Diskurs III Spiel (ich mit in) der Welt & mit mir / Subjekten / Individuen / Anderen

Diskurs III Spiel mit & in der Welt
III  November 2015: Spiel (ich mit in) der Welt & mit mir / Subjekten / Individuen / Anderen

III H. Heere : Welt und Archiv tanzt

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H. Heere: Kunst- & Weltspiele
http://www.heereart.com/
https://www.facebook.com/heribertheere

III
WELT ALS SPIEL
Als ich am 16.11.2014 abends das intermediale Kunstprojekt DantonDenkRaum in der Anatomie der LMU München mit den steilen amphitheaterartigen Rängen betrat, musste ich unwillkürlich an das „theatrum anatomicum“ der frühen Neuzeit denken, in dem Strategien der Fragmentierung und des systematischen Schnitts das Erscheinungsbild künstlerischer, wissenschaftlicher und politischer Projekte der Avantgarde prägten. Die Thematik dieses diskontinuierlichen, intellektuellen und künstlerischen „Spiels“ entwickelte sich an diesem Abend immer mehr zu der Frage des Negativen, des Unheimlichen („des Schattens, den wir umarmen sollten“) und der (Re)Aktion der Kunst und des Künstlers. Die Antwort schien mir schon im synchronen Ablauf der Arbeit der Malerin, projiziert auf die Großleinwand, der tänzerischen Performance, dem Gesang, der Text-Rezitation und – nicht zuletzt - der Diskussion vor und im Publikum („Publikum“ im ursprünglichen Sinn als „Öffentlichkeit“) zu bestehen: Die Kunst und die Wissenschaft als Spiel: agierend, interagierend, reagierend, sezierend, kombinierend.
Durch die Globalisierung ist nun die ganze Welt zum Spielraum geworden, oder, um mit Heidegger zu sprechen, zum „Zeit-Spiel-Raum“. Die „Global Player“ sind angesagt, gleich mit welchem Zungenschlag und Diktion. All the world’s a stage? Eine Bühne für wen? In einer Tragödie, Komödie oder gar Tragikomödie? Anstatt in vorgestrigen Kategorien des „Kampfes der Kulturen“ zu denken und zu agieren, sollte man lieber die Welt als Spiel begreifen, als Welt-Spiel also. Diese Metapher reicht von der frühen Menschheit - vom indischen Vedanta und den Anfängen der Philosophie im alten Griechenland – über das „theatrum mundi“ des Mittelalters und des Barock bis hin zu Nietzsche, zu dessen zentralen Themen das Weltspiel gehört, beispielhaft verkörpert in Heraklits Fragment B 52: Die Zeit (aion) ist ein Kind beim Brettspiel, eines Kindes ist die Herrschaft. Es ist die Leistung Nietzsches, das spielende Weltkind aus dem Bereich des Mythos in den des modernen – und postmodernen – Denkens geholt zu haben, indem er die Weltzeit, also das Kind, das spielt, nicht nur mit Zeus sondern mit dem Künstler identifiziert, dessen immer neu erwachender Spieltrieb andere Welten ins Leben ruft und sie gesetzmäßig und nach inneren Ordnungen formt.
In einem stimmen wir Heutigen allerdings ihm nicht mehr zu, dass dieses Spiel jenseits von Gut und Böse sei. Stattdessen betonen wir die Regelhaftigkeit des Spiels, la règle du jeu, ohne das kein Spiel möglich ist. Auch das Diskontinuierliche muss letztlich im Regelwerk enthalten sein. Dies zu kalibrieren scheint mir das zentrale Problem des heutigen Weltspiels zu sein.
So kann das synchrone und diachrone, das kontinuierliche und das diskontinuierliche, das intellektuelle und das unbewusste, das konstruktive und das destruktive Spiel, wie es sich im DantonDenkRaum realisiert, von einem Weltspiel zu einer Weltmetapher werden: Metapher als Bild als Trugbild als Wirklichkeit als wirkend…
GRADIVA
Freud geht es in seinem frühen Essay Der Wahn und die Träume in W. Jensens „Gradiva“ von 1907 um die Verlebendigung eines Trugbildes und gleichermaßen um die wahnhafte „Versteinerung“ einer lebendigen jungen Frau in einem römischen Relief. Er bezieht sich auf den um 1900 sehr populären, heute vergessenen Schriftsteller Wilhelm Jensen und dessen Novelle „Gradiva“. In dieser Erzählung wähnt ein junger Archäologe eine junge Frau, eben jene Gradiva („die Voranschreitende“), die er nur von einem römischen Relief kennt, leibhaftig aus der Unterwelt erstanden und um eine Ecke des heutigen ruinösen Pompeji schreitend. Schließlich stellt sich heraus, dass jene römische Gradiva niemand anderes ist als Zoe („Leben“), eine Spiel-Kameradin aus gemeinsamen Kindertagen, die in derselben Straße wie er wohnt und sich völlig unbemerkt von dem nur in seine Wissenschaft vertieften Archäologen zu einer attraktiven Frau entwickelt hat und schon lange Liebesblicke auf unseren Archäologie-Helden geworfen hat, der davon natürlich nichts bemerkte. Zoe ist ihrem Schwarm nach Italien nachgereist und hat an dem Spiel zwischen Wahn und Realität des jungen Wissenschaftlers kräftig mitgewirkt und ihm so sukzessive die Augen geöffnet für das Leben und die Liebe. So streifen sie schon gemeinsam durch Pompeji, Heiratspläne schmiedend.
Freud interessierte sich für diese novellistische „Liebesheilung“, da sie ihm als Vorbild für das Ziel der Psychoanalyse erschien, Verdrängtes bewusst zu machen und dadurch die entsprechenden inneren Konflikte zu lösen: „Verdrängt sind bei Norbert Hanold (so heißt unser Held) die erotischen Gefühle, und da seine Erotik kein anderes Objekt kennt oder gekannt hat also in seiner Kindheit die Zoe Bertgang, so sind die Erinnerungen an diese vergessen. Das antike Reliefbild weckt die schlummernde Erotik in ihm auf und macht die Kindheitserinnerungen aktiv. Wegen eines in ihm bestehenden Widerstandes gegen die Erotik können diese Erinnerungen nur als unbewusste wirksam werden. Was sich nun weiter in ihm abspielt, ist ein Kampf zwischen der Macht der Erotik und den sie verdrängenden Kräften; was sich von diesem Kampfe äußert, ist ein Wahn.“

III
DAS ARCHIV TANZT
Die Bildmagie der Ex Voto-Werke und deren komplexes Repräsentationssystem, sprich Gabe, Inkarnation, Fetisch etc. von den archaischen Zeiten bis heute interessieren mich.
Selbst die frühesten Werke sind auch Ausdruck eines Spielerischen, was Bataille sehr schön an Beispielen der Höhlenmalerei herausgearbeitet hat . Das Spielerische ist aber nichts anderes als das Wirken der Einbildungskraft (Imagination, Phantasie, Phantasma). Erst viel später trennt sich diese in ein trügerisches und ein wahres Bild, wobei, wie wir spätestens seit Deleuze wissen, selbst im platonischen wahren Urbild immer noch das Verdrängte, das Wahnhafte, das Irrlichterierende, also das Andere eine teilweise bedrohliche Präsenz aufleuchtet . Damit wird aber klar, dass das Urbild immer schon beides war, Trugbild und wahres Bild zugleich, was im Simulakrum und vor allem im Fetisch gut zum Ausdruck kommt.
In der modernen Welt haben wir es natürlich mit depontenzierten Simulakra zu tun.
Wir modernen Massen-Touristen tun so, als ob wir auf einer permanenten Pilgerreise zu allen ruinösen, längst ausgeglühten Weihestätten der alten Welt wären und sind nun eingeweiht nicht nur in die delphischen und eleusinischen Mysterien, sondern auch in die altindianischen, altpazifischen, vedischen, afrikanischen, einfach in alle Kulte.
Diese modernen Mysterien einer globalisierten und alle Zeiten umfassenden (diachronen) Einbildungskraft führen mich als Künstler zur Vision eines diachronen Welttheaters, in der dieser Figuren der Einbildungskräfte über die Zeiten hinweg sich zusammen präsentieren und ein Debatten-Spiel aufführen. Diese Idee ist nicht neu, sondern uralt: siehe Calderon  und Shakespeare, Faust II etc.
Durch die heutigen technischen Möglichkeiten können in diesem globalisierten Welttheater ziemlich viele Figuren unserer kollektiven Einbildungskraft zusammen auftreten. Die "Erinnerungsräume" werden so zu theatralischen Räumen, in denen das Archiv tanzt! Mit uns - vielleicht.
Jedenfalls halte ich die Idee eines tanzenden Archivs wesentlich inspirierender und humaner als die des brennenden Archivs: also nicht Auslöschung sondern tragisch-dionysisches Spiel!
***

III W.Prankl - H. Monreal : Weltspielmodell : Zuwanderung

 pa4-15-1---weltspielmodell-zuwanderung

An 'monrealhh@yahoo.de'

Sa 10.01.2015 18:26

Lieber Helmut

Unsere Gedanken haben sich etwas vertieft – im Laufe des heutigen Tages

Hier die Ergänzung, vor allem monetarisch - bei uns und in den Ver-/Ent-/Abwicklungsländern * - wie nach dem platonischen Denkmodell  > Charakteristika-Feld

Welt-Spiel Modell zwischen Vision und Utopie, Reichen und Armen...

Zuwanderung >

Erlebenswelt

Leistungswelt

Charakteristika

Status

Europa vor Ort Ansässige : Fremde

  Euro/Tag

  ab 70,-

 

 

 

 

Trans/Mission (könnte ein Tandem-Prinzip werden)

 

 

-/+ 1,-

Euro/Tag

Ansässige : Fremde vor Ort

*Verwicklungsländer

Wander-Lust

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frust/Angst/Flucht

Erfolg-/Erb- /Reiche

Euro im Jahr
-/+ 12 000 000

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

          -/+360, -

Euro im Jahr

Miss-/Erfolg-/ Arme

monetarisch körperlich/fit gläubig/meinend geistig-/seelisch sozial-/ästhetisch ^ Ergebnis-orientiert

 

 

 

 

 

 

Trauma/tisiert- v

-sozial-/ästhetisch

-geistig-/seelisch

-gläubig/meinend

-körperlich/fit -monetarisch

Status-Reiche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Status-Arme

PA4: m+w.p15-1

http://www.kultur-punkt.ch/diskurs-platon-akademie-4-pa4.html

siehe im besonderen das PA4-DISKURS-FELD    dazu …

 

 

Von:prankl@kultur-punkt.ch [mailto:prankl@kultur-punkt.ch] Gesendet: Samstag, 10. Januar 2015 10:08 An: monrealhh@yahoo.de Cc: AA-kultur-punkt Betreff: Diskursfeld > Welt-Spiel Modell : Zuwanderung

 

da-monreal15-1zuwanderung

 

Dein Mail

Do 08.01.2015 11:19

Lieber Helmut,

 

Zum Diskursfeld  > Welt-Spiel Modell : Zuwanderung Was ist mir/uns vorerst auf/gefallen ?

1 Stichworte, semantisch:

- Flüchtling/s/Elend - wirtschaftlich, politisch .. 2 Diskurs : Zuwanderer, Hoffnung ?

- symptomatisch