W+B Agentur-Presseaussendung Januar 2004 << Die der Fotografie vorauseilende Auf-Zeichnung: von Kant zu Shan Shui>> Katalogbuch- und Ereignisbesprechung
er-sgs-fohr1816.jpg; er-sgs-schadow1802.jpg; er-sgs-blechen1829.jpg; er-sgs-friedrich6-1809.jpg;
<< >> Ausstellung: Staatsgalerie Stuttgart 6. Dezember 2003 bis 25. April 2004 www.staatsgalerie.de In Kooperation mit dem Museum der Schönen Künste Budapest und der Nationalgalerie Warschau. Katalog: 3-sprachig, 184 S.; farbige Abb.; broschiert mit Klappumschlag; SFR 112.-; Stuttgart, 2003 Von allen Exponaten gibt es farbige Abbildungen mit Beiträgen von Udo Felbinger. Vorträge, Führungen und Sonderveranstaltungen bilden das Begleitprogramm.
Klar, dass dabei Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Julius Schnorr von Carolsfeld, Moritz von Schwind und Carl Blechen nicht fehlen. Uns schon eher unvertraut wirkt Carl Philip Fohr mit seinem hervorstechenden Blick-Bildnis von Heinrich Karl Hofmann, einem charakteristischen Vertreter der deutschnationalen Burschenschaften von 1816. Dieser laterna magica – Blick, den auch die 3 Jahrzehnte der Daguerreotypie vorauseilt lässt sich hier bereits ahnen: Der Augen-Blick schräg zu uns gerichtet, das leicht strähnige lange Haar ragt über den hohen Stehkragen, der ein grosses M bildet wie Mannes-Mut als Initial imaginiert. Ein anderer Portraitist, Johann Gottfried Schadow profiliert sich angesichts der Königin Luise von Preussen, 1802 – diese im Profil – mit einer prä-fotografischen Ausdrucksschärfe originärer Art: Die jugendlich-erotische Ausstrahlung mit ihrer lässigen, zum Schopf geflochtenen. üppigen Haartracht, der unbeirrbar-gerade ausgerichtete Blick und dabei doch mit leiser Ironie in Auge, Mundwinkel und zartem Doppelkinn, mildern dieses durch und durch Sympathie ausstrahlende Wesen, ja Menschen(s)kind! Der Kant’sche Imperativ und sein WeltbürgerInnentum lassen hier auf eine anschauliche Art grüssen. Wenden wir unseren Blick der mit Öl kolorierten Zeichnung des bereits erwähnten Carl Blechen von 1929 zu, da werden wir unmittelbar 70 Jahren nach vorne geschleudert, zu dem erst nach wieder 70 Jahren bekannt gewordenen Egon Schiele und seinem Farb- und Formenduktus, den Blechen bereits da in der Skizze Italienisches Haus vorprägt. Die Auf- Zeichnung als Weltkunst zelebriert Caspar David Friedrich in der winterlichen Baumstudie, die in einer Reihe zwischen 1.Mai und 2. Juni 1809 entstand. Hier wird nicht nur der fotografische Blick sondern auch die Begegnung mit dem Shan Shui der chinesischen Betrachtungsweise der Natur vor-vernetzt. Ein Besuch dieser Ausstellung und die Betrachtungen im Katalog lohnen allemal.
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