Gen Atem: Meditated Vandalism . 'Post-Informel '. Texte von Gen Atem, Rémi Jaccard, Gestaltung von Miriam Bossard

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 Informel - Urban Art
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Online-Publikation: November 2016 im Internet-Journal <<kultur-punkt>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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200 Seiten, ab S. 56 ohne Zahlenangabe, 188 Abb., Broschur; 21,00 x 27,40 cm; ISBN 978-3-7757-4183-5; € 38,00
Hatje Cantz Verlag, Berlin; http://www.hatjecantz.de;

Inhalt
Ein Zen-Mönch, der Graffitis auf U-Bahnwagen sprayt und berühmte Leute mit Farbe bewirft: Gen Atem, der wilde Pionier der europäischen Urban-Art-Bewegung. In den 1980er- und 1990er-Jahren arbeitete er mit der New Yorker Hip-Hop-Legende Rammellzee zusammen. Ihre gemeinsamen multimedialen Performances waren Kult: Selbst Madonna, die Beastie Boys und Public Enemy gehörten zu den Zuschauern. In diesem Buch wird nun Gen Atems neueste Arbeit präsentiert: ein Bildersturm auf alle und alles. Sowohl das Schöne und Faszinierende als auch das Schreckliche und Belanglose, ja sogar das Unfassbare und Unbegreifliche werden attackiert und infrage gestellt: Zerstört Globalisierung unsere Kultur und rettet Selbstdarstellung meine Identität? Gen Atem setzt auf die Macht der Bilder und lädt den Betrachter ein, selbst Antworten zu erfinden: Nur wer teilnimmt, ist bereit für die Revolution.

Der Protagonist
Gen Atem (a.k.a. Gen-U-One) was born in Switzerland and has been working as an artist since 1982. He is a pioneer of the European Urban Art-Movement. In the early eighties he was active as a DJ and Break Dancer. In 1982 he begun spraying graffities on subway cars and walls in public spaces. In the mid-eighties he worked as an artist in New York and got acquainted with Old School Graffiti legends Phase Two, Futura, Noc167, Dondie, Seen and Rammellzee. Rammellzee became his mentor and they had an intense collaboration from 1986 till 1994. During that time, together with Rammellzee, Gen Atem realized several art-performances and exhibitions in New York and Amsterdam.
The New York Graffiti style «Name Writing» was not only a multimedia subcultural action but also an intellectual examination: What does a name and the history of a name stand for, and how does identity change in the course of time? Gen Atem found important answers to these questions in the philosophical writings of the eastern culture. The term «Nama Rupa», which translates to «Name and Form» stands for an umbrella term that embraces a multitude of works that are concerned with topics such as Spirit, Identity, Appearance, Form and Emptiness. Gen Atem entered a Buddhist monastery and became a Zen monk. His style of the Name Writing was influenced during these years by the Japanese calligraphy and aesthetics.
Gen Atem designates his work today as «Meditated Vandalism». He has had numerous exhibitions and art-performances in New York, Amsterdam, Paris, Zurich, Istanbul and Tokyo. Further has he published a book with the title «The Four Noble Truths, An Introduction To Buddhist Philosophy And Meditation». Gen Atem founded and is heading the artist groups «Wild Writers» and «Attacking Vandalism Criminals». In 2014 his music solo album «Not Here» was released and a 25 minutes documentary about his work was broadcast on Swiss television. Gen Atem lives and works as an artist and Zen teacher in Zurich, Switzerland.
http://genatem.com/image-1.html

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Charakteristika mit Quintessenzen
- Pseudo-Revolution im White Cube
- Urban Art« & Ikonoklasmus ? Bewirkt eine eklektizistische Bemächtigung (Übernmalung ) - nein - des Figurativen im Urban- wie Atelier-Raum - auf pseudoparanoide  Art
  (Unter Ikonoklasmus (altgriechisch εἰκών eikón „Bild, Abbild“ und κλάειν [contr. κλαῖν] kláein [contr. klaín] „zerbrechen“) versteht man die  Zerstörung heiliger Bilder oder Denkmäler der eigenen Religion (Bildersturm), insbesondere im Christentum. Die Zerstörung von Bildern ist  Ausdruck der Bildfeindlichkeit oder Bilderfurcht (Ikonophobie) in einer Kultur, Religion oder Institution.)
- Formexpression & Gestik (Art brut - Nähe )
  Gestik ist die Gesamtheit der Gesten, die als Bewegungen der automatisch / vegetativer, narzisstischer bis zwischenmenschlicher  Kommunikation dienen. Insbesondere Bewegungen der  Arme, Hände, dem Rumpf und des Kopfes begleiten und/oder werden mittels Utensilien werden  die Gesten zu 'Zeichen bildender Kunst' / der nonverbal-ästhetischen Bildgestaltung.
Fazit: 
'Meditated Vandalism'  kennzeichnet Gen Atem's Werk als  'Urbanes bis personalisiertes Informel (1)', das bereits eine säkulare eklektizistische Tradiertheit aufweist. Seine Stilexpression pendelt vorwiegen zwischen Prachensky, Rainer  u.a. Nitsch (2) und erweitert sich bis zur ästhetisch- fragmentierten  Bemächtigung/Übermalung in Teilen der vierten Haut/Urbanität (0) . m+w.p 16-11


0) http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4/pa4-suchworte-a-z/pa4-suchworte-u/urbane-vision-die-vierte-haut.html
     http://www.kultur-punkt.ch/Lebensraum/urbane-muster-stadt.html

1)Informel > hier >Post-Informel
Informel oder informelle Kunst (französisch art informel) ist ein Sammelbegriff für die Stilrichtungen der abstrakten (im Sinne von nicht-geometrischen, gegenstandslosen) Kunst in den europäischen Nachkriegsjahren, die ihre Ursprünge im Paris der 1940er und 1950er Jahre hat.
Informel wird als Sammelbegriff für diejenigen Kunstausprägungen verwendet, die sich „auf die nicht-geometrische Traditionslinie abstrakter Malerei“ gründet. Zu seinen Merkmalen zählen die Formlosigkeit und die Spontaneität in der künstlerischen Produktion. Farbe und andere bildnerische Materialien werden autonom eingesetzt. Der Arbeitsprozess unterliegt keinen starren Regeln, er folgt auch, wie im Surrealismus, Prozessen des Unbewussten

2) Die Protagonisten des Informel:

'Wiener Informel'
Markus Prachensky
 (* 21. März 1932 in Innsbruck; † 15. Juli 2011 in Wien[1]) war ein österreichischer Maler und Grafiker des Informel.
Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, ist eine staatliche Kunstakademie in Wien (Österreich) und eine der ältesten Kunstakademien Europas.
1956 gründete Prachensky, gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer, die Künstlergruppe „Galerie nächst St. Stephan“, die sich um den Wiener Priester Otto Mauer, den Domprediger an St. Stephan, versammelte
https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Prachensky
Wolfgang Hollegha
Von 1947 bis 1954 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Josef Dobrowsky and Herbert Boeckl. Im Jahre 1956 gründete er mit Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer die „Malergruppe St. Stephan“. 
(* 4. März 1929 in Klagenfurt, Kärnten) ist ein österreichischer Maler.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hollegha
Josef Mikl
(* 8. August 1929 in Wien; † 29. März 2008 ebenda) war ein österreichischer Maler und Grafiker.
1956 gründete er mit Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer die Künstlergruppe „Galerie nächst St. Stephan“. 1964 stellte er auf der documenta III aus...
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Mikl
Arnulf Rainer
(* 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien) ist ein zeitgenössischer österreichischer Maler. Bekannt sind seine Übermalungen.
Zusammen mit Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Josef Mikl gründete er 1950 die Hundsgruppe, mit der er 1951 zum ersten (und einzigen) Mal ausstellte
1995 ließ er sich auf eigenen Wunsch emeritieren, nachdem Unbekannte in seinem Atelier in der Akademie mehrere seiner Bilder schwarz übermalten und auf einem das Statement „UND DA BESCHLOSS ER AKTIONIST ZU SEIN“ hinterließen.[
1958 bis 1963 stellten ihm  die Maler des

 'Internationales Informel':
Sam Francis, Georges Mathieu, Emilio Vedova, Victor Vasarely und viele andere Künstler Arbeiten zum Übermalen zur Verfügung.
Ab Mitte der 70er Jahre wandte er sich einer gestischen Fuß- und Fingermalerei zu. Zur selben Zeit entstanden, inspiriert von anderen Künstlern, zahlreiche Serien von „Kunst über Kunst“: Rainer überarbeitete Fotos nach Gustave Doré, Anton Maria Zanetti, Leonardo da Vinci, Franz Xaver Messerschmidt und anderen.https://de.wikipedia.org/wiki/Arnulf_Rainer

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Stimmen
»Urban Art« und Ikonoklasmus
GEN ATEM – DIE REVOLUTION FINDET AUF DER STRASSE STATT
Ein ehemaliger Zen-Mönch, der Graffitis auf U-Bahnen sprüht und berühmte Leute mit Farbe
bewirft: Gen Atem ist der wilde Pionier der europäischen Urban-Art-Bewegung und ein
Künstler der Gegensätze. Seine Monografie Meditated Vandalism erscheint jetzt bei Hatje
Cantz.
Berlin, 25. Oktober 2016 – »Normalerweise tritt man jemandem in den Hintern, um ihn dazu zu
bewegen, etwas zu tun. Ich trete mir selbst in den Hintern, um mich dazu zu bewegen, nichts zu
tun – das ist meine Meditation«, so Gen Atem.
Die rasante Biografie des Schweizer Künstlers ist voller Gegensätze und doch konsistent: Bereits
seit seiner Zeit als Graffiti-Writer im New York der 1980er-Jahre setzt sich Gen Atem (*1967) mit
dem Thema »Identität« auseinander. Als anerkannter Künstler mit Ausstellungen in Tokio,
Istanbul, Zürich, Paris und New York bleibt diese Thematik stets im Fokus: Fragestellungen wie
»Weshalb schreibt jemand seinen Namen auf U-Bahnen und Mauern? Wofür steht ein Name? In
welchem Verhältnis stehen öffentlicher Raum und privates Eigentum? Wann ist Urban-Art
wirklich Kunst und wann Vandalismus?« prägen die Anfangsjahre. Tiefergehende philosophischen
Auseinandersetzungen folgen. Gen Atem unterbricht Mitte der 1990er-Jahre seine künstlerische
Tätigkeit und tritt für sieben Jahre in ein buddhistisches Kloster ein. Als Mönch und Zen-Priester
verbringt er seine Zeit mit Meditation und Studien der östlichen Psychologie und
Phänomenologie.
Als er seine künstlerische Arbeit in den 2000er-Jahren wieder aufnimmt, entstehen Porträtserien
wie »Ikonoklast Futurism« oder »Meditated Vandalism«. In diesen Werkgruppen ergründet er
sowohl die Ambivalenz von Würdigung und Ablehnung eigener Vorbilder als auch das Phänomen
des kollektiven Götzentums und Shitstormings gegenüber Pop-Ikonen der Gegenwart. Das
Stilmittel des »Vandalismus «, das Gen Atem bereits zu Urban-Art-Zeiten als Kunstform
proklamiert, definiert die Abbildungen dieser Vorbilder und Ikonen neu. Ihre Identität wird dabei
in Frage gestellt, bearbeitet und angegriffen – aber auch interpretiert und neu erschaffen.
Den Malvorgang versteht Gen Atem dabei als Ritual, bei dem sich – nach stiller Kontemplation vor
der leeren Leinwand – Energien entladen und als Bild konserviert werden. Das fertige Werk lädt
schließlich zur Auseinandersetzung mit Ausdruck, Form und Leere ein. Den sich dadurch
öffnenden Raum der Unsicherheit und Irritation begreift Gen Atem als die einzige Möglichkeit, in
der wirklich etwas entstehen kann – nicht nur beim Künstler selbst, sondern auch beim
Betrachter: Nur wer teilnimmt, ist bereit für einen Umsturz.
Die Publikation Meditated Vandalism ist Zeugnis und Werkzeug dieser Art von Revolution. Mehr
als 180 Arbeiten der verschiedenen Zyklen laden zum Entdecken ein, begleitende Texte geben
Anregungen und Hintergrundinformationen. Gehen Sie auf die Suche!
Dr. Cristina Steingräber
Dr. Thomas P.J. Feinen

ÜBER HATJE CANTZ
Hatje Cantz ist ein international wegweisender Fachverlag für Kunst, Architektur und Fotografie. Seit
1945 produziert und verlegt Hatje Cantz mit fundierter Expertise, Begeisterung für das Handwerk und
einem konsequent hohen Qualitätsanspruch individuelle Publikationen. Aktuell erscheinen jährlich rund
200 neue Titel im Verlagsprogramm.
Hatje Cantz versteht sich, insbesondere auch im digitalen Zeitalter, als Bindeglied zwischen Museen,
Künstlern, Galerien, Sammlern und Kunstinteressierten. Die Vermittlung von Wissen – inhaltlich wie
visuell – sowie die Begeisterung für Kunst stehen stets im Fokus des Engagements. Als konsequente
Fortführung des Portfolios und um den Anspruch Kunst auch über das Medium Buch hinaus erfahrbar
zu machen, lanciert Hatje Cantz im Rahmen der EDITION GERD HATJE u.a. Arbeiten auf Papier,
Fotoarbeiten und Kunstobjekte in streng limitierten, signierten Auflagen.
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