Ehrenamtliche, zahnmedizinische Versorgung von Flüchtlingen
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Ehrenamtliche, zahnmedizinische Versorgung von Flüchtlingen
In vielen Städten und Gemeinden sind Zahnärzte ehrenamtlich für die zahnmedizinische Versorgung von Flüchtlingen im Einsatz. Stellvertretend für zahlreiche Engagierte: Allein in Berlin gibt es sechs zahnärztliche Ersthelferstationen und viele Praxen, die unbürokratisch behandeln. Auch das Beispiel aus Bayern, die Zahnarztpraxis des Münchener Malteser-Hauses, zeigt das ehrenamtliche Engagement von Zahnärzten für Flüchtlinge.
"Wir können und wollen vor den unhaltbaren Zuständen direkt vor unserer Haustür nicht die Augen verschließen", unterstreicht Dr. Wolfgang Schmiedel, stellvertretender Vorsitzender des Berliner Hilfswerks Zahnmedizin und Vorstandsreferent für Soziale Aufgaben/Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer. "Wir wollen Flüchtlingen in Berlin unbürokratisch und praktisch mit unserem ehrenamtlichen Einsatz helfen." Die Berliner Zahnärztekammer hat hierbei die Koordinierung und Lotsenfunktion übernommen und wird unterstützt vom Berliner Hilfswerk Zahnmedizin.
Berliner Zahnärzte an sechs Standorten im Einsatz
Derzeit sind Berliner Zahnärzte an sechs zahnärztlichen Ersthelferstationen ehrenamtlich tätig. Flüchtlinge und Asylbewerber können hier eine erste Untersuchung erhalten. Der "Grüne Behandlungsschein" wird erst bei der Registrierung von Flüchtlingen ausgegeben. Ist nach einem Erstscreening eine weitere Behandlung in einer Zahnarztpraxis notwendig, haben sich viele Praxen bereit erklärt, Flüchtlinge ehrenamtlich zu versorgen – so wie unzählige Zahnarztpraxen im gesamten Bundesgebiet auch. Spricht der Hilfesuchende kein Englisch, bieten ebenfalls ehrenamtlich tätige Dolmetscher ihre Unterstützung an. Zudem hängen in den Ersthelferstationen Schilder mit der Aufschrift "Zahnarzt" in verschiedenen Sprachen. So können Flüchtlinge und Asylbewerber leichter den Weg zu den Zahnärzten finden.
Münchener Malteser-Haus Anlaufstelle für Flüchtlinge
Auch in der Münchener Zahnarztpraxis des Malteser-Hauses behandeln ehrenamtlich tätige Zahnärzte Bedürftige, Obdachlose und Flüchtlinge. Im Rahmen des Projekts Malteser-Migranten-Medizin ist die Praxis Anlaufstelle für Flüchtlinge und Asylbewerber im zahnärztlichen Notfall oder bei akuten Zahnschmerzen. Betreut wird das Projekt vom Hilfswerk Zahnmedizin Bayern unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Landeszahnärztekammer. "Seit Gründung des Hilfswerks zu Beginn des Jahres 2012 konnten im Malteser-Haus knapp 1.000 Patienten auf ehrenamtlicher Basis zahnmedizinisch behandelt werden", berichtet Dr. Martin Schubert, erster Vorsitzender des Hilfswerks Zahnmedizin Bayern. "Allein im Jahr 2015 wurden bislang 430 Personen ohne Versicherungsschutz zahnmedizinisch versorgt." Auch zahntechnische Labore engagieren sich ehrenamtlich, wenn einfache prothetische Versorgungen notwendig sind.
Mit Bildsymbolen sprachliche Hürden meistern
Häufig erschwert die Sprachbarriere die Behandlung von Flüchtlingen. Um die Verständigung zu erleichtern, bietet die Bundeszahnärztekammer ein Heft mit Bildsymbolen an. Sie stellen z.B. einen schmerzenden Zahn oder eine Spritze dar und kommen ganz ohne Worte aus. "Mit diesen sogenannten Piktogrammen möchten wir die Zahnärzte bei der Aufklärung und Behandlung von Flüchtlingen und Asylbewerbern unterstützen, wenn die Kommunikation wegen sprachlicher Barrieren erschwert ist", erklärt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. "Die Piktogramme sind als zusätzliche Hilfestellung zu verstehen. Sie ersetzen nicht die Aufklärung des Patienten. Bei größeren Verständigungsschwierigkeiten muss eine Person anwesend sein, die übersetzen kann. Dies kann jemand aus dem Bekanntenkreis des Patienten, ein ehrenamtlicher Helfer oder ein Dolmetscher sein." Patientenbögen in verschiedenen Sprachen unterstützen die Arbeit der Zahnärzte zusätzlich.
Wissenswertes zur Behandlung von Asylbewerbern, Piktogrammheft für die Zahnarztpraxis sowie die Patientenbögen erhalten Zahnärzte hier:
http://www.bzaek.de/fuer-zahnaerzte/behandlung-von-asylbewerbern.html
Herr Dirk Kropp
Initiative proDente e.V.
Geschäftsführer
Aachener Straße 1053-1055
50858 Köln