Lebenshilfe fordert mehr Teilhabe für Senioren mit geistiger Behinderung

Gesundheit A_Z
Lebenshilfe für Senioren mit Behinderung
-gs-lebenshilfe15-9senioren-behinderung

Lebenshilfe fordert mehr Teilhabe für Senioren mit geistiger Behinderung

Berlin. In den letzten Jahrzehnten gab es in Deutschland kaum alte Menschen mit geistiger Behinderung – schreckliche Nachwirkung der systematischen „Euthanasie“-Morde durch die Nationalsozialisten. Heute erreicht erstmals eine ganze Generation das Rentenalter. Zudem sorgt die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung auch für eine individuell höhere Lebenserwartung bei diesem Personenkreis: Frauen und Männer mit geistiger Behinderung in Deutschland werden so alt wie nie zuvor. „Wir Menschen mit geistiger Behinderung können heute sehr alt werden. Das ist gut", so der 56-jährige Joachim Busch, Bundesvorstandsmitglied und Mitglied im Rat behinderter Menschen der Lebenshilfe. „Doch wir wollen das Alter auch genießen, so wie andere auch. Dafür müssen wir in den Verbänden, in der Politik und in der Gesellschaft aber noch viel tun."
Wie kann umfassende Teilhabe für Seniorinnen und Senioren mit Behinderung gesichert und ausgebaut werden? Die Bundesvereinigung Lebenshilfe wird mit ihrer Veranstaltung am 17. und 18. September „Mittendrin – auch im Alter. Senioren mit geistiger Behinderung in der Gesellschaft" ein bundesweites Forum zum Thema bieten. Die Tagung steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, und findet in den Räumlichkeiten des Ministeriums in Berlin statt. Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek wird die rund 120 Fachleute und Interessierten aus Politik und Wissenschaft, Behindertenhilfe und Selbstvertretung begrüßen. Dr. h.c. Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altenhilfe, ist einer der Hauptredner zum Thema Inklusion im Alter.
Zudem wird das Positionspapier der Lebenshilfe „Mittendrin – auch im Alter! Senioren mit geistiger Behinderung in der Gesellschaft“ mit einer deutlichen Beschreibung des Handlungsbedarfs vorgestellt: Gefordert werden etwa
• flexible Arbeitszeitmodelle in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung für den Übergang ins Rentenalter,
• eine Weiterentwicklung der Leistungs- und Vergütungsvereinbarungen für Senioren-Tagesangebote, damit diese „mittendrin“, bedarfsgerecht und vielfältig sein können,
• die Möglichkeit, auch im Alter in der gewohnten Umgebung, z.B. im Wohnheim, bleiben zu können,
• eine unabhängige, individuelle Beratung für die Gestaltung dieser neuen Lebensphase,
• ein Leistungsrecht, das die Kombination von Eingliederungshilfe, Grundsicherung und Pflegeleistungen in vollem Umfang erlaubt.
„Wir brauchen eine Praxis der Leistungsgewährung, die Menschen mit Behinderung nicht diskriminiert, die eindeutig ist und die sich an den Teilhaberechten der UN-Behindertenrechtskonvention orientiert und ihr Wunsch- und Wahlrecht in den Mittelpunkt stellt“, so Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. „Dabei steht viel auf dem Spiel für Menschen mit geistiger Behinderung: Werden sie ein Alter in Armut und Einsamkeit erleben – oder eines in Respekt und Selbstbestimmung, mitten in der Gesellschaft? Die Antwort sollte für uns alle klar sein.“
Die Tagung wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, von der DAK Gesundheit und von Aktion Mensch gefördert.
(3287 Zeichen)
Das Positionspapier der Bundesvereinigung Lebenshilfe (auch in Leichter Sprache) und das Programm der Tagung finden Sie hier.
Auch ein druckfähiges Foto stellen wir im Lauf der Tagung dort zur Verfügung.
Wichtige Erhebungen zum Thema:
Friedrich Dieckmann/Heidrun Metzler: „Alter erleben. Lebensqualität und Lebenserwartung von Menschen mit geistiger Behinderung im Alter“, hrsg. vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg, Stuttgart 2013
Friedrich Dieckmann, Christos Giovis, Sabine Schäper, Simone Schüller, Heinrich Greving: „Vorausschätzung der Altersentwicklung von Erwachsenen mit geistiger Behinderung in Westfalen-Lippe. Erster Zwischenbericht zum BMBF-Forschungsprojekt „Lebensqualität inklusiv(e): Innovative Konzepte unterstützten Wohnens älter werdender Menschen mit Behinderung“ (LEQUI)“, hrsg. von der Katholischen Hochschule NRW in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2010
Die Lebenshilfe: Die 512 Orts- und Kreisvereinigungen der Lebenshilfe mit rund 130.000 Mitgliedern sind Träger oder Mitträger von 4160  Einrichtungen, Diensten und Angeboten für Menschen mit geistiger Behinderung. In Frühförderstellen, (meist integrativen) Kindergärten und Krippen, Schulen und Tagesförderstätten, Werkstätten, Fortbildungs- und Beratungsstellen, Sport-, Spiel- und Freizeitprojekten, Wohnstätten und Wohngruppen sowie Familienentlastenden Diensten werden zirka 170.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefördert, betreut und begleitet.
Rund 60.000 hauptamtliche und etwa 15.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe sind mit diesen Aufgaben betraut. Angehörige von Menschen mit Behinderung können sich in Elterngruppen austauschen, behinderte Menschen selbst arbeiten immer stärker in den Vorständen und anderen Gremien der Lebenshilfe mit. Die 16 Landesverbände der Lebenshilfe und die Bundesvereinigung Lebenshilfe sind in der Beratung, Fortbildung und Konzeptentwicklung tätig und vertreten die Interessen behinderter Menschen und ihrer Familien gegenüber den Ländern bzw. der Bundespolitik.
Hilfreich für Ihre Arbeit: „Auf Augenhöhe“ – so heißt ein Leitfaden zur Darstellung von Menschen mit Behinderung in den Medien. Hier kommen Sie zum Download
Mit freundlichen Grüßen
Peer Brocke
 
Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Abteilung Kommunikation

mailto:peer.brocke@lebenshilfe.de

http://www.lebenshilfe.de

Vereinssitz Marburg
AG Marburg VR 972
Bundesvorsitzende:
Ulla Schmidt, MdB und Vizepräsidentin
des Deutschen Bundestages
Bundesgeschäftsführerin:
Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust