Institut für Soziales Design
W+B Agentur-Presseaussendung Juni 2007
Ereignisbesprechung
<<Das Soziale-Design-Team Dieter Berdel, Herbert Hammerschmied +, Hans Hovorka +, Peter Pruner, Josef Seiter: "Wir betrachten Soziales Design als ein Arbeitsprinzip zur Realisierung einer menschengerechten Umwelt - nun - seit bald 30 Jahren" >>
http://sozialesdesign.org; institut@sozialesdesign.org
Das Anliegen
Das Institut für Soziales Design mit ihren Gründern und Protagonisten Dieter Berdel, Herbert Hammerschmied, Hans Hovorka, Peter Pruner, Josef Seiter - betrachten Soziales Design als ein Arbeitsprinzip zur Realisierung einer menschengerechten Umwelt.
Zielsetzung ist die Verbesserung der Lebensbedingungen des Menschen durch konkrete Veränderungen in allen Bereichen der Planung und Gestaltung von Produkten, Objekten, Lebens- und Arbeitsräumen. Prinzipien der Ergonomie und Erfahrungen aus Medizin und Therapie bilden dabei wichtige Grundlagen.
Im Zentrum der Aktivitäten steht der Mensch mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten. Soziales Design ist daher am Benutzer orientiert, der bei der Bewältigung von Aktivitäten des Alltags Probleme hat.
Kernanliegen
Die Arbeitspraxis ist generationsübergreifend und zielt insbesondere auf eine barrierefreie, d.h. allgemein zugängliche und alten- und behindertengerechte Umwelt ab. Grundüberlegungen des Sozialen Design finden sich inzwischen in den Begriffen Gestaltung für alle, Design for All, Universal Design wieder.
Entstehung
Die Idee des Sozialen Design geht auf die späten 60er-Jahre zurück. Die vier Designer Dieter Berdel, Herbert Hammerschmied († 1983), Hans Hovorka († 2002) und Peter Pruner setzen sich kritisch mit Designausbildung und –praxis auseinander. In vielen Gesprächen, auch mit VertreterInnen anderer Studienrichtungen und Berufsgruppen, entwickelt sich die Vorstellung von Planung und Gestaltung, die sich insbesondere an den Bedürfnissen der BenutzerInnen orientiert.
Mitbeeinflusst wird die Idee auch von Tendenzen in Skandinavien und durch die Schriften und Arbeiten des aus Österreich stammenden Designers Victor Papanek. Personell und fachlich verstärkt, u.a. durch den Pädagogen und Kulturhistoriker Josef Seiter, agiert die Gruppe einige Jahre unter der Bezeichnung "Aktionsgemeinschaft für soziales Design – AGSD". In diesem Zeitraum beginnt die Zusammenarbeit mit Behindertenorganisationen und mit Fachleuten aus den Bereichen Sozialarbeit, Ergotherapie und Rehabilitationsmedizin. Gemeinsam werden erste Projekte formuliert, Ausstellungen gestaltet und Initiativen zur Schaffung von Normen für behinderten- und altengerechtes Planen und Bauen gesetzt.
Im Herbst 1975 erfolgt die Gründung des "Instituts für Soziales Design – Entwicklung und Forschung – ISD" auf Vereinsbasis. Von Beginn an ist das ISD interdisziplinär zusammengesetzt und kooperiert mit anderen Fachgebieten. Dabei wird versucht, zukünftige BenutzerInnen in den Planungs- und Gestaltungsprozess mit einzubeziehen. Im Sinne einer allgemein menschengerechten Gestaltung wird auf die Vermeidung und Beseitigung baulicher und gegenständlicher Barrieren großes Augenmerk gelegt. Dies betrifft auch Dinge des täglichen Bedarfs, die aufgrund von Gestaltungsfehlern nicht oder nur schlecht benutzbar sind.
Einen hohen Stellenwert hat von Beginn an die Information der Öffentlichkeit. Die ersten umfangreicheren Arbeiten des ISD, die Wanderausstellung "Soziales Design" sowie der "Stadtführer für behinderte Menschen – Wien", sind dafür als Beispiele zu nennen.
Das ISD hat durch seine Tätigkeit seit 1975 zahlreiche Impulse gesetzt und zählt zu den Wegbereitern einer menschengerechten und barrierefreien Gestaltung. Dies drückt sich auch in mehreren Auszeichnungen aus, u.a. in der Zuerkennung des Dr. Karl-Renner-Preises der Stadt Wien 1981.
Grundsätze
Soziales Design ist eine Haltung, die eine allgemein menschengerechte Gestaltung von Produkten, Objekten, Lebens- und Arbeitsräumen anstrebt und aus der sich ein bestimmtes Arbeitsprinzip ableitet. Das Institut für Soziales Design - Entwicklung und Forschung – ISD erhebt Anspruch auf sozial engagiertes und verantwortungsvolles Handeln in allen Bereichen, in denen geplant, konstruiert und gestaltet wird.
Planung und Gestaltung, die den Menschen nur als konsumierendes Objekt sehen, ist weit verbreitete Praxis, aber inhuman. Das ISD hingegen sieht im Mittelpunkt seiner Bemühungen den Menschen, der Anrecht darauf hat, dass seine Wünsche, Bedürfnisse und Möglichkeiten berücksichtigt werden. Eine für alle Menschen ohne Hindernisse benutzbare Umwelt ist das Ziel.
Das ISD ergreift daher auch eindeutig Partei für sozial schwache und benachteiligte Bevölkerungsgruppen (Kinder, behinderte und alte Menschen usw.), die den gängigen Norm- und Wertvorstellungen nicht entsprechen und durch Sondermaßnahmen und Sondereinrichtungen von der normalen Umwelt isoliert sind.
Initiatoren und Protagonisten
Soziales Design und die Gründung des Instituts für Soziales Design geht auf die Initiative von fünf Personen zurück. Großen Anteil an der Entstehung und an der Entwicklung des ISD haben die beiden verstorbenen Freunde und Kollegen, Mitbegründer und langjährigen Vorstandsmitglieder Herbert Hammerschmied und Hans Hovorka. Sie haben zahlreiche Projekte initiiert und maßgeblichen Anteil an der Durchführung der Arbeiten. Neben der Tätigkeit für das ISD haben beide auch in anderen Bereichen der Gestaltung, Forschung und Ausbildung wesentliche Impulse gesetzt.
Dieter Berdel
Mag. art.
geboren 1939
Dieter Berdel studierte Möbelbau an der HTL Mödling und Industrial Design an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Er war Assistent an der Meisterklasse und Mitarbeiter am Institut für Industrial Design der Hochschule, war in Architektur- und Designbüros, am Österreichischen Normungsinstitut und freischaffend als Grafiker, Produkt- und Ausstellungsgestalter tätig. Dieter Berdel verfasste mehrere Publikationen zur Gestaltung und zu sozial- und arbeitswissenschaftlichen Themen und veröffentlichte einige Bücher Lyrik, Kurzprosa und visuelle Poesie.
Herbert Hammerschmied
Mag. art.
geboren 1946, verstorben 1983
Herbert Hammerschmied studierte Industrial Design an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und war danach an einigen Projekten des Instituts für Industrial Design an der Hochschule beteiligt, so z.B. an den Forschungsarbeiten "Österreichischer Standard für Schulgestühl" und "Körpermaße 6-18jähriger". Er war Mitarbeiter mehrerer Gestaltungsstudios sowie als freischaffender Grafiker, Produkt- und Ausstellungsdesigner in Hamburg und in Wien tätig. In Zusammenarbeit mit Robert Maria Stieg (†1984) hat Herbert Hammerschmied u.a. 1980 die viel beachtete Ausstellung "Vorsicht: Polstermöbel!" im Wiener Künstlerhaus konzipiert und gestaltet.
Hans Hovorka
Univ. Prof., Mag. art., Dr. phil.
geboren 1946, verstorben 2002
Hans Hovorka studierte Maschinenbau- und Kunststofftechnik am TGM Wien, Industrial Design an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Konstfachskolan in Stockholm sowie Soziologie, Pädagogik und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Er unterrichtete an der Akademie der bildenden Künste in Wien, am Mozarteum in Salzburg sowie an mehreren Akademien für Sozialarbeit. 1993 übernahm Hans Hovorka die Professur für Sonder- und Heilpädagogik an der Universität Klagenfurt und begründete dort die Abteilung für Integrationspädagogik und Soziales Umfeld. Er publizierte u.a. zu sozialwissenschaftlichen Themen, zur Wohnerziehung und zur Sozial- und Kulturgeschichte Wiens.
Peter Pruner
Mag. art.
geboren 1945
Peter Pruner studierte Maschinenbau- und Kunststofftechnik am TGM Wien, Industrial Design an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien sowie Psychologie und Pädagogik an der Universität Wien. Er war Mitarbeiter der Designgruppe Slany (D) sowie Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Ergonomic-Design Wien. Er war in der sozialpädagogisch orientierten Erwachsenenarbeit tätig und ist seit 1990 Lehrbeauftragter an der Schule für Einrichtungsberater Kuchl. Peter Pruner verfasste mehrere Publikationen zur Gestaltung, zur Ergonomie und zum Wohnen.
Josef Seiter
Mag. art., Dr. phil.
geboren 1950
Josef Seiter studierte Malerei, Kunsterziehung, Volkskunde und Kulturgeschichte an der Akademie der bildenden Künste, an der Hochschule für angewandte Kunst sowie an der Universität Wien. Er war Lehrer für Kunst- und Werkerziehung an Allgemeinbildenden Schulen und an der Akademie der bildenden Künste und ist seit 1989 Professor an der Pädagogischen Akademie bzw. Pädagogischen Hochschule Wien. Josef Seiter ist als Grafiker und Kulturwissenschafter tätig und verfasste mehrere Publikationen zur Pädagogik und Didaktik, zu Kunst, Fotografie und Politik