Jonathan Crary : 24/7 - Schlaflos im Spätkapitalismus

Diskurs aktuell
J. Crary: Schlaflos im Spätkapitalismus
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Online-Publikation: Februar 2015  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<<  Jonathan Crary : 24/7 - Schlaflos im Spätkapitalismus . Aus dem Englischen von Thomas Laugstien >>
112 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag; ISBN 978-3-8031-3653-4; 14,90 € / eBook 12,99 €
50 Jahre Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; http://www.wagenbach.de

Inhalt
In der Zeit des Schlafens können wir von einer besseren Zukunft träumen. Crary sieht hier das Potential für Widerstand gegen die Zwänge des gegenwärtigen Kapitalismus und für eine Rettung der Menschheit vor ihrer eigenen Zerstörung. « Michael Hardt in Artforum
Die globale Infrastruktur des pausenlosen Einkaufens, Arbeitens und Kommunizierens 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen der Woche hält mittlerweile bereits die gesamte Menschheit wach. Antischlafmittel sind das neue Lifestyleprodukt, um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben. Der Nachthimmel ist schon längst nicht mehr dunkel. Dabei blieb der Schlaf, während die anderen Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Sex schon früh finanziell ausgeschlachtet wurden, lange Zeit der einzige nicht kontrollierbare Rückzugsort vor den Zwängen des Kapitalismus. Noch vor hundert Jahren verbrachten die Menschen regelmäßig zehn Stunden schlafend. Der heute allgegenwärtige Schlafmangel ist Symptom eines beschleunigten Lebens, bei dem die persönlichen Gedanken und Gefühle an den Rand gedrängt werden. Ab ins Bett, schließt die Augen, fordert uns der Autor daher auf, damit wir uns in den Gefilden der Pause und der vermeintlichen Leere zumindest zwischendurch befreit fühlen können. Denn es ist die leere Zeit, die besonders kostbar ist.

Autor
Jonathan Crary ist ein international bekannter Kunstkritiker, Essayist und Meyer-Schapiro-Professor für moderne Kunst und Theorie an der Columbia University in Ney York. Seine Werke beschäftigen sich unter anderem mit Techniken der Wahrnehmung.

Fazit
Das Dachsammer-Projekt (Sperlingsvogel) des Pentagon zeigt es markant, wie perfide das Machtgehabe ist und wohin die Hegemonie-Lust verführt. Das zeigt das Diskursbuch von Jonathan Crary " 24/7 - Schlaflos im Spätkapitalismus " überdeutlich: Dessen Ziel ist der 'schlaflose Soldat' (Die Dachsammer kann 24 Stunden und 7 Tage unentwegt wach bleiben ).
Modafinil und die Entwicklung von automatisch-ferngelenkter Zielsuch- und Tötungssysteme beweisen es.
Aus allen diesen Gründen, die der Kapitalismus als Ziel hat, gibt es für Crary die ultimative Botschaft, nämlich nur einen Traum: 'den einer gemeinsamen Welt, deren Schicksal nicht besiegelt ist, einer Welt ohne Miliardäre, deren Zukunft eine andere ist als Barbarei oder das Posthumane...' So schlussfolgert Crary romantisierend bis sozial-utopisch seine Schlaf-These. m+w.p15-2