Hepatitis: Neue Medikamente mit 80-prozentiger Heilungschance
Nur etwa ein Drittel weiß von der Erkrankung
http://www.kompetenznetz-hepatitis.de; http://www.dgvs.de/
Hannover (pte/09.2006) - Hepatitis C ist nach wie vor eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten. Nach Schätzung von Experten sind in Deutschland mindestens 500.000 Menschen mit dem Hepatitis C-Virus infiziert. Nur etwa ein Drittel der Betroffenen weiß von der Erkrankung, denn die Infektion kann über Jahrzehnte beschwerdefrei verlaufen. In bis zu 20 Prozent der Fälle entwickelt sich der Virus zu einer Leberzirrhose und weitere fünf bis 15 Prozent erkranken in Folge der Leberzirrhose an Leberkrebs. Nun wurden in der Hepatitisforschung einige Durchbrüche erzielt, die darauf hoffen lassen in den nächsten Jahren die Heilungschancen auf 80 Prozent zu steigern. Kommende Woche werden die neuen Ergebnisse auf der medizinischen Fachtagung Gastroenterologie in Hannover vorgestellt.
"Hepatitis C ist eine Virusinfektion, die Entzündungen auslöst und das Immunsystem angreift. Dadurch kann es zu einer Narbenbildung kommen", erklärte Markus Cornberg, Geschäftsführer des Kompetenznetz Hepatitis , im Gespräch mit pressetext. Die Heilungschancen liegen derzeit aufgrund der angewendeten Kombinationstherapie mit Interferon Alpha und Ribavirin bei etwa 60 Prozent. "Wenn sechs Monate nach Abschluss der Therapie keine Virus-Enzyme nachgewiesen werden, so kann man von einer Heilung sprechen. Das Virus kann dann entweder ganz weg sein, oder es ist noch in sehr geringem Ausmaß im Körper, was jedoch keine unmittelbaren Auswirkungen hat. Natürlich ist eine weitere Überwachung der Patienten notwendig", so Cornberg.
Trotz ständiger Weiterentwicklung der Kombinationstherapie gibt es noch immer erhebliche Nebenwirkungen. Interferon beispielsweise senkt die Anzahl der weißen Blutkörperchen und Blutplättchen im Körper und kann zu grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Gelenksschmerzen führen. Darüber hinaus kann Interferon Depressionen auslösen, die wiederum mit Antidepressiva behandelt werden. "Was vor allem für Frauen oftmals problematisch ist, ist der Haarausfall, der durch Interferon ausgelöst wird. Dieser ist zwar nicht zu vergleichen mit einem Haarausfall bei einer Chemotherapie, das Haar wird aber dünner und es fallen auch mehr als normal aus. Für Frauen ist das oft sehr schwierig zu verkraften", erläuterte Cornberg.
Ribavirin kann drei bis vier Wochen nach Beginn der Therapie zu niedrigen Hämoglobin-Werten führen. Atemnot, Übelkeit und eventuell Hautausschläge sind die Folge. "Wichtig bei der Kombinationstherapie ist die ständige Überwachung und Einschätzung der Patienten. Nicht jeder Patient reagiert gleich", so Cornberg. Eine wirksame Alternative zur Kombinationstherapie gibt es noch nicht. Wie Cornberg gegenüber pressetext erklärt, gibt es neue Behandlungsmethoden mit Enzymblocker, die äußerst erfolgsversprechend sind. Diese befinden sich aber erst in der zweiten klinischen Testphase. Erst nach Abschluss der dritten Phase können die Behandlungen zuglassen werden. Erste Ergebnisse dieser Studien werden vom 13. bis 16. September 2006 auf der medizinischen Fachtagung Gastroenterologie von der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Hannover präsentiert. Im Vorfeld wurde bereits bekannt, dass neue Behandlungsmethoden in klinischen Tests eine Erfolgsquote von bis zu 80 Prozent erreichen.
Wie Cornberg gegenüber pressetext angibt, wird die Forschung im Bereich Leberkrankheiten in den nächsten Jahren noch stärker forciert werden. "Momentan erhalten wir 2,5 Mio. Euro an Förderungen pro Jahr vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Diese Förderung wurde auf fünf Jahre bewilligt und läuft nächstes Jahr aus. Bei der Bewertung unserer Arbeit wurden wir mit A+, also exzellent, ausgezeichnet. Unsere Ziele liegen im horizontalen und im vertikalen Bereich. Horizontal versuchen wir die Forschung an Universitäten voranzutreiben und gleichzeitig versuchen wir vertikal Aufklärung bei der Bevölkerung zu leisten", erklärte Cornberg. Im nächsten Jahr soll eine private Stiftung mit dem Namen "Leberstiftung" gegründet werden. Das Kompetenznetz Hepatitis wird dann in die Leberstiftung integriert und die Forschung auf das gesamte Spektrum von Leberkrankheiten ausgeweitet werden. "Die Leber ist eines unserer größten und wichtigsten Organe, dem eindeutig zuwenig Beachtung geschenkt wird. Hepatitis ist nicht die einzige schwerwiegende Lebererkrankung. Die private Leberstiftung wird sich auch mit weitern Leberkrankheiten wie Diabetes auseinandersetzten", so Cornberg.