Ausstellung: Albin Egger-Lienz, Alfons Walde, Werner Berg

Über/Zeitgefährten
A. Egger-Lienz, A. Walde, W. Berg
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Online-Publikation: Mai 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Ausstellung: Albin Egger-Lienz, Alfons Walde, Werner Berg : Über das Land . Hg. Museum der Stadt Lienz-Schloss Bruck, Werner Berg Museum, Bleiburg Pliberk, Museum Kitzbühel, Sammlung Alfons Walde, W. Sieberer, H. Scheicher, G. Moschig . Mit Beiträgen von Ch. W. Bauer und F. Hafner >>
Ausstellungsdaten:  Bleiburg 01.05.-31.10.2012 Werner Berg Museum;
                             Lienz 12.05.-31.10.2012 Schloss Bruck;
                             Kitzbühel 12.05.-31.10.2012 Museum Kitzbühel ;
Katalogbuch: Egger-Lienz I Walde I Berg . Ca. 280 Seiten, 180 Abbildungen in Farbe, 24 x 28 cm, gebunden.
                             ISBN: 978-3-7774-6001-7 . Ca. 39,90 € [D] | Ca. 53,90 SFR [CH]
Hirmer Verlag, München; http://www.hirmerverlag.de;
http://www.wernerberg.museum/;  http://www.museum-schlossbruck.athttp://www.museum-kitzbuehel.at

Überblick
Albin Egger-Lienz, Alfons Walde und Werner Berg, drei Maler die eines verbindet: Das Arbeiten in Regionen abseits der großen Kunstzentren Europas. Angesichts der Landschaft und den in ihr lebenden Menschen haben sie ihr Werk in ländlicher Umgebung weiterentwickelt. Erstmals werden in einem großzügigen Bildband die Werke dieser drei wichtigen Vertreter der österreichischen Moderne gemeinsam gezeigt.
Katalogbuch-Inhalt
Die drei Maler Werner Berg (1904–1981), Alfons Walde (1891–1958) und Albin Egger-Lienz (1868–1926) haben ein Werk hinterlassen, das weit über ihren Schaffensraum hinausreicht, über ihre Lebenszeit hinaus wichtige und unübersehbare Positionen der österreichischen Moderne markiert und bis heute nachwirkt.
Nach Ausbildungen und längeren Aufenthalten in den Kunstmetropolen Wien, München und Weimar haben die drei Maler ihr Werk angesichts der Landschaft und den in ihr lebenden Menschen in der künstlerischen Peripherie ländlicher Regionen weiterentwickelt. Berg auf seinem entlegenen Rutarhof im Südosten Kärntens, Egger-Lienz im Ötztaler Längenfeld und nach seiner Rückkehr aus Weimar ab 1914 in St. Justina in Südtirol und Alfons Walde im touristischen Kitzbühel der 1920er und 30er- Jahre.
Die Provinz nicht als Thema, aber als Bühne für eine Kunst, die mit deren Motiven und Milieus spielt, verbindet alle drei Künstler, und es ist im Wesentlichen, sieht man von Egger-Lienz´ Meerbildern ab, die alpine Landschaft, die die Szenarien bestimmt.

Fazit vorangestellt
Fazit zu Egger-Lienz
Es ist klar, wenn ein Mensch, der "Natur" dienend und diese mit all seinen Lebensäusserungen liebt, dass er, überhöht, von einer "Kunst aus dem Lebensboden" spricht und die "Geister der Natur" , die er anrief, nicht los wird. Oder "von meinen braunen Kindern hin schaue ich hinüber auf die greisen Gespenster" und "Das Schwächliche, Abgeleitete kann unmöglich monumental wirken".
Alle dies Äusserungen, zutiefst mythisch-originär (vegetativ**) empfunden, erzeugen heute, nach Hitler's und Stalin's pathologischer Sprach- wie Bildverstörung fürs erste Unverständnis und Befremdung. Die Bildkraft von E-L ist das wahrhaft Überzeugende einer europäisch-figurativen Potenz, was den Osttiroler Egger-Lienz mit dem Belgier Constantin Permeke Ferdinand Hodler  verbindet.
m+w.p '01 bis '12
*) http://de.wikipedia.org/wiki/Constant_Permeke ; http://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Hodler ; ...
**)vorausahnend, ohne es zu wissen (Spiegelneuronen, Hirnforschung 21. Jhdt) 
    http://de.wikipedia.org/wiki/Vegetatives_Nervensystem

Fazit zu Alfons Walde
Secessionismus hin und her, Walde wie Egger-Lienz, schufen figurative expressiv-kubische Stillleben, Landschaftsbilder und Szenen und Porträits aus dem bäuerlichen Leben. Walde hat den originär pathetisch-kubisch-figurativen Stil von seinem stilbildenden Vorgänger vertiefend weiter stilisiert.
Seine anwendungsorienierten Werke wie Plakate mit Winterlandschaften und Wintersportmotiven bezeugen das.
In den Aquarellen und Ölbildern werden Bauerngehöfte, Felder und Gärten wie Alpenlandschaften und ihre Bewohner signifikant und augen- wie zeitzeugend ästhetisch hochgeladen portraitiert.

Fazit zu Werner Berg
Nahe der Grenze zu Slowenien liegt diese Steirische Toskana, das südoststeirische Weinland, dem Süden, hufeisenförmig zugewandt.
Das von Gery Wolf hervorragende Porträt* der Natur begnadeten Landesteil mit seinen farbigen Bildern charakterisiert zugleich synästhetisch den Schwarz-Weiss Holzschnittmeister und Maler Werner Berg aus dem benachbartem Kärnten, lebte er noch - wie bei meinem Besuch an einem klaren Wintertag - hätte er seine Freude damit.
Denn - trotz des lieblichen Mittel- und Hintergrundes der bildschönen Landschaftsräume tauchen da durchaus kantige Menschen auf, von ihrer harten Arbeit geprägt.

*
Autobiografisches zu Egger-Lienz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Albin_Egger-Lienz
Albin Egger-Lienz (* 29. Jänner 1868 in Stribach, Gemeinde Dölsach bei Lienz (Osttirol); † 4. November 1926 in St. Justina bei Bozen (Südtirol)) war ein österreichischer Maler

Quellen zu Egger-Lienz: 
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/brandstaetter2-01.htm
 http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/ereignisse/brandstaetter2-01.htm
http://archiv.brandstaetter-verlag.at
"Wir sind ja froh, dass wir in Tirol zwei solche Kerle haben, den Defregger und den Egger Lienz. Sie ersetzen einander und wiedergeben uns das Tiroler Volk mit seiner lachenden Idylle und seiner wuchtigen Tragik,"schreibt Peter Rosseger am 13.5.1915 an den "Meister" E-L. Wir heute - stimmen dem im Kern voll und ganz zu, müssen aber, bedingt durch die weiteren Schreckens-Ereignisse im Jahrhundert-verlauf, vertiefende und ergänzende Überlegungen zur Klärung der Kunst Egger-Lienz festhalten.
Die Mal-Bewegtheit, die E-L, durch seine einmalige Arbeit eingeleitet hat, ist ganz besonderer, Art und für viele seiner und unserer Zeitzeugen anstosser- und aufregender "Natur".
Einstufung I: Bauernmaler und Heimatkünstler?
Ein Mann wie E-L, der 1912-13, ein Lehrender an der Weimarer Akademie, kann als Maler pfeifen-rauchender Hirschen und geweihbestückter Mönche mit Alpenglühweinblick nicht gut bezeichnet werden, ausser dass es sich hier um Feindseligkeiten ganz anderer Art handelt. Zu dieser Zeit kursieren nämlich gerade die Bewegungen in Richtung Abstraktion, Jugendstil in Blüte, das Bauhaus in Weimar mit seiner industriell-paralytischen Idee bis hin zu seiner menschenverachtenden Plattenbau-Verwicklung, steht vor der Gründung. Da kommt einer wie E-L, wendet seinen Blick in Richtung Natur und einer stetig an Bedeutung verlierenden Landschafts- und Menschgestaltung zu, malerisch, unpathetisch und mit grosser Innigkeit und Wärme seiner monochromen Farbpalette. Das zieht ganz offensichtlich einen totalen Affront nach allen Seiten mit sich.
Statt Licht und Farbe, wie es der frz. Impressionismus zeigt und Cezanne , der eine gewisse Affinität zu E-L im Landschaftlichen zeigt sowie zum Kubismus eines Fernand Leger ("lebend plastisches Bild") im Kompositorischen und Raumaufbau, zeigt E-L ab 1910 monochrome Kompakt-Farbflächen (Braque, Permeke): siena, umbra, fast schwarz - deutlich Einflüsse der Mittelmeerkunst-Palette, selten indigo (z.B. Bauernschürzen, Alpen im Hintergrund).
Widmen wir uns jedoch seinen monochromen Farbfeldern und stringenten Kompositionen nach dem goldenen Schnitt, wie dieser an Hand von wesentlichen Beispielen im Band II anschaulich dargestellt wird. Henry Moore hat dies in seinen Skulpturen im und nach dem 2.Weltkrieg bravourös fortgesetzt, was E-L 1914 begonnen hat und 1921 im "Totentanz" vollendet: 5 Figuren marschieren bewaffnet von links nach rechts. Die äusserste links, blickt wehmütig zurück (Wams, zinnober); drei, mittig, schreiten entschlossen-entsetzt vorwärts; wobei der äusserste rechts der "Schnitter" (skelettiert) mit Spaten fürs Grab bereits gerüstet ist; Hinter ihm, oben erscheint eine stilisierte, blutige Wolkenfahne (karmin), ähnlich wie sie Henri Rousseau malte.
Einstufung II: Soldaten-, Kriegs- und Toten-Maler?
So entstehen angesichts des todbringenden Krieges: 1914-18 Bilder wie "Totenfelder, -opfer, Leichenfeld, Missa eroica und Finale". E-L hält dagegen und fordert "Aufschwung aus dem Caos" und widmet den vielen "Namenlosen von 1914-" einen monochromen Einblick, z.B. im "Ansturm der Soldaten - in Reih und Glied" bedeutet für E-L "starke füllende Gliederung" d.h. eine an sich selbst als Maler gestellte essentiell ästhetische Forderung und ist keine Kriegsverherrlichung. Wohl aber konnten natio-nalistische wie totalitäre Regime dies einfacher eingegliedert, da "Blut" und "Boden" von ihnen gleichermassen besetzt sind.
Ein Werk von Egger-Lienz ist von ganz besonders zeit-, person-/geschichtlicher und ästhetischer Aktua-lität und Zeitlosigkeit zugleich: "Der Winter / Schnitzer / Pfeifenraucher", 1921, Öl auf Pappe; Der Blick des Schnitzers überragt und beherrscht den Bildraum. Der monochrome Braunton überwiegt im Bildgeschehen, mittig eine Tischfläche (ähnlich G. Braque), im Fenster-Kreuz leuchtet in das Halb-dunkel das Schneefeld auf den Dächern der umliegenden Bauernhöfe. Die Natur (die Erkenntnis) dringt in eine Laterna Magica (Bauernstube) und trifft auf einen in cezannistischer Manier aufgerichteten Erdenmenschen. Das ist das malerische Bekenntnis eines einsam Ringenden, der unbeirrt seinen Blick in die Zukunft (Licht) richtet: Egger-Lienz hat sich da hingestellt, in eine von ihm selbst geschaffene Welt, abgewandt zugleich und verinnerlicht.
Einstufung III: "Hodlerischer Parallelismus"
oder die Folgen eines öffentlichen Briefes (Manifest) über MONUMENTALE KUNST, 1912 in einer Wiener Zeitung, zu seiner Ausstellung in Dresden, wo E-L, und Kunz u.a. sinngemäss festhalten: " Hodler kann zwar alles Boticellisch, ein raffinierter Dekorateur, zeigt Touristensportgeist, ist aber nicht monumental. Er erreicht nur Dünnung, Faszination, Zerstreung, Zersetzung der Harmonie.. Schale, Nervosität, ohne pulsierendes Leben.. ähnlich Klimt, ein Psychologe mit geistverlassener Geilheit fader Puppen aus der Hexenküche". So wettern sie und die Antworten lassen nicht auf sich warten (schafft sich Gegner wie Hodler, H.v.d.Velde., Corinth, Klinger..)
"Wie Du siehst (schreibt er später an Otto Kunz, seinen geistigen, beinahe lebensbegleitenden Freund, der dieses Manifest hauptsächlich für ihn verfasste) will der Hodlerbann nicht weichen.. meine Kompositionsmethode (anstelle des starren, leblosen, mathematisch - ausgeklügelten Schemas
Hodlers) ist immer in der Natur begründet und aus ihr aufgebaut".
Band II enthält das Werkverzeichnis mit der Malerei, Glasfenster und Wandbildern 697 Gemälde, sowie den Zeichnungen und Druckgrafiken (600 Blätter: Kreide, Kohle, Bleistift, Pastelle, Aquarelle).
Themen: Die Landschaft (Bergraum, Bäume, Felsen, Wege, Wasser, Tiere; Bauernhäuser, Scheunen); Menschen und mythische Figuren (Sämann, Schnitter, Teufel, Tote/ntanz, Namen-lose, Kriegsteilnehmer und -tote, Engel..).
Hinzu kommen die bereits erwähnte Raumgestaltung und Bildkonstruktion von E-L mit Beispielen auf der Grundlage des goldenen Schnittes von E-L, ein Materialienteil mit der Wirkungsgeschichte, Texten und Aufzeichnungen zur monumentalen Kunst. Es schliesst ab, mit dem biografischen Teil, Anmerkungen, Personenregister und Fotonachweis.
Der Autor Wilfried Kirschl hat hier eine liebevolle zeitgeschichtlich und zugleich verständnisinnige, aussergewöhnliche Arbeit vorge-legt, dank der Unterstützung durch die Tochter von E-L, den Verlag Brandtstätter, der Heimatgemeine Dölsach, der Stadt Lienz, dem Land und dem Bund.
Diese Monografie lässt nichts zu wünschen übrig, sowohl für Bildfreunde, wie Zeit- und Kunst-Interessierte, dank dem Verfasser und dem Verlag wurde dies mit diesem bibliofilen Gesamtwerk von Egger-Lienz verwirklicht." m+w.p'01bis '12

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Autobiografisches zu Alfons Walde
(* 8. Februar 1891 in Oberndorf; † 11. Dezember 1958 in Kitzbühel) war ein österreichischer Maler und Architekt.

Quellen zu Alfons Walde:
Museum Kitzbühel – Sammlung Alfons Walde http://www.museum-kitzbuehel.at/

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfons_Walde


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Autobiografisches zu Werner Berg:
(* 11. April 1904 in Wuppertal-Elberfeld; † 7. September 1981 in St. Veit im Jauntal, Kärnten) war ein deutsch-österreichischer Maler.

Quellen zu Werner Berg:
http://wernerberg.museumhttp://www.museum-schlossbruck.athttp://www.museum-kitzbuehel.at
http://archiv.kultur-punkt.ch/buchtipps-allgemein/styria12-01.htm;  *) Styria Verlag, Graz, 2001 http://www.styria.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Berg;