Insektengift-Allergie - Frühzeitig erkennen, richtig behandeln

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Allergie - Insektengift
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Bielefeld - Aufgrund der Wärme und Trockenheit sind Wespen in diesem Jahr besonders zahlreich und lästig – vor allem, wenn sie sich bei Tisch an Schinkenbrötchen, Kuchen und Limonade bedienen. Für Allergiker kann ihr Stich potenziell lebensbedrohlich sein. Doch wann hat man eine Allergie gegen Insektengift und was ist im Notfall zu tun? Sieben Fragen an den Allergologen Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) und 1. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie (DGAKI)
Woran erkenne ich, ob ich eine Allergie gegen Insektengift habe?
Erst, wenn die Hautreaktion an der Einstichstelle sehr ausgeprägt ist oder der Stich auch zu einer Reaktion an anderen Stellen des Körpers führt, besteht der Verdacht auf eine Allergie. Ein Insektenstich - vor allem von Biene oder Wespe - ist immer sehr unangenehm. Schmerzen, Rötung, Schwellung und Juckreiz an der Stichstelle sind also „normal“ und eigentlich harmlos. Erhöhte Reaktionen im Sinne einer Allergie können zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen. Das geht von sehr starken lokalen Reaktionen (Schweregrad 0) mit deutlich ausgeprägter und langanhaltender Schwellung über Nesselausschlag am ganzen Körper (Grad 1), Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen (Grad 2) bis zu Luftnot, Schluckbeschwerden und Benommenheit (Grad 3). Bei Grad 4 kommt es zu einem schweren allergischen (anaphylaktischen) Schock mit Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und Inkontinenz, bis hin zu Kreislaufversagen und Atemstillstand.
Was ist im Notfall zu tun?
Bei Grad 3 und 4 besteht für den Betroffenen Lebensgefahr! Hier ist eine sofortige Adrenalingabe wichtig - am besten über die Fertigspritze im Notfallset des Patienten - und der Notarzt muss gerufen werden. Besonders gefährlich sind übrigens Stiche im Mund- und Rachenraum, da eine örtliche Schwellung hier auch ohne Allergie zu Luftnot führen kann. Also unbedingt den Notarzt rufen und bis zu dessen Eintreffen Eiswürfel lutschen.
Wie entsteht eine Allergie gegen Insektengift?
Eine Allergie zeigt sich nie beim ersten Stich (dieser sensibilisiert uns zunächst nur), sondern erst bei wiederholtem Kontakt mit dem Gift. Dann jedoch reicht ein einzelner Stich, um eine Allergie auszulösen, man muss dafür nicht in ein Wespennest fallen... .
Wieviele Menschen sind von einer Insektengift-Allergie betroffen?
Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet unter einer Form von allergischer Erkrankung und neigt zu einer gesteigerten örtlichen Reaktion bei einem Insektenstich. Bis zu vier Prozent entwickeln eine potenziell lebensbedrohliche Anaphylaxie. Es gibt übrigens jährlich etwa 20 dokumentierte Todesfälle nach Insektenstichen in Deutschland – vor allem durch Bienen und Wespen.
Wer ist besonders gefährdet?
Ein höheres Risiko, eine Allergie gegen Insektengift zu entwickeln, haben natürlich Menschen, die sich vermehrt in der Nähe entsprechender Insekten aufhalten, also Imker, Bauern, Gärtner, Obst- und Backwarenverkäufer, Mitarbeiter im Restaurantbetrieb und auch Kinder, die ja viel im Freien spielen.
Was mache ich bei Verdacht auf Insektengiftallergie?
Wichtig ist zunächst, die Diagnose sichern zu lassen, am besten beim Allergologen. Dieser prüft zunächst anhand von ausführlicher Befragung des Patienten sowie durch Bluttests, ob eine echte Allergie oder nur eine verstärkte Lokalreaktion vorliegt und auf welches Insektengift jemand reagiert - von Wespe, Biene oder eventuell sogar von beiden. Dafür wird das Blut auf spezifische Antikörper, sogenanntes „IgE“, untersucht. Liegt eine Allergie vor, kann mit einer Hauttest-Reihe weiter geprüft werden, wie stark die Allergiereaktion und somit die Gefährung des Patienten ist. Nur so kann eine präzise Diagnose gestellt werden. Solch ein Stichprovokations-Test mit Insektengiftkonzentrat muss unbedingt stationär unter Aufsicht erfolgen.
Wie sieht dann die Therapie aus?
Essenziell, da eventuell lebensrettend, ist bei einer diagnostizierten höhergradigen Insektengiftallergie ein Notfallset zur sofortigen Selbstbehandlung nach dem Stich, denn bis der Notarzt da ist, kann es schon zu spät sein. In diesem Set, das man immer bei sich tragen sollte, sind in der Regel vier Präparate enthalten: Ein Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat (Glukokortikoid), welche oral eingenommen werden, ein Asthma-Spray und eben die lebensrettende Adrenalin-Fertigspritze, die vom Betroffenen selbst oder mit Hilfe einer Begleitperson in den Oberschenkelmuskel des Patienten injiziert wird. Ganz wichtig: Es gibt hierfür entsprechende Anapylaxie-Schulungen - auch bei uns im EvKB - für Eltern und Patienten, aber auch für Kindergartenpersonal, bei denen man lernt, wann und wie das Notfallset eingesetzt wird.
Ab Schweregrad 3 wird die spezielle Immuntherapie (Hyposensibilisierung) als kausale Behandlung empfohlen. Der Betroffene bekommt hierbei zunächst an zwei Tagen stationär und danach einmal im Monat das entsprechende Allergen, auf das er normalerweise reagiert, in steigender Dosis unter die Haut gespritzt, mit dem Ziel, eine Immunität dagegen zu entwickeln. Die Behandlung sollte über drei bis fünf Jahre durchgeführt werden und hat mit 95 Prozent eine sehr hohe Erfolgsrate. Und letztendlich ist natürlich die Vermeidung von weiteren Stichen wichtig - in diesem Sommer allerdings aufgrund der vielen Wespen gar nicht so einfach....
 
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