Michel Onfray : Leben und Tod eines Dandys . Die Konstruktion eines Mythos

Belletristik
M.Onfray: Dandyleben
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Online-Publikation: Oktober 2014 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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78 Seiten; Hardcover / Leinenein- und Leseband; ISBN 139783869307558; 14.80 EUR
Steidl Verlag Göttingen; http://www.steidl.de;

Inhalt
Brummell war der Erste unter den Dandys, so heißt es. Doch er war auch und vor allem eine ungehobelte Person, egoistisch, aggressiv, ironisch, zynisch, unhöflich, verlogen, betrügerisch, beleidigend, arrogant, dünkelhaft, angeberisch und – natürlich – selbstzufrieden, bestand doch sein Lebensinhalt darin, den anderen ihren schlechten Geschmack vorzuwerfen, ihre Plumpheit, ihre Blasiertheit, ihren Mangel an Bildung.
Diese reale Persönlichkeit Brummell, umwölkt von ihren Mythen und Legenden, war über zwanzig Jahre hinweg ein strahlender Star der mondänen englischen Gesellschaft, bevor sie sich in einem Vierteljahrhundert auf französischem Boden in eine bejammernswerte Figur verwandelte, in einen kläglichen Versager.
Wie hatte ein solch verabscheuenswürdiger Mann zur Schlüsselfigur des Dandytums werden können, einer Ethik der Eleganz und der Aristokratie, des guten Geschmacks und der Individualität? Dafür sorgte die Huldigung eines anderen Dandys, Jules Barbey d’Aurevillys Du dandysme ou de George Brummell, und dafür sorgte Charles Baudelaire. Brummell war ein Nichtsnutz, doch Barbey machte aus ihm ein schwarzes Gestirn, Baudelaire aus ihm ein glimmendes Feuer, das nicht zu lodern beliebte. Und was machen wir heute, in diesen nihilistischen Zeiten aus dem Dandy? Hat er uns noch etwas zu sagen?

Autor
Michel Onfray, geboren 1959 in Argentan/Frankreich, gründete 2002 in Caen die Université Populaire. Jährlich besuchen Tausende Zuhörer die Vorlesungen des Philosophen, der allen Religionen eine Absage erteilte und sich für ein freies, vernunftbestimmtes Leben einsetzt. Seine über fünzig Publikationen wurden in fünfundzwanzig Ländern übersetzt.

Fazit
Lord George Bryan Brummell (1778-1840)  / 'Beau Brummel' gilt als erster Dandy aller Zeiten: seine melodramatische Lebensgeschichte wurde unter anderem mit Elizabeth Taylor und Stewart Granger verfilmt.
 Im Buch des Philosophen Michel Onfray mit dem Titel "Leben und Tod eines Dandys".konstruiert dieser einen, besser noch, Den Mythos eines nachfolgenden Prototypen des Dandyismus, wie Barbey d'Aurevilly (1)  'in einer Welt, die unter Spannung stand -zwischen strenger Haltung und extremem Militarismus auf der einen, Launigkeit und Frivolität auf der anderen Seite - regierte die Langeweile' wie Onfray feststellt. Auch Baudelaire, wollte eine Art neue Aristokratie begründen, um zu verhindern, dass die Bürger (Spiesser und Untertanen) gebratene Dichter fressen'. Und Onfray schliesst sich dem an, indem er den Dandyismus 'als Alternative zur Barbarei unseres gegenwärtigen Europas, das zusammenbricht wie einst das Römische Reich'. Lassen wir es als Frage offen und amüsant so stehen. m+w.p14-10

(1) Jules Amédée Barbey d’Aurevilly (* 2. November 1808 in Saint-Sauveur-le-Vicomte (Manche); † 23. April 1889 in Paris), war ein französischer Schriftsteller und Moralist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jules_Am%C3%A9d%C3%A9e_Barbey_d%E2%80%99Aurevilly