Helmut Dahmer : Die unnatürliche Wissenschaft . Soziologische Freud-Lektüren

Diskurs aktuell
H. Dahmer : Die unnatürliche Wissenschaft
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Online-Publikation: Mai 2012 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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273 Seiten, kartoniert - ISBN: 978-3-89691-895-6; € 29,90
Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster; http://www.dampfboot-verlag.de;

Inhalt
Sigmund Freud ist ein noch unerkannter Klassiker der Soziologie. Nach einer langen Geschichte der Verkennung, Verfemung und Reduktion (auf eine Humantechnik) ist das Inkognito der von ihm begründeten Psychoanalyse schließlich gelüftet worden: Im Unterschied zu den klassischen Natur- und Geisteswissenschaften, die auf technische Naturbeherrschung und auf die Vermittlung kultureller Traditionen ausgehen, repräsentiert die Psychoanalyse den Prototyp einer kritischen Sozialwissenschaft. Freuds Therapeutik ist eine „unnatürliche“ Wissenschaft, die es nicht mit „Objekten“ zu tun hat, sondern mit Subjekten, die sich selbst abhanden gekommen sind. Ihr Ziel ist die Auflösung antiquierter Institutionen der Seele und der Sozietät.

Autor
Helmut Dahmer (* 1937) ist ein deutscher Soziologe,
studierte an der Universität Bonn, der Universität Göttingen und der Universität Frankfurt am Main. Als Student in Göttingen trat er dem SDS bei.
Dahmer wurde 1973 promoviert und lehrte seit 1974, zunächst als Privatdozent, dann als Professor für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Seit seiner Emeritierung 2002 lebt er als freier Publizist in Wien.

Fazit
Der Soziologe und Publizist  Helmut Dahmer beschreibt in seinem Diskursbuch "Die unnatürliche Wissenschaft" die Schicksale der psychoanalytischen Bewegung ihre sozialen Zwänge, Lustprinzip und Todestrieb. Dabei enfaltete sie sich zu einer "Verkennungsgeschichte" zwischen materialistischer Naturwissenschaft (Beobachtung, Messung und Erklärung) und einer zweideutigen, jedoch entziffernd wirkenden "soziologisierten, linken und von totalitären Regimen verfolgte Subjektwissenschaft" .  Dahm schlussfolgert,  dass bis heute Ärzte, Psychologen und Verbandsideologen - er nennt sie "Priester" die Psychoanalyse vernutzt und verwaltet haben. Im Gegensatz dazu nennt er Laienanalytiker und weltliche Seelsorger, Ideologiekritiker, Gedächtnishistoriker und Meditations/Yogalehrende, die - wie wir - auf der berechtigten "Suche nach einer Kultur, die keinen mehr erdrückt". Ein richtungsweisendes Diskursbuch zur befreienden Kulturentfaltung. w+w.p12-6