Federschmuck der Indianer Südamerikas

Federschmuck der Indianer Südamerikas - aus der Studiensammlung Horst Antes Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchlinhaus, 16. Juli 2004 – 17. Oktober 2004 www.schmuckmuseum-pforzheim.de /
Öffentlichkeitsarbeit: waiss@stadt-pforzheim.de

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Führungen: Regelmäßige Führungen finden jeden Sonntag um 11 Uhr statt sowie am Mittwoch, 21. Juli, 18. August, 15. September, 13. Oktober jeweils um 16 Uhr. Individuelle Führungen buchen Sie bitte unter der Telefonnummer 07231-392126.

Museumspädagogik: Das Schmuckmuseum veranstaltet zwei Workshops für Kinder zum Thema Federschmuck. Erfahrene Schmuckdesignerinnen zeigen am Mittwoch, 4. August und am Mittwoch, 8. September, wie man aus bunten Federn, Perlen, Leder und anderen Materialien Schmuck herstellen kann. Nähere Informationen und Anmeldung unter der Telefonnummer 07231-392126.

Seit den frühen 1960er Jahren sammelt der Maler und Bildhauer Horst Antes Federschmuck und -objekte der Indianerstämme Amazoniens. Das Schmuckmuseum Pforzheim zeigt vom 16. Juli bis 17. Oktober 2004 eine Auswahl aus dieser einzigartigen und umfangreichen Sammlung. Federschmuck ist in seiner ursprünglichen Erscheinung von großer ritueller und mythischer Bedeutung. Vielfalt der Formen und Farbenpracht der Federn machen ihn aber für uns vor allem zu einem einmaligen ästhetischen Erlebnis.

Federn nehmen bei den indianischen Stämmen des tropischen Südamerikas eine Ausnahmestellung im täglichen Leben und in kultischen Handlungen ein. Ebenso ist ihr exklusiver materieller Rang für die Herstellung von Kultobjekten bis heute die Domäne dieser Ethnien. In der indianischen Kunst findet Federschmuck seine wohl höchste Ausprägung, wie überhaupt Federarbeiten nirgends sonst einen solchen Reichtum aufweisen wie im Amazonasgebiet und den angrenzenden Regionen. Im Gegensatz zu der überwiegend auf den Kopfschmuck begrenzten Verwendung von Federn bei den Prärieindianern Nordamerikas überrascht der Federschmuck aus Südamerika durch seine Vielfalt. Er ziert neben dem Kopf Arme, Ohren, Nase sowie viele Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens. Federarbeiten sind dort noch heute integraler Bestandteil einer ebenso komplexen wie elementaren Lebenswelt.

Federschmuck wird in der Regel im Ritual und Tanz getragen, meist in Zusammenhang mit Körperbemalungen, die auf den Federschmuck abgestimmt sind und ihm dadurch seine Bedeutung und Wirkung verleihen. Die Skala reicht von der Darstellung der Sonne bis zur Imitation von Blüten. Kunstvoll arrangierte Federarbeiten weisen ins Transzendente und können im Gegenzug auch ganz direkte Hinweise auf Naturerscheinungen bildlich erfassen.

Horst Antes kam erstmals in den späten 50er Jahren in völkerkundlichen Sammlungen mit indianischem Federschmuck in Berührung. Er hat daraus – neben den Kachinafiguren – einen seiner wichtigsten Sammlungsschwerpunkte gemacht. Antes sammelt umfassend, zu den Objekten trägt er immer auch eine umfangreiche Bibliothek zusammen, und sein Wissen über den Sammlungsgegenstand entspricht dem eines Ethnologen.

Und doch sammelt er als Künstler und nicht als Wissenschaftler. Er schreibt 1990 in einem Brief an einen befreundeten Ethnologen: „ Ein Künstler verhält sich ‚habgieriger’ Objekten gegenüber als vielleicht ein

Wissenschaftler, weil er diese körperhafter erfahren muss – mehr als Auge und Verstand hergeben - weil er stundenlang eine Schnur, eine Kalebasse studieren, ausprobieren muss, er das Verhältnis sucht von solch

fein gedrehter Schnur zur lockeren Malerei auf den Stirnbändern, und nicht nur aus der Kalebasse trinkt, indem er Unterschiede aufspürt zwischen dem Narrativen der Zeichen und den auffallend menschlichen Proportionierungen von Rennstäben, Kinderarmbrüsten, Rückenschmuck und Körben, und entdeckt, dass da mehr ‚Figur’ drin ist, als in einer erzählerischen Menschendarstellung“.

Horst Antes‘ Interesse an indianischen Federarbeiten liegt nicht in erster Linie bei deren Symbolkraft oder der Materialität und Textur. Sein Fokus richtet sich darauf, die Kriterien der Auseinandersetzung der indianischen Künstler mit der Farbe zu erfassen. Es ist dabei vorwiegend das malerische Element, das im Mittelpunkt seiner Untersuchungen und Beobachtungen zum Federschmuck steht. So verstanden, ‚malt’ der indianische Künstler mit seinen Federn.

Die Ausstellung folgt diesem Ansatz, indem nicht die ethnologische Darstellung im Vordergrund steht, sondern die Konzentration wird auf die Objekte und ihre Wirkung gelenkt. Insgesamt werden 142 Objekte gezeigt, sie reichen von einzelnen Federn, die durch Ohr oder Nase gesteckt werden, bis zu weit ausladenden Federkronen. Das Farbspektrum reicht von zartem Weiß über unscheinbares Braun bis zu leuchtendem Gelb, Rot, Blau und Grün. Es ist vor allem der Aufbau der Stücke und die Kombination der Federn – ob von den gleichen oder verschiedenen Vogelarten, die die Federarbeiten der Amazonasindianer in ihrer Farbigkeit zu Objekten der Kunst machen