Armut in Deutschland - 8,50 statt 12,00 Euro Mindestlohn = Unkultur . Bericht 2013>2015: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband
Armut in Deutschland - 8,50 statt 12,00 Euro Mindestlohn = Unkultur . Bericht 2013>2015: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e. V. D-10178 Berlin
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Armut in Deutschland: "Noch nie so gespalten wie heute . Armutsbericht: Sozialverband warnt vor Verödung ganzer Regionen
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e. V. D-10178 Berlin
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Deutschland war noch nie so gespalten wie heute, heißt es im aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands. Die Kluft zwischen reichen und armen Bundesländern öffnet sich: "Ganze Regionen befinden sich in einer Abwärtsspirale."
Hamburg - Nichts ist gut in Deutschland. So lässt sich der Armutsbericht 2013 zusammenfassen, den der Paritätische Gesamtverband am Donnerstagvormittag in Berlin vorgelegt hat. Noch im März dieses Jahres hieß es in einer Analyse der Bundesregierung die Verarmung sei gestoppt, die Ungleichheit in der Einkommensverteilung werde wieder geringer. Der jetzt vorgelegte "Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2013" kommt zum gegenteiligen Ergebnis: Die Armut ist demnach auf einem Rekordhoch, das Land sozial und regional tief zerrissen.
Fazit : Paritätischer Gesamtverband
"Sämtliche positive Trends aus den letzten Jahren sind zum Stillstand gekommen oder haben sich gedreht", sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. Die Kluft zwischen bundesdeutschen Wohlstandsregionen auf der einen und Armutsregionen auf der anderen Seite wachse stetig und deutlich. "Deutschland war noch nie so gespalten wie heute", stellt Schneider fest.
Die Armutsquote sei seit 2006 von 14 Prozent auf 15,2 Prozent gestiegen, Schneider nennt die Entwicklung "besorgniserregend", zumal der Abstand zwischen dem Bundesland mit der geringsten Armutsquote (Baden-Württemberg: 11,1 Prozent) und dem Letztplatzierten (Bremen mit 23,1 Prozent) sich weiter vergrößert habe. Keine Entwarnung gebe es insbesondere für die "armutspolitische Problemregion Nummer eins", das Ruhrgebiet. "Ganze Regionen befinden sich in Abwärtsspiralen aus wachsender Armut und wegbrechender Wirtschaftskraft. Hier brauchen wir eine gezielte finanzielle Förderung und soziale Programme, um der Verödung entgegenzuwirken", so Schneider.
Fazit zur Visualisierung / Grafiken zur Hartz-IV Thematik :
So gespalten ist Deutschland zwischen arm und reich Die im Bericht verwendete relative Armutsquote fasst alle Haushalte zusammen, die als arm oder armutsgefährdet gelten. Armutsgefährdet nach EU-Definition sind dabei Haushalte, deren Einkommen bei weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Einkommens in Deutschland liegt. Die Schwelle lag 2012 in absoluten Zahlen für einen Singlehaushalt bei 869 Euro. Für eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren liegt sie bei 1826 Euro. Beide Werte sind deutlich höher, als die Summe, die Hartz-IV-Empfänger in Deutschland bekommen.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hält die Hartz-IV-Regelsätze ohnehin für zu niedrig, die EU-weit verwendete Armutsgefährdungsquote sei deshalb ein sinnvoller Maßstab. Dass dabei die Einkommen in reichen und teuren Großstädten wie München mit armen ländlichen Gebieten beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern - mit entsprechend geringeren Lebenshaltungskosten - verglichen werden sei notwendig, weil das Grundgesetz die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland fordert.
Tatsächlich ist die Armutsquote auch im vergangenen Jahr wieder gestiegen, allerdings im Bundesdurchschnitt nur noch um 0,1 Prozentpunkte. Die Quote der Hartz-IV-Empfänger dagegen ist in allen Bundesländern gesunken, in Berlin ging sie sogar um 1,1 Prozentpunkte zurück, auf allerdings immer noch hohe 20 Prozent. Kritisch sei es vor allem, wenn "wachsende individuelle Armut auf massive öffentliche Finanznot" treffe, heißt es in dem Bericht, dann entstünden "regionale Armutsspiralen", die ohne massive finanzielle Unterstützung von außen nicht gestoppt werden könnten.
Fazit : NAK & DGB
Der Widerspruch zum Bericht der Bundesregierung ergibt sich vor allem aus den betrachteten Zeiträumen: Die Regierung hatte beobachtet, dass sich die hohen und niedrigen Einkommen zwischen 2005 und 2010 wieder leicht angenähert haben. Neuere Studien haben aber bereits gezeigt, dass die Einkommensungleichheit seit 2011 wieder zunimmt, vor allem wegen steigender Kapitaleinkommen - von denen nach der Wirtschaftskrise vor allem Gutverdiener profitieren.
Die Nationale Armutskonferenz (NAK) - ein Zusammenschluss von Sozial- und Wohlfahrtsverbänden wie der Arbeiterwohlfahrt, dem Paritätischen Gesamtverband, Caritas und Diakonie sowie Gewerkschaften wie dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) - bewertet die Befunde des Armutsberichts als "alarmierend".
In einem Sechs-Punkte-Katalog fordert die Nationale Armutskonferenz zur Armutsbekämpfung unter anderem eine bedarfsgerechte Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze, Beschäftigungsangebote für Langzeitarbeitslose sowie eine Stärkung des sozialen Wohnungsbaus. Gemeinsam kritisieren Schneider und Speicher den Verzicht der neuen Bundesregierung auf solidarische Steuererhöhungen für große Vermögen und Einkommen, um entsprechende Maßnahmen zu finanzieren
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