Christian Schüle : Heimat . Ein Phantomschmerz

Diskurs Aktuell  A-Z  > H
Heimat - Ein Phantomschmerz
-da-droemer-knaur17-5heimat-phantomschmerz

Online-Publikation: Mai 2017 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Christian Schüle : Heimat . Ein Phantomschmerz >>
256 S.;Hardcover, Droemer HC ;  ISBN: 978-3-426-27712-6; € 19,99 / E-Book (€17,99)
Droemer Knaur  Berlin; http//www.droemer-knaur.de; http//www.pattloch.de;

Charakteristika
> Fernweh Heimat

Inhalt
Was unsere Sehnsucht nach Heimat mit uns macht - eine Zeit-Diagnose.
 Heimat ist auch heute möglich – aber nicht durch die Beschwörung des Vergangenen, sagt der Feuilletonist, Philosoph und Publizist Christian Schüle. Er beschreibt den Verlust des Vertrauten und den Mangel an Vertrauen. Beides bestimmt die aktuelle Diskussion um den Begriff Heimat und schürt die Angst vor dem Unbekannten.
 Vor dem Hintergrund von Flüchtlingskrise und Migration derzeit verändert sich Heimat so rasant, wie es Deutschland nie zuvor erlebt hat. Politische, wirtschaftliche und soziale Grenzen lösen sich mit dem Siegeszug der Globalisierung auf. Die Welt wird immer unüberschaubarer, und die Zahl derjenigen wächst, die einen Verlust an Sicherheit und Geborgenheit beklagen. Die Stichworte Globalisierung, Flüchtling und Migration sind aber nicht nur die markantesten Merkmale dieser Veränderung von Heimat, sondern sie sind mittlerweile auch zum Kampf-Begriff in Politik und Gesellschaft geworden.
„Wie können wir diese Herausforderung bestehen?“, fragt Christian Schüle in seinem politischen Essay. Er begibt sich in den deutschen Alltag und erkundet die Gefühle und Traditionen der Deutschen. Sein Resümee: Der Verlust von Heimat ist ein Phantom-Schmerz – denn die Betroffenen verklären die Vergangenheit und sind kaum bereit, die Möglichkeiten zu sehen, die Gegenwart und Zukunft bieten, um die eigene Angst zu überwinden. Welche Möglichkeiten das sind und wie wir sie zur Stärkung unserer Demokratie nutzen können, zeigt Christian Schüle in seinem Debattenbeitrag.
„Einer der besten politischen Feuilletonisten Deutschlands“ SWR über Christian Schüle

Autor
Christian Schüle, geboren 1970, ist freier Autor und Publizist. Seine Essays, Feuilletons und Reportagen erscheinen u. a. in Die Zeit, mare, Deutschlandfunk, Deutschlandradio und Bayerischer Rundfunk und wurden mehrfach ausgezeichnet. Darüber hinaus war er dreimal für den Egon-Erwin-Kisch- bzw. den Henri-Nannen-Preis nominiert. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin. Er hat bislang acht Bücher veröffentlicht, zuletzt "Wie wir sterben lernen" und "Was ist Gerechtigkeit heute?"

Fazit
Der Publizist Christian Schüle erfasst den Topos "Heimat" mit einem panoramatischen und zugleich sehnsuchtsvoll-sicheren Blick. Inhaltlich geht es um  Grenzverlust und Schutz des untersuchten  Feldes wie um die Zukunft, ihre Integrität und Identitäten.
Wer selbst Heimat gelebt und ab-, umher oder ausgewandert (frei oder gezwungen) ist, hat sich einen Erinnerungs-Rucksack angeschafft, den er in Denkpausen jederzeit auf seinem lokalen Fernsein Zugriff hat (ausser beginnende Demenz entfernt ihn bruchstückhaft davon..).
So umschliesst Schüle ‚Heimat‘ gekonnt mit den Begriffen Phantasma (2) / Weltauffassung/ Vision  und Allegorie (3) Traumbild / Utopie, und  seinen dicht gefügten Diskurs auf empathische Weise. m+w.p17-6

1) Heimat
verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen. Der Begriff „Heimat“ steht in einer speziellen Beziehung zum Begriff der „Siedlung“; dieser bezieht sich, und damit im Gegensatz zum Wohnplatz, in der Regel auf eine sesshafte Lebensform, d. h. auf ein dauerhaftes bzw. langfristiges Sich-Niederlassen und Wohnen an einem Ort bzw. in einer Region. Der Heimatbegriff befindet sich in ständiger Diskussion.
https://de.wikipedia.org/wiki/Heimat

2) Phantasma
 (altgriechisch φἀντασμα = Erscheinung, Bild, Vorstellung, Gesicht bzw. ein von der Gottheit gesandtes Vorzeichen, Wunder, Traumbild mit und ohne Traum, Gespenst, Geist) wird allgemein als eine mentale, innere Vorstellung bezeichnet, oft auch abwertend im Sinne eines Hirngespinstes oder Trugbildes. Im deutschen Sprachraum bezeichnet Phantasma eine wahrnehmungsähnliche szenische Gegebenheit, psychiatrisch so viel wie Illusion, Pseudohalluzination und Halluzination. Die Bezeichnung gilt als wenig gebraucht und altertümlich, vgl. Kap. Begriffsgeschichte. Mario Erdheim betrachtet das Phantasma sowohl von seiner negativen Funktion aus als auch aus der Sicht der Selbstbehauptung und Auflehnung gegen unwürdige Verhältnisse. In der französischen Psychiatrie bedeutet Phantasma allgemein so viel wie eine bildhafte Szene, in welcher der Betroffene einen Wunsch oder unbewussten Wunsch realisiert. Insofern besteht Gleichheit mit dem Tagtraum. Der Begriff spielt eine wichtige Rolle im Kontext der Psychoanalyse Jacques Lacans, wo er eine bestimmte Form der imaginären Phantasie bezeichnet.

3) Allegorie
(von altgriechisch ἀλληγορία allegoría ‚andere/verschleierte Sprache‘, von ἄλλος állos ‚anders‘, ‚verschieden‘ und ἀγορεύω agoreúo ‚eindringlich sprechen, eine öffentliche Aussage machen‘ und ἀγορά agora ‚Versammlung‘) ist eine Form indirekter Aussage, bei der eine Sache (Ding, Person, Vorgang) aufgrund von Ähnlichkeits- und/oder Verwandtschaftsbeziehungen als Zeichen einer anderen Sache (Ding, Person, Vorgang, abstrakter Begriff) eingesetzt wird.

***