Matisse: Menschen, Masken, Modelle

Online-Publikation: Oktober 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Matisse: Menschen, Masken, Modelle . Hrsg. Sean Rainbird, Ortrud Westheider und Michael Philipp und mit Beiträgen von I. Conzen, J. Klein, P. Kropmanns, I. Monod-Fontaine u.a. >>
228 Seiten, 101 Farbtafeln, 58 Abbildungen in Farbe und 60 in schwarz-weiß. 22,5 x 28 cm, gebunden, Schutzumschlag. ISBN: 978-3-7774-4385-0 , 39,90 € [D] | 67,00 SFR [CH]
Ausstellungshinweise: www.staatsgalerie.de; http://www.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/sgs-08-9-matisse.htmwww.hamburger-kunsthalle.de;  
Hirmer Verlag, München 2008, www.hirmerverlag.de;

Inhalt
Henri Matisse (1869–1954) war süchtig nach neuen Gesichtern, für ihn war das Porträtieren die zentrale schöpferische Herausforderung. Das Katalogbuch macht mit einer konzisen Werkauswahl aus allen Schaffensperioden, mit Gemälden ebenso wie mit Skulpturen und Zeichnungen, den prozesshaften Weg seiner Porträts nachvollziehbar.

Die Malerei von Matisse ist Ausdruck von Lebenslust und Daseinsfreude. Er war nicht nur der Schöpfer von farbenfrohen Interieurs und Stillleben, sondern auch von ausdrucksstarken Porträts. Bereits am Anfang seiner Karriere, im Kreis der Maler des Fauvismus, widmete sich Matisse ausgiebigen Porträtstudien, und auch später blieben Porträts eine wichtige Facette in seinem Werk.
Jetzt wird erstmals die Porträtkunst des Künstlers in einer Ausstellung thematisiert. Es geht dabei um die faszinierende Frage, auf welche Weise Matisse, dem es keineswegs um »exactitude« ging, ein ähnliches Abbild eines Gegenübers darstellte. Wie gelang es ihm, den »wahren Charakter« eines Gesichts zu erfassen und damit das zu schaffen, was man ein »wirkliches Porträt« nennen kann? Worin bestand die gesuchte Ähnlichkeit oder die vom Künstler beschriebene emotionale Beziehung zum Modell?
Bei jeder Sitzung hat der Maler die Analyse neu begonnen, die vom Modell ausgehenden Impulse neu sondiert – bis ein Bildnis von ikonenhafter Gültigkeit entstand. Nicht selten bestand diese Synthese auch aus einer Serie von Schnellzeichnungen, die für Matisse ebenso »Offenbarungen« darstellten wie die gemalten Porträts oder die Skulpturen. Bei diesem Interpretationsansatz werden neueste Erkenntnisse zu Matisses Familie, seinen Beziehungen zu Künstlerfreunden und Sammlerinnen einbezogen. Ebenso im Blick sind die durch Matisses langjährige Modelle inspirierten Bilder, denen eine besondere formale Überzeugungskraft eignet.

Geschrieben für
Kunstinteressierte, Künstler, Kunsthistoriker Studenten, Lehrende, Sammler, Museen, Kuratoren und allgemein kulturell Interessierte, Kulturmanagement und Kunstinstitutionen; und die Themenbereiche: Kunst, Kunstgeschichte, Malerei, Künstlerbiografien, Malerei, Moderne, Porträtmalerei..

Fazit
Das Katalogbuch "Matisse: Menschen, Masken, Modelle" zur Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart vom September 2008 bis 11. Januar 2009 und danach in der Hamburger-Kunsthalle zeigt Porträts des französischen Künstlers Henri Matisse (1869 – 1954), der als einer der Begründer der Bildauffassung des frühen 20. Jhdts gilt. Die gelungene Auswahl von den 110 Werken, die Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Druckgraphiken aus allen Schaffensphasen Matisse’ Porträtkunst zeigt unter anderem repräsentative Leihgaben aus internationalen Sammlungen.
Matisse zeigt ab 1914 in seiner Hinwendung zum Kubismus eigener genialer Prägung, wobei er das flächige farbharmonische Ornament soweit in die Bildkompostion einbringt, dass dieses eine erotische Partnerschaft, ja "Heirat" mit dem ebenfalls flächig arrangierten Portrait eingeht (darunter »Mademoiselle Yvonne Landsberg«, »Kopf in Weiß und Rosa. Marguerite Matisse« und die etwas spätere »Italienerin«. Die Modell-Darstellungen von Laurette, Antoinette Arnoud, Henriette Darricarrère und Lydia Delectorskaya, die zum Teil für viele Jahre für den Künstler arbeiteten und engen Familienanschluss hatten, setzen diesen seinen flächig-ornamentalen Diskurs im Werk von Matisse durchgängig fort. w.p.