahrnehmung: überall erkennen wir plötzlich Gesichter oder auch nur einzelne Sinnesorgane wie Zunge, Ohr und Auge. So
weckt der Nachtwald dunkle Fantasien, Geschöpfe, Albtraum und Nachtmahr. Das komplexe Vexierbild, das die in Basel
lebenden Schwestern Claudia und Julia Müller geschaffen haben, fügt sich in eine Reihe von Illusionsräumen, die die Künstlerinnen
ausgehend von ihrem zeichnerischen Werk entwerfen.
Joep van Lieshout, *1963 in Ravenstein, lebt in Rotterdam, Wellness Skull, 2007
Der niederländische Künstler Joep van Lieshout arbeitet an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Design und Lebenskunst.
Er konzipiert ganze Städte und deren Funktion und entwickelt Objekte und Installationen. Sein Werk dreht sich um
Behausung, Verpflegung, Entsorgung, Fortbewegung und Fortpflanzung. Im Rahmen der Ausstellung „Jenseits von Eden. Eine
Gartenschau“ zeigt das Zentrum Paul Klee einen überdimensionalen Totenkopf, der in seinem Inneren ein Wellness Center
beherbergt. Viereinhalb Meter in der Höhe und sechs Meter in der Breite misst der „Wellness Skull“. Im Nacken des Schädels
ist ein kleines Bad eingebaut; der Kopf des Schädels beinhaltet eine Sauna. Wenn er in Betrieb ist, dringen die Dampfschwaden
aus den Augenhöhlen des Totenschädels. Dieser steht für Vergnügen und Gesundheit sowie Eitelkeit und Dekadenz. Die Arbeit
weist auf das Sterben und Vergehen hin, sie symbolisiert den Tod, den Glauben an das Danach und das Ende des Lebens.

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