Aktionstag AUGE 2018 in der Münchner Augenklinik

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Aktionstag AUGE 2018
 
Berlin/München - 09.05.2018
• Aktionstag AUGE 2018 in der Münchner Augenklinik
• Patienten veranstalten am 28.04.2018 den jährlichen Aktionstag AUGE
• Krankenkasse DAK- Gesundheit fördert Symposium zu chronischen Augenerkrankungen
Der Bundesverband AUGE hat seinen jährlichen Aktionstag am 28.04.2018 in München veranstaltet. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit fördert seit Jahren den jährlichen Aktionstag AUGE. Die Leiterin der Landesvertretung Bayern, Sophie Schwab, überreichte Dieter Staubitzer vom Bundesverband AUGE einen Scheck über 10.000 Euro. „Patienten-Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Säule in der Gesellschaft und im Gesundheitssystem“, betonte Schwab. Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage der DAK sind für 80% der Patienten Selbsthilfegruppen eine bedeutende Unterstützung bei Krankheiten.
Es war ein Nachmittag vollgepackt mit interessanten Fachinformationen. Augenärzte und eine Ärztin sowie ein Firmenvertreter gaben einen interessanten Überblick über neueste Behandlungsoptionen bei Netzhauterkrankungen, Glaukom, Grauem Star, Trockenem Auge und diabetischer Retinopathie. Das Themenspektrum reichte von bewährten Augentropfen bis zu moderner HighTech-Medizin, in Kurzvideos konnte man Operationen am Auge mitverfolgen. Trotz strahlendem Sonnenschein kamen insgesamt 150 Besucher in die altehrwürdigen Gemäuer der Augenklinik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), um sich über neueste Therapiemöglichkeiten zu informieren. Am Ende hatten sie Gelegenheit, ihre persönlichen Fragen an die Fachleute zu richten.
Dr. Thomas Kreutzer, Oberarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter der gastgebenden Uniklinik, hat den Reigen der Fachvorträge eröffnet. Mit seinen aktuellen Berichten und Kurzvideos aus der minimalinvasiven Netzhautchirurgie wurde das Publikum direkt hineinkatapultiert in die Hightech-Welt der modernen Augenheilkunde. Dr. Kreutzer hat die Vorteile von Trokaren erläutert, jener winzigen Instrumente, mit denen in der minimalinvasiven Chirurgie kleinste Zugänge gelegt werden. Diese Mini-Instrumente seien in den letzten Jahren deutlich verbessert worden, trotz ihrer geringen Größe hätten sie inzwischen größere Greifflächen und eine hohe Effizienz, erklärte Kreutzer. Ein großer Vorteil der minimalinvasiven Methode ist die schnellere Heilung nach der Operation, weil u.a. das Auge nicht mehr genäht werden muss. Das hochmoderne 3D-Bildgebungssystem NGenuity liefert gegenüber dem Mikroskop Bilder mit mehr Tiefenschärfe und hoher Vergrößerung, auf dem Bildschirm kann das ganze OP-Team z.B. Makulalöcher erkennen und die OP verfolgen. Dank einfacher 3D-Brillen, die Kreutzer vorher verteilen ließ, konnte auch das Publikum in einem Kurzvideo gebannt miterleben, wie Membranen mit einer kleinen Pinzette von der Netzhaut gezogen werden.
Professor Norbert Körner vom Augencentrum Köln hat eine neue Operationsmethode der Kanaloplastik vorgestellt, das so genannte Visco-360-System ab interno, also mit internem Zugang. Die Kanaloplastik ist eine mikrochirurgische OP-Technik zur Behandlung des Glaukoms, die sich seit über 10 Jahren weltweit etabliert hat. Um den erhöhten Augendruck zu senken, wird das verstopfte Abflusssystem wieder aktiviert, indem man den Schlemm‘schen Kanal, das Trabekelmaschenwerk sowie die Verbindungsgefäße über einen Zugang von außen dehnt.
Auch bei der Visco-360-Methode wird das eigene Abflusssystem durch Dehnung reaktiviert, sie gehört aber zu der minimalinvasiven Glaukomchirurgie (MIGS). Bei dieser Operation wird der Schlemm’sche Kanal durch das Trabekelmaschenwerk von der Vorderkammer aus eröffnet und sondiert, die komplizierte Präparation des Schlemm’schen Kanals ab externo (von außen) ist nicht notwendig. Es wird ein minimal invasiver Zugang über die periphere Hornhaut angelegt, daher lässt sich dieses Verfahren gut mit einer Kataraktoperation kombinieren.
Professor Körber war einer der ersten Operateure in Europa. Körber zieht eine insgesamt sehr positive Bilanz. Man erreiche eine gute Senkung des Augendrucks, durch den Minimalzugang gebe es wenig Komplikationen, keine Vernarbungen und Implantate, die Methode sei schnell erlernbar, weitere Operationen seien problemlos möglich. Das vorrangige Ziel des Eingriffs, dass die Patienten nach der OP keine Medikamente mehr nehmen müssen, wurde weitestgehend erreicht. In einer Studie wurden die ersten Ergebnisse bei 29 Augen von 27 Patienten ausgewertet, die an einem milden oder moderaten Glaukom litten ohne vorhergehende Glaukom-OP. „Trotz insgesamt positiver Resultate muss man für ein endgültiges Urteil die Langzeitergebnisse abwarten“ betonte Körber, „beim Glaukom heißt das mindestens 3 bis 4 Jahre.“
Dr. Karl Schweitzer, Geschäftsführer der EBS Technologies GmbH, die Soft- und Hardware-Technologien für medizinische Stimulationsverfahren entwickelt, stellte als Ergänzung zu den Glaukom-Operationen eine neue Behandlung vor: die Eyetronic-Therapie. Die EBS Technologies hat diese Therapie für Patienten entwickelt, die aufgrund von Glaukom oder anderen Sehnerverkrankungen von Gesichtsfeldausfällen betroffen sind. Bei dieser Therapie wird der geschädigte Sehnerv durch elektrische Impulse stimuliert. Ausgehend von der Annahme, dass bei geschädigten Sehnerven das Gewebe nicht vollständig zerstört ist, soll der Stoffwechsel der Nervenzellen mit leichtem Wechselstrom angeregt werden. Ziel der Therapie ist es, die Funktionsstörungen der Nervenzellen aufzuheben und den weiteren Zellenabbau zu verhindern.
Die Therapie ist einfach und unkompliziert, sie gilt als schmerz- und risikoarm. In zehn etwa einstündigen Therapiesitzungen wird der Sehnerv über eine spezielle Brille stimuliert, der Therapeut überwacht die Behandlung. Die Therapie kostet ungefähr 4000 Euro, Regelungen zur Erstattung der Kosten gibt es noch nicht. Im Rahmen einer Einzelfallentscheidung können Krankenkassen die Kosten ganz oder teilweise übernehmen. Derzeit wird die Therapie in sechs Behandlungszentren in Deutschland angeboten, 370 Patienten wurden bisher mit der Eyetronic-Therapie behandelt.
Da die Methode noch sehr neu ist, liegen erst wenige Daten über ihre Wirkung vor. In einer klinischen Studie wurde im Durchschnitt eine Verbesserung des Gesichtsfeldes von 24% festgestellt. Schweitzer wies am Ende auf neueste Daten hin. Danach ist es ein Jahr nach der Behandlung bei 76% der Patienten zu einem Stillstand oder sogar zu einer Verbesserung gekommen, bei 24% ist das Glaukom weiter fortgeschritten.
Dr. Tina Herold, Oberärztin an der LMU Augenklinik, erläuterte, wie gefährlich sich eine Zuckererkrankung auf die Augen auswirken kann. Für Augenärzte ist der Blutzucker-Langzeitwert Hba1c entscheidend. Bei erhöhtem Hba1c-Wert ist die erste wichtige Untersuchung eine optische Coheränztomographie (OCT), mit der Veränderungen der einzelnen Netzhautschichten erkannt werden können. Nach der OCT wird eine Fluoreszenzangiographie (FLA) vorgenommen, bei der ein Farbmittel gespritzt wird, um das Blutgefäßsystem der Netzhaut darzustellen. Solange sich Gefäßveränderungen auf die Netzhaut beschränken, liegt eine nichtproliferative Retinopathie vor, die der Patient noch kaum bemerkt. Wenn aufgrund der Gefäßschäden die Durchblutung der Netzhaut weiter abnimmt, bildet der Körper als Gegenmaßnahme immer neue Gefäße, die minderwertig und gefährlich sind. Diese Wucherungen neigen zu Blutungen und können die Sehkraft stark beeinträchtigen. In diesem Stadium spricht man von profiliferativer (gewebevermehrender) Retinopathie.
Lange Zeit waren Laserbehandlungen die einzige Behandlungsoption. Die Netzhaut wird außen verbrannt, so dass sie weniger Sauerstoff braucht und weniger Blutgefäße gebildet werden. Dadurch wird die Sehschärfe erhalten, aber das Gesichtsfeld an den Rändern stark eingeschränkt.
Seit 2011 gibt es eine schonendere Alternative: die intravitreale Eingabe von Kortison oder so genannten Anti-VEGF-Medikamenten, die das schädliche Wachstum von neuen Blutgefäßen eindämmen. Die Medikamente werden ins Auge gespritzt. „7 bis 9 Injektionen sind im ersten Jahr notwendig, danach werden die Arztbesuche seltener“, erklärte Herold. „Die mehrmaligen Injektionen führen zu deutlicher Ödemredukion, Visusstabilisierung und besserer Sehschärfe.“ Aber diese Methode kann die Laserbehandlung nur ersetzen, wenn die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten ist. Daher hat Dr. Herold alle Anwesenden dringend aufgefordert, jährlich zum Augenarzt zu gehen und bei diagnostizierter Zuckerkrankheit auch an die Gefahren für die Augen zu denken.
Dr. Mehdi Shajari, ebenfalls Mitarbeiter an der Münchner Uniklinik, hat über die neue Volkskrankheit „Trockenes Auge“ referiert. „10 bis 12 Millionen Menschen in Deutschland haben Beschwerden wegen trockener Augen, aber nur 2 Millionen gehen deshalb zum Arzt“, erklärte Shajari. Dabei sei das Trockene Auge keineswegs nur eine Befindlichkeitsstörung, sowohl die Infektabwehr als auch das Sehvermögen seien beeinträchtigt. Bei trockenen Augen ist die Funktion des Tränenfilms als Gleitmittel gestört. Es bildet sich entweder zu wenig Tränenflüssigkeit oder sie verdunstet zu schnell oder es handelt sich um eine Kombination aus beidem. Die Ursachen für die Erkrankung sind vielfältig: Umwelteinflüsse wie trockene Luft, Medikamente wie Betablocker, Entzündungen oder eine Verstopfung der Meibomdrüsen können verantwortlich sein. Wenn diese Talgdrüsen auf der Innenseite der Lider verstopft sind, verdunstet die Flüssigkeit schneller. Durch eine Meibographie lässt sich ihre Funktionalität leicht überprüfen.
Als Therapie gegen trockene Augen werden vor allem Tränenersatzmittel eingesetzt. Es gibt Tropfen mit vielen verschiedenen Inhaltsstoffen. „Wichtig ist aber, dass man diese Mittel mindestens sechs- bis achtmal täglich über einen längeren Zeitraum nimmt, sondern nützen sie nichts“, betonte Shajari. Falls die Ersatzmittel nicht helfen, kann auch das Veröden von Tränenpünktchen hilfreich sein, um den Abfluss von Tränen zu verringern. Außerdem hat Shajari ein einfaches Hausmittel empfohlen, die Lidkantenpflege. Dabei legt man heiße Kompressen auf die geschlossenen Lider und streicht die Lider nach außen aus. Auch dafür ist Ausdauer gefragt: zweimal täglich über mehrere Wochen lautet die Empfehlung.
Professor Marcus Kernt hat im letzten Vortrag die Katarakt thematisiert, besser bekannt als Grauer Star. „Der Graue Star hat viele Ursachen und Formen, aber erfordert immer die gleiche Therapie“, erklärte Kernt, der sowohl in Oxford als auch an der LMU lehrt und ein ausgewiesener Experte für Katarakt-Operationen ist. „Weder Brille noch Medikamente bieten eine Lösung, es gibt nur die Operation, bei der die trübe Linse durch eine künstliche ersetzt wird.“
Nach einem kurzen Überblick über Ursachen, Formen und Diagnoseverfahren beim Grauen Star stellte Kernt die verschiedenen Arten von intraokularen (künstlichen) Linsen vor. Mit computergesteuerten biometrischen Messverfahren wird zuerst berechnet, welche Linse sinnvoll ist. Dann hat zumindest der Arzt die Qual der Wahl. Denn die modernen Linsen sollen neben dem Grauen Star gleichzeitig andere Sehfehler beheben. Außer den monofokalen Intraokularlinsen, die die Kassen bezahlen, gibt es torische Linsen, die eine Hornhautverkrümmung ausgleichen, multifokale Linsen, die mehrere Brennpunkte haben und damit scharfes Sehen in verschiedenen Entfernungen ermöglichen, oder Phake Intraokularlinsen, die bei starker Fehlsichtigkeit als zweite Linse vor die natürliche Linse eingesetzt werden.
Praktisch alle künstlichen Linsen haben heute einen UV-Lichtschutz, aber es gibt auch schon gelb getönte Blaulichtfilterlinsen, die die Netzhaut zusätzlich vor kurzwelligen Licht schützen. Nachteile dieser Linsen sind, dass man Kontraste und Farben schlechter sieht und der Tag-Nacht-Rhythmus gestört werden kann. Kernt verwies daher auf ein aktuelles Forschungsprojekt an der LMU mit Intraokularlinsen, die nur in der Mitte gelb getönt sind. Ziel der Forschung ist es, die Nachteile der bisherigen gelben Linsen in Zukunft aus der Welt schaffen zu können.
Abschließend zog Kernt eine sehr positive Bilanz zum Stand der Therapien beim Grauen Star: „Die moderne Technologie ermöglicht optimale Ergebnisse.“
am/dws/09.05.2018
Bundesverband AUGE e.V. der gemeinnützige Verein kümmert sich um Menschen, die vorwiegend unter chronischen Augenerkrankungen leiden, wie beispielsweise Glaukom (Grüner Star), Makuladegeneration (AMD), Trockenes Auge sowie Netzhaut- und Hornhauterkrankungen. Einige Erkrankungsformen können die Sehkraft erheblich einschränken und bei fehlender Behand¬lung zur Erblindung führen. Der Selbsthilfeverein gibt Betroffenen und Angehörigen Tipps und Hilfe¬stellung zum richtigen Umgang mit der Augenerkrankung als auch bei der Inklusion im Alltagsleben. Der Verband informiert die Bevölkerung über augenspezifische Krankheitsbilder und ruft zur Früherkennung auf. In den Medien und in Mitglieder-Infos berichtet der Verein über aktuelle Therapieentwicklungen aus Wissenschaft und Forschung und alternative Behandlungsmethoden. Der 1999 gegründete Verein ist eine Selbsthilfeorganisation mit bundesweit rund 1000 Mitgliedern aus fast allen Bundesländern. Der Bundesverband ist Mitglied im Wohlfahrtsverband DER PARITÄTISCHE-Bayern und in verschiedenen Dachverbänden der Selbsthilfe. Die Organisation finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und öffentlichen Projektmitteln der Krankenkassen sowie über Spenden. Der Verein betreibt eine barrierefreie Homepage und ein kostenloses Beratungstelefon. Die Geschäftsstelle befindet sich in Aurach bei Ansbach in Bayern, Vereinssitz ist in Berlin.
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