Requiem für Ernst Jandl : Eine Komposition von Lesch Schmidt, mit den Stimmen von Friederike Mayröcker und Dagmar Manzel

AV Media
Requiem für Ernst Jandl  CD
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Online-Publikation: November 2016  im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
<< Requiem für Ernst Jandl : Eine Komposition von Lesch Schmidt, mit den Stimmen von Friederike Mayröcker und Dagmar Manzel  >>
1 CD mit 28-seitigem Booklet; Laufzeit: 60 Minuten; ISBN 978-3-940018-22-9; 18,90 Euro
speak low; D-10967 Berlin: http://speak low.de


Überblick
In ihrem im Dezember 2015 aufgezeichneten Gespräch im Tonstudio von speak low spüren die beiden Autoren der Düsternis und dem Grauen nach, die unter der glitzernden Oberfläche der sich im Aufbau befindenden BRD verborgen liegen. Dabei begeben sie sich auf einen Streifzug durch die geistige und geographische Landschaft der alten und neuen Bundesländer zwischen Nachkriegszeit und Wende.

Inhalt
In dem ihr eigenen Duktus hat Friederike Mayröcker die Totenklage für ihren verstorbenen Gefährten Ernst Jandl ins Mikrofon gesprochen. Der betont metrisch ausgearbeitete Vortrag inspirierte den Komponisten Lesch Schmidt zu einer dem Atem und Herzschlag Mayröckers folgenden, melodisch und rhythmisch frei assoziierten Komposition für Klavier, Geige, Kontrabass, Tuba, Flöte, Saxophon, Schlagzeug und Gesangsstimme. Gleichsam als Alter Ego des erzählenden Ichs verankert die Stimme von Dagmar Manzel die Totenklage im Diesseits, indem sie den Textfluss durch gesungene Gedichte unterbricht, mit den Musikern und der Stimme vom Band interagiert, wiederholt, vorgreift, zusammen mit Friederike Mayröcker spricht und auch dann noch, wenn diese schweigt.

Der Protagonist
Ernst Jandl (* 1. August 1925 in Wien; † 9. Juni 2000 ebenda) war ein österreichischer Dichter und Schriftsteller. Jandl wurde vor allem durch seine experimentelle Lyrik in der Tradition der Konkreten Poesie bekannt, durch visuelle Poesie und Lautgedichte wie schtzngrmm oder falamaleikum, die durch den Vortrag besondere Wirksamkeit entfalten. Jandls Werk war stets vom Spiel mit der Sprache bestimmt und spannte einen Bogen von politischer Lyrik wie wien: heldenplatz und zertretener mann blues bis zu komischen Sprachspielen wie ottos mops und fünfter sein. Das Spätwerk wurde in der Form konventioneller und im Inhalt schwermütiger, enthielt aber weiterhin den für Jandl typischen Sprachwitz von Gedichten wie bibliothek oder glückwunsch...
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Jandl

Autorin und Sprecherin
Friederike Mayröcker (* 20. Dezember 1924 in Wien) ist eine österreichische Schriftstellerin.
Von 1946 bis 1969 war Friederike Mayröcker als Englischlehrerin an verschiedenen Wiener Hauptschulen tätig, zwischenzeitlich holte sie 1950 die Matura nach. 1969 ließ sie sich als Lehrerin karenzieren und 1977 frühpensionieren, um sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_Mayr%C3%B6cker

Sprecherin
Dagmar Manzel (* 1. September 1958 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Sängerin und Hörspielsprecherin.
Seit 1994 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin...
https://de.wikipedia.org/wiki/Dagmar_Manzel

Komponist
Lesch Schmidt (* 1957 in Gießen) ist ein deutscher Komponist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lesch_Schmidt

Fazit
'speak low' - sprich leise ist Verlag + Zeichen zum Trauer-Topos zugleich, versinnbildlicht so das "Requiem für Ernst Jandl" auf eindringliche und melancholisch-berührende Art, was die beiden Stimmen von Friederike Mayröcker und  Dagmar Manzel auszeichnet.
Der Komponist Lesch Schmidt geht zwar auf  'Atem und Herzschlag' metronomisch ein,  jedoch kommen seine Tonstränge - zusammen mit Violine, Querflöte, Kontrabass, Schlagzeug und ihm selbst am Klavier - zumeist einer Überwältigung der vokal hervorragend vorgetragenen Frauenstimmen gleich. Was allerdings eine aktuelle Erscheinung bei vielen Produktionen darstellt : Eine einfach überangestrengte Wirrnis findet statt  - besonders für synergetisch wie -ästhetisch Interessierte störend - zu wenig Cage- & Jandl- Gemüt, vielmehr eine 'non-embedded ' Frauenstimmen-Kränkung. Die Antithese, zugleich Requiem-Meditation lautet: Den zauberhaften Inhalt und die beiden Stimmen durch Konzentrations-Einübung von der lärmigen Tontapete fernhalten, m+w.p16-11