Adolf Fleischmann (1892–1968) Grafik

<<Staatsgalerie Stuttgart: Adolf Fleischmann (1892–1968) zum 40. Todesjahr – Erinnerung an eine Stiftung . Ab 18.7.2008 in der Sammlung>>
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Adolf Fleischmann (1892–1968) zum 40. Todesjahr – Erinnerung an eine Stiftung . Ab 18.7.2008 in der Sammlung

1976 stiftete Frau Elly Fleischmann der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart 18 Blätter (Gouachen, Collagen, Kohlezeichnungen, Monotypien) ihres Mannes Adolf (Richard) Fleischmann (1892–1968), darunter etliche aus seiner frühen Schaffenszeit, denen aufgrund der hohen Verlustzahlen - besonders im Falle seiner Gemälde - durch die Vernichtung während des Zweiten Weltkrieges, eine besondere Bedeutung zukommt.
Die Blätter aus der Stiftung Elly Fleischmann bieten zusammen mit den elf weiteren Werken im Bestand der Graphischen Sammlung einen repräsentativen Überblick über sämtliche Schaffensperioden des Künstlers. Ergänzt wird dieser durch die Gemälde der Staatsgalerie. Besonders hervorzuheben ist die Vielseitigkeit Fleischmanns in der Kombination individueller Farbklänge und verschiedener rhythmischer Formgefüge, die seine Werke zu Aktionsräumen werden lassen. Dabei unterscheidet sich der Vibrationseffekt seiner Linien und Farben jedoch entschieden von der exakten Geometrie der Konstruktivisten. Adolf Fleischmann gilt mit seinen Werken ab 1950 als eine Art Vorläufer der »Op-Art« - oder wie er selbst in einem Brief an einen Freund im April 1965 schrieb: »Damals hatte ich keine Ahnung, daß ich einmal der Papa einer ganzen Bewegung werden würde.«
Fleischmann, u.a. Schüler von Adolf Hölzel, studierte an der Stuttgarter Akademie bevor er zu einem rastlosen Wanderleben aufbrach. Nach Militärdienst und Verwundung an der Ostfront lebte er zunächst in der Schweiz, sodann wieder an verschiedenen Orten in Deutschland, zwischen 1933 und 1938 in Mallorca und Italien sowie ab 1938 in Frankreich, wo er mehrfach interniert war. 1952 erfolgte die Übersiedlung nach New York, 1965 die Rückkehr des Schwerkranken nach Stuttgart.
Dieser wechselvolle Lebenslauf spiegelt sich auch in Fleischmanns Kunst wider, die sich jeder definitiven Festlegung entzieht. Überwiegt in den frühen kubistischen Aquarellen mit Collagen aus metallenen Folien noch die Mischung zwischen schwebenden Formen und nahezu märchenhaften Elementen, so geht der Künstler ab 1937 in seinen Kompositionen dazu über, die strenge Geometrie in eher organische Formen aufzulösen. Ab 1941 erhalten die Gouachen zuweilen einen schwarzen oder auch graublauen Grund, der ihnen ein bedrohliches Aussehen verleiht: Hier zeigen sich die schwierigen Bedingungen, unter denen er in diesen Jahren lebte.
Ab 1950 tritt ein neues Bildelement in Form einer dem Winkelmaß angeglichenen L-Form, die er »équerre« (frz. für »Winkellineal«, »Geodreieck«) nennt, in sein Werk, vor allem in Collagen aus farbigen Papieren. Zuweilen benutzt Fleischmann auch bedruckte Papiere als Untergrund, wie im Falle eines Zeitungsblatts mit Börsenkursen unter dem Titel Labyrinth New York, das allerdings nicht ironisch gemeint ist, sondern durch die intensive Dunkel-farbigkeit der aufgesetzten Zeichen eher archaisch anmutet.