Die grünen Schätze der Stadt erschließen und vernetzen

Urbanität sinnlicher gestalten  

Die grünen Schätze der Stadt erschließen

Der Reichtum an Grünflächen ist den Kasselern ein eigenes Ritual wert: einmal jährlich im September findet die so genannte 63 Prozent-Wanderung statt. Angeführt vom Oberbürgermeister, wandern Bürger durch Kassel und Umgebung, um die Kunde zu verbreiten: Kassel ist eine grüne Stadt! Wohl kaum eine andere Stadt dieser Größenordnung in Deutschland kann mit zwei (mit dem Park Wilhelmstal drei) bedeutenden historischen Parkanlagen aufwarten, die als Zeugnis einer bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückreichenden fürstlichen Gartenkultur erhalten sind. Darüber hinaus prägt eine Vielzahl kleinerer Parks und Plätze das Stadtbild, wie auch die gebaute Stadt selbst sich durch Grünzüge nach allen Himmelsrichtungen mit dem Landschaftsraum verbindet. 43 Dauerkleingartenanlagen mit zahlreichen Auszeichnungen in Bundes- und Landeswettbewerben zeugen von einer blühenden gärtnerischen- bzw. Gartenbaukultur, die alle Generationen verbindet. 1955 fand die Bundesgartenschau in Kassel statt. Mit der Bundesgartenschau 1981 entstand das weitläufige Erholungsgebiet der Fuldaaue. 1982 wurde mit dem documenta-Beitrag „7000 Eichen“ von Joseph Beuys die „Stadtverwaldung“ mit 7000 Stadtbäumen initiiert. Diese Potenziale sollen im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung zu einem „Gartenkulturpfad“ entwickelt werden. Der Pfad führt durch die gartenkulturellen Schätze der Stadt Kassel und ihrer Umgebung, wobei Gartenkultur weit gefächert ist. Stationen sollten sein: • Historische Garten- und Parkanlagen • Naherholungsgebiete • Naturschutzgebiete • Industriebrachen • Kleingärten • Privatgärten • Innenhöfe • Friedhöfe • Kindertagesstätten • Schulhöfe
Der Gartenkulturpfad wird zur Bühne für Veranstaltungen (Kunst, Kultur, Fortbildung). Er vernetzt Altes mit Neuem und ist offen für Zukünftiges/Experimentelles. Hier finden die Naturforscher der Goethezeit wie Soemmering und Forster ebenso Platz wie zeitgenössische Künstler, die mit Pflanzen experimentieren. Eine Kooperation mit den Kasseler Museen ist geplant. Der Pfad bietet Raum für die Integration anderer Projekte, die für die Kulturhauptstadt angemeldet wurden (z. B. Permakultur, Klanginstallationen, Erfahrungsraum der Sinne nach Kükelhaus, Miradouros etc.).
Als Kooperationspartner sind vorgesehen: • Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten • Universität Kassel, Studienbereich 06 • Stadt- und Kreisverband der Kleingärtner e. V. • Gesellschaft der Staudenfreunde e. V. • Kakteenfreunde e. V. • Freundeskreis Botanischer Garten e. V. • Hessisches Dienstleistungszentrum für Landwirtschaft, Gartenbau und Naturschutz • Forstverwaltung • Schulen • Kindertagesstätten • Berufsverbände • Naturkundemuseum im Ottoneum • Staatliche Museen • Museum für Sepulkralkultur • etc.
In der Entwicklung des Gartenkulturpfades liegt die Chance, das positive Image von Kassel als „grüne Stadt“ zu stärken und weiterzuentwickeln. Es gilt insbesondere Schätze zu heben, die noch nicht so bekannt sind oder in Vergessenheit gerieten und gleichzeitig die vielen Akteure in der Stadt, die im weitesten Sinne zur Gartenkultur beitragen, zu vernetzen.
Initiatoren: Garten- und Umweltamt, Regula-Maria Ohlmeier, Margit See

 

7.2. Gartenkunst und ihre Deutung

Natur/Kultur - Ringvorlesung. Symposium und Publikation. Forschungvorhaben zur Deutungs- und Wahrnehmungsgeschichte der Gartenkunst

Die Gartenkunst als Disziplin der Kunstgeschichte entwickelte ihre Stile durch alle Epochen der europäischen Geschichte. Seit der Antike entfalteten sich die Gärten zunehmend zu einem Experimentierfeld neuartiger sozialer Beziehungen und komplexer wahrnehmungsästhetischer Abläufe. In der Ausdifferenzierung der Bedeutungsebenen und Wahrnehmungsformen der Gärten äußern sich seit Anbeginn der Gartenkunst die politischen, religiösen, sozialen und kulturellen Vorstellungen einer Epoche. Die Gartenkunst respektive die Beschäftigung der Kunst mit der Natur im weitesten Sinne wurde in Deutschland aber bisher nur unzureichend hinsichtlich ihrer kulturspiegelnden bzw. kulturstiftenden Bedeutung hinterfragt. Es fehlt nach wie vor an wissenschaftlichen Untersuchungen zur Deutungs- und Wahrnehmungsgeschichte – u. a. zur Repräsentations-, Sozial-, Nutzungs- und Ideengeschichte – des Gartens bzw. des künstlerisch besetzten Naturraumes. Hier ist insbesondere die Zusammenarbeit der Kunstgeschichte mit den künstlerischen Disziplinen gefordert. Das Forschungsvorhaben „Gartenkunst und ihre Deutung“ untersucht die sich wandelnden Deutungs- und Wahrnehmungsformen der Gartenkunst. Zu den Themengebieten zählen u. a. Park-, Garten- und Kuranlagen, einzelne künstlerische Arbeiten, städtisch-urbanistische Planungen und kulturell genutzte Naturräume aus allen Epochen, die über eine besondere Wirkungs- und Deutungsgeschichte verfügen. Gegenstand der Forschung werden die mit der Deutung und Wahrnehmung von Kunst und Natur einhergehenden Be-, Um-, und Entwertungen sein. Diese gilt es letztlich ins Verhältnis zu setzen zu den ursprünglichen funktionalen und repräsentativen Absichten der (Garten)Künstler und Auftraggeber. Dabei sind die jeweiligen Entstehungsgeschichten nebst den zeitlichen Umständen, die Auftraggeber, Künstler, Funktionen und Vorbilder zu berücksichtigen. Das Hauptaugenmerk gilt den wissenschaftlichen, künstlerischen und populären Deutungs- und Wahrnehmungsmustern. Diese, seien sie national, ideologisch, politisch, religiös, stilgeschichtlich, sozial- oder mentalitätsgeschichtlich, müssen jeweils in ihren ideengeschichtlichen Kontext eingeordnet werden. Darüber hinaus ist zu prüfen, wie sich die Deutungs- und Wahrnehmungsmuster im Laufe der Zeit verschränken oder ändern, so dass beispielsweise bestimmte Muster überlagert werden. Ferner gilt es auch, die Deutungs- und Wahrnehmungsgeschichte für spätere Umgestaltungen und denkmalpflegerische Maßnahmen im Auge zu behalten. Eine die Beiträge bündelnde Publikation ist beabsichtigt. Der Band soll sich dabei sowohl an ein wissenschaftliches Publikum wie an eine größere Leserschaft richten, die an Garten-, Architektur- und Kunstgeschichte interessiert ist. Das Projekt soll 2004 mit der Recherche und 2005 mit der Ringvorlesung beginnen. Das Projekt würde erstmals eine übergreifende Untersuchung ermöglichen, die exemplarisch unterschiedliche Facetten einer Auseinandersetzung von Kunst und Natur zusammenfasst und sie deutungs- und wahrnehmungsgeschichtlich einordnet. Damit wird einerseits ein kulturhistorisches Kapitel der europäischen Gartenkunst erfasst und andererseits eine übergreifende wissenschaftliche und künstlerische Diskussion an der Kunsthochschule Kassel unterstützt. Die Verortung eines solchen Forschungsvorhabens in einer Region mit einzigartigen Park- und Gartenanlagen von internationalem Rang, weltweit bedeutenden künstlerischen Ausstellungen wie der documenta und den derzeit avancierten Kulturprojekten ist als besonders sinnvoll zu erachten. Initiatoren:
Prof. Karin Stempel, Dr. Dirk Steimann, Kunsthochschule Kassel

 

7.3. Hanna-Müller Baumpark

Die Jacob-Grimm-Schule liegt an der Achse Herkules-Wilhelmshöher Allee in der Nähe des Zentrums. Das Gelände der Schule öffnet sich dem Umfeld der Wilhelmshöher Allee, deren Alleecharakter durch eine nahezu geschlossene Bebauung betont wird. Die durch Einzelbauten bedingte durchlässige Struktur des Gebäudekomplexes der Jacob-Grimm-Schule unterstreicht diese Öffnung. Der Bestand an Einzelbäumen und Sträuchergruppen ergibt ein parkähnliches Bild. Die Recherche der Geschichte, das Kennenlernen der Initiatorin der Bepflanzung aus Hinterlassenschaft der Bundesgartenschau von 1955 und Kontakte zum Stadtgartenamt sowie der staatlichen Schloss- und Gartenverwaltung haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Idee geboren wurde, den ersten hessischen Schulbaumpark an der Jacob-Grimm-Schule einzurichten und als Hanna-Müller-Baumpark zu benennen. Der Park ist in einzelne Bereiche, wie zum Beispiel Banken- und Industrieviertel, Schülerrefugium und Künstlerkolonie unterteilt. Hier haben Sponsoren, Privatpersonen und Schülergruppen Patenschaften übernommen, so dass die Finanzierung der Namensbeschilderung der Bäume und Neuanpflanzungen gesichert ist.
Initiator: Jacob-Grimm-Schule, Heinrich Hellwig, Schulbaumpark AG

 

7.4. Hinterhöfler machen Gartenkunst

Die Öffnung von halb privaten Räumen

Es gibt Orte, von denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen bleibt, Orte, wo Alltag, Erholung und Geselligkeit der Anwohnenden Platz finden können, Orte, die in einem sozial-künstlerischen Projekt zugänglich gemacht werden können: Hinterhöfe sind urbane Spielorte, die für Anwohner einen hohen Stellenwert haben und von der Öffentlichkeit entdeckt werden können. Die Möglichkeit zur Teilhabe an fremden, privaten Bereichen hat für Besucher einen besonderen Reiz. Andererseits trifft man bei Hausbewohnern oft auf große Offenheit, sich mit persönlichen (privaten) Leistungen öffentlich präsentieren zu können. Wer über einen Hinterhof verfügen kann, hat die Möglichkeit, einen Ort zu gestalten, der zusätzlich zu den geschlossenen Wohnräumen offen ist für vieles. Die „Hinterhöfler“ sollen in einen kreativen, vitalen Prozess von Gestaltung und Präsentation einbezogen werden. Fotografie kann als lmpulsmedium dienen; fotografische Dokumentation weckt und begleitet die Bereitschaft, Veränderungen vorzunehmen. Jeder Hinterhof, in dem Beteiligte für eine Mitwirkung gewonnen werden können, entwickelt eine eigenständige, individuelle Gestaltung, die sich an Vorgefundenem, Funktionen, Bedürfnissen und Phantasien orientiert. Das Spektrum reicht vom gut situierten, privaten Innenhof bis zum sozialen Brennpunkt. In der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ambitionen werden die ästhetischen Ansprüche zu klären sein. Typische Innenhöfe und Hinterhöfe aus anderen Ländern liefern zusätzliche Anregungen. Vorhandene eigene Potenziale können im Projekt unterstützt werden durch Fachleute und Künstler. Unterschiedliche Gestaltungsmedien wie Anpflanzungen, Wasser, Licht, Mosaik, Graffito, Musik, Geräusche, Wind, Architektur, Farbe, Holzbau, Draht und Metall, Glas und Spiegel, Recycling, Bildhauerei und soziale Arbeit gehen im Gartenkunstprozess eigenwillige und spektakuläre Verbindungen ein. Hinterhöfe liefern nicht nur den Raum, sondern auch Themen für Inszenierungen. Gartenkunst wird als organische, nachhaltig wirkende Tätigkeiten interpretiert, die sich durch Originalität, Phantasie und soziales Verständnis auszeichnen. Hinterhöfe werden in Szene gesetzt und sprengen den Rahmen des Gewohnten. Der Prozess ist lang anhaltend, viele Personen treten zueinander in Bezug. Beteiligte nutzen ihre Hinterhöfe und geben Auskunft. Im Jahr 2010 werden die Orte mit informativ und thematisch eigens dafür ausgestalteten öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen sowie mit Veranstaltungen und Workshops bespielt.
Initiatoren: elfi&pitzeEckart

 

7.5. Kulturpflanzen - Pflanzenkultur- Permakultur

Die Entwicklung einer modernen, auf Nachhaltigkeit, Nutzen und Synergien setzenden, urbanen Grünflächengestaltung würde das Spektrum der Gartenkunst und Parkgestaltung sinnvoll ergänzen. Bis zum Jahr 2010 sollen verschiedene Standorte nach den Prinzipien der Permakultur gestaltet werden. Die Pflanzenauswahl ist standortabhängig; bei genügendem Abstand zum Straßenverkehr sind Obstbäume und Beerensträucher, Teestauden u. a. denkbar, an schadstoffbelasteten Standorten sollen z. B. schwermetallsammelnde und -bindende Pflanzen angepflanzt werden. Die verschiedenen Gestaltungen markieren und verbinden ausgewählte Orte in Kassel unter dem Motto KULTURPFLANZEN und/oder einem noch zu entwickelnden Logo. Permakultur-Gärten müssen nicht besonders groß sein, daher gibt es unzählige mögliche Standorte in der Stadt. Eine weitere Idee ist ein öffentlicher Anbau-Garten, um Bürgern Gartenkultur (wieder) zugänglich zu machen. Dort könnten Pflanzen für die verschiedenen Standorte produziert und vermehrt werden, was auch dem Gemeinsinn und dem Verantwortungsgefühl für den gemeinsamen Lebensraum dienen würde. Hier sind Flächen in der Karlsaue oder auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau denkbar.
Initiator: Karsten Winnemuth
Permakultur Permakultur ist eine Entwurfs- und Gestaltungsmethode, die sich mit der Anlage von nachhaltigen, energieeffizienten menschlichen Lebensräumen befasst. Der Begriff Permakultur diente ursprünglich zur Beschreibung einer dauerhaften Landwirtschaft, die sich am Vorbild eines vielfältigen Ökosystems orientiert. Heute wird das Konzept darüber hinaus in vielen anderen Bereichen umgesetzt.

 

7.6. Kunst Stadt Garten

Konversionsflächen werden grün

Ein Projekt des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung der Universität wird besondere Themen der Garten- und Parkkultur aufgreifen. Industrielle, militärische und Bahn-Konversionflächen sollen als Kunst-Stadt-Garten-Landschaft entwickelt werden. Historische Industriestandorte, ehemalige Kasernengebiete und Flächen, die durch Veränderungen des Bahnverkehrs frei werden, bieten besondere Möglichkeiten einer „grünen“ Stadtentwicklung. Wie kann die Kunst in dieses Projekt integriert werden? Zuallererst durch hervorragende landschaftsarchitektonische Gestaltung, am besten in Kooperation mit Künstlern (Wettbewerbe). Außerdem durch künstlerische Interventionen im öffentlichen (Park-)Raum (z. B. wie bei dem Licht-Kunst-Projekt im Bergpark Wilhelmshöhe im Jahre 2002).
Akteure Staatliche Schlösser und Gärten, Stadt Kassel (Federführung Gartenamt), Universität Kassel (Fachbereich 06 Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung) und Kunsthochschule, Berufsverbände, insbes. BDLA Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, aber auch BDA, SRL (jeweils die Kasseler Orts-/Regionalgruppen), Große Flächeneigentümer, z. B. DB, Eigentümer von lndustrie(brachen)standorten in Kassel-Bettenhausen, Planungs- und Entwicklungsbeauftragte.
Initiator: Prof. Christian Kopetzki, Universität Kassel

 

7.7. Licht(e) Wege

Im Sommer 2002 ließen sich 20.000 Besucher von den Lichtinstallationen im Bergpark Wilhelmshöhe zu einem nächtlichen Spaziergang begeistern. Die Ausstellung LICHT(E)WEGE war für viele ein überraschendes Erlebnis – eine Entdeckungstour zu imaginärem Licht – Naturerlebnis und Kunstgenuss in einem. LICHT(E)WEGE hat alte Traditionen der „festlichen Beleuchtung“ von Parkanlagen aufgegriffen und hat dies mit künstlerischem Engagement zeitgemäß interpretiert. Mit gezielten Eingriffen haben bildende Künstler den visuellen Ablauf beeinflusst und damit Wahrnehmungsvorgänge verändert und Sehgewohnheiten aufgebrochen. Die zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten mit Licht haben auf den heutigen Kontext aufmerksam gemacht und im historischen Umfeld einen anderen Blick ermöglicht. Im Jahr 2005 soll LICHT(E)WEGE II stattfinden. Für 2010 ist im Bergpark ein besonderes Kunstereignis mit internationalem Anspruch geplant.
Initiatoren: Markus Hutter, Herwig Thol

 

Wasser

7.8. Welterbe Residenzgärten

Kassels Residenzgärten sollen UNESCO-Weltkulturerbe werden

Vernichtet wurden Kassels historische Qualitäten bereits zur Genüge. Nicht nur das Inferno der Bombardierungen im II. Weltkrieg allein mit Zehntausenden von Toten und zerstörten Gebäuden und Kunstwerken, vor allem der vermeintliche Modernisierungsdruck vernichtet fortschreitend die ererbte Schönheit von Landschaft, Dörfern und Städten oder genauer: was davon noch übrig ist. Es handelt sich um Qualitäten, die in ihrer originalen Substanz für immer und unwiederbringlich verloren gehen, nicht nur für uns, sondern auch für unsere Nachkommen. Es ist eine Vernichtung der eigenen Kultur, der europäischen Kultur, der Weltkultur.
1972 beschloss die UNESCO die Einrichtung des Welterbes »im Hinblick darauf, dass das Kulturerbe und das Naturerbe zunehmend von Zerstörung bedroht sind, nicht nur durch die herkömmlichen Verfallsursachen, sondern auch durch den Wandel der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, der durch noch verhängnisvollere Formen der Beschädigung oder Zerstörung die Lage verschlimmert«. Welterbestätten sind „Meisterwerke der menschlichen Schöpferkraft“, „zeigen während einer Zeitspanne in einem Kulturgebiet der Erde einen bedeutenden Austausch menschlicher Werte in Bezug auf die Entwicklung von Architektur und Landschaftsgestaltung“, „sind ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition“ und „ein hervorragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden, architektonischen Ensembles oder Landschaften, die mehrere Abschnitte der Geschichte versinnbildlichen“. Die UNESCO fordert Qualitäten im Weltmaßstab, „außergewöhnlichen universellen Wert, Einzigartigkeit und die Authentizität im Sinne der historischen Echtheit und Unversehrtheit als auch überzeugende Erhaltungsplanungen“. Kassels Residenzgärten als UNESCO-Weltkulturerbe auszuweisen, bietet nach der Anlage der großen Gärten im 18. Jahrhundert und dem Bau der sie mit der Kernstadt und ihren großen Plätzen verbindenden Alleen zum zweiten Mal die Chance zu einer ästhetischen Neudefinition der eigenen Stadt. Gefahren durch Stadtentwicklung, Verkehr, Bebauung, Lärm, Abgase, Schäden durch Touristen und Besucher soll damit vorgebeugt werden. „Es wird von wesentlicher Bedeutung sein, die Strategien zur Erhaltung des Erbes in regionale Raumordnungspläne und Stadtentwicklungsprogramme sowie in Strategien für nachhaltige Entwicklung (sanfter Tourismus eingeschlossen) zu integrieren.“ (UNESCO)
In Kassel sind verschiedene Vorhaben in der Diskussion, die die zukünftigen Welterbestätten deutlich betreffen und im Falle falscher Lösungen außerordentlich gefährden würden, z. B. Multifunktionshalle, Vierter Turm des Augustinums, Verkehr Auedamm, Mulangstraße, Bergparkstraße, Tulpen- und Rasenallee, Auestadion mit Tribünenüberdachung und Flutlichtanlage, städtebauliche, architektonische und künstlerische Vorhaben im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt 2010. Die Probleme sind durchaus lösbar im Sinne einer für Kassel positiven Entwicklung hin zu einer schöneren Stadt, zu einer Stadt neuer Garten-, Landschafts- und Baukultur. Die „Bürger für das Welterbe“ wollen durch ihre Mitarbeit in dem von der Stadt Kassel gemeinsam mit dem Land Hessen und dem Landkreis Kassel gebildeten Arbeitskreis „Welterbe“ helfen, diese Chance für die Stadt zu wahren. Die Bürger, die sich in Kassel für die Bewerbung und Anerkennung der Kasseler Residenzgärten einsetzen, fühlen sich den Ansprüchen der UNESCO im Sinne des Dialogs zwischen den Kulturen und der Bewahrung des bedeutenden Erbes der Menschheit verpflichtet. In diesem Sinne geht es nicht allein um den unbedingten Schutz der hiesigen historischen Gartenkunstwerke und deren Initialzündung für die zeitgenössische Entwicklung der Gartenkunst. In gleicher Intensität geht es um den Austausch mit Menschen und Gruppen, die sich für die europäischen und außereuropäischen Gärten engagieren, die für die Entwicklung der Kasseler Gärten so entscheidend waren: Italien, Frankreich, Holland, England, Schweden, Deutschland und China. Die „Bürger für das Welterbe“ werden versuchen, diese Kontakte aufzubauen und fruchtbar zu machen. Ausgehend von den europäischen und überseeischen Bezügen der Kasseler Gartenkunstwerke wird ein Museum der Gartenkunst vorgeschlagen. Ideal dafür wäre die Orangerie in der Karlsaue gemeinsam mit der Hessenkampfbahn. Neue Gärten sollen in Kassel durch international bedeutende Künstler entworfen werden. Zum Beispiel ein Moderner Stadtgarten, KinderGärten, von Kindern und Jugendlichen angelegte und gepflegte Gärten. 2010 könnte das Gründungsjahr der periodisch stattfindenden Kasseler Internationalen Gartenkunstausstellung sein. Die historischen Gärten in Kassel und der Region, teilweise sind sie wenig bekannt, sollen als Gartenreich Nordhessen in die Präsentation der Welterbegärten mit einbezogen werden: Park Schönfeld mit dem Botanischen Garten, der Henschelgarten am Weinberg, Park von Gut Windhausen in Niestetal-Heiligenrode, Park von Gut Freienhagen an der Fulda, Schlosspark Gut Escheberg, Fürstenbad Gesundbrunnen Hofgeismar und Schloß und Park Arolsen. Mit einzubeziehen ist der direkte Vorläufer des englischen Landschaftsparks in Wilhelmshöhe, der Park in Wilhelmsbad bei Hanau, das Erstlingswerk des Landgrafen Wilhelm IX. Von europäischem Rang ist ohne Zweifel das mehrtausendjährige „Waldgeschichtsbuch“ Reinhardswald mit seinen Eichenhute-Beständen, dem „Urwald“, stein- und bronzezeitlichen Fundstätten, vielfältig erhaltenen historischen Zeugnissen der Waldnutzung, dem ehemaligen Jagdschloss Sababurg mit Tierpark und Alleen, dazu das Gut Beberbeck u. v. a. mehr. Hessens ältestes technisches Denkmal, der Messinghof, Herstellungsort des Herkules in Kassels Industriestadtteil Bettenhausen, ist wiederherzustellen und in die Welterbestätte einzubeziehen.
Weitere wünschenswerte Maßnahmen: • Wiederherstellung des Neuen Wasserfalls • Verbindung von Großparkplätzen und Bahnhof Wilhelmshöhe über einen intensiven Shuttledienst mit den Parks, Schlössern und Museen Karlsaue, Orangerie, innerstädtischen Museumsstandorten und Besucherzentrum hinauf nach Wilhelmshöhe zu den Alten Meistern, Löwenburg und Herkules und weiter nach Wilhelmsthal • Verlängerung der Linie 3 als neue Herkulesbahn hinauf zu Kassels Wahrzeichen, verbunden mit einer ästhetischen Neuordnung des Herkulesumfeldes in einer dem Welterbe gemäßen Form • Verlängerung der Linie 1 bis zum Schloss (nur unterirdisch) und Bezeichnung als neue MuseumsParkBahn, die Kulturtram • Rückbau von Park- und Tennisplätzen und anderer Deformationen innerhalb der Parkareale und Rekonstruktion des Landschaftsparks an ihrer Statt • Ausweisen neuer absolut ruhiger, hochqualitativer Hotelstandorte
Für die Arbeitsgruppe auf der Open Space-Konferenz: Klaus Beckenbach, Maren Brechmacher-Ihnen, Klaus Lometsch, Folckert Lücken-Isberner, Hermann Mielke, Hans-Friedrich Werner und die „Bürger für das Welterbe“, Park Wilhelmshöhe, Karlsaue und Wilhelmsthal e. V., Vorsitzender: Prof. Hardy Fischer

 

7.9. Der neue Wasserfall im neuen Garten

Der neue Wasserfall ist seit seiner Beschädigung im II. Weltkrieg außer Betrieb. Seine Sanierung ist ein wichtiger Beitrag für die Attraktivität des Bergparks und für die Heilung einer Wunde, die der Krieg Kassel geschlagen hat. Die Sanierung soll den historischen Zustand wieder herstellen, besonders dann, wenn dies für die Anerkennung des Bergparks als Welterbe erforderlich ist. Denkbar wäre jedoch auch eine moderne, zeitgenössische Parklandschaft, die der Tradition Kassels entsprechend den Geist der Moderne berücksichtigt. Wenn die Sanierung im Sinne einer modernen, zeitgenössischen Parkgestaltung möglich ist, sollte sich die moderne Ergänzung im Wesentlichen nach Norden erstrecken, um den Kernbereich des Welterbes „Park Wilhelmshöhe“ zu schonen. Aufgabe eines dazu notwendigen internationalen Wettbewerbs müsste sein, die Landschaftskunst und die Kunst in der Landschaft in die Tradition der documenta einzubinden.
Initiator: Prof. Klaus Pfromm, Universität Kassel

 

7.10. Glashaus

Mitten in der Stadt die Natur entdecken

Das Glashaus ist ein von Grün überwuchertes Bauwerk – mitten in der Stadt. Der Besuch des Glashauses ist ein Abenteuer, wie es sich viele Erwachsene als Kinder immer gewünscht haben. In diesem Haus und dem umliegenden Gelände soll eine Begegnung der Stadt-Menschen mit Natur und Kunst stattfinden, Besucher sollen ausprobieren können, wie Kunst und Natur zusammenwirken. Sie sollen auch einen Ort der Ruhe finden. Ein Glashaus ist transparent: die Natur darin lebt vom einfallenden Licht, und die Menschen fühlen sich eingeladen, das Innere der Hülle zu betrachten. Die lichte Atmosphäre ist ein besonderes Ambiente, um scheinbar Unvereinbares in einander bereichernde Harmonie zu bringen. Die Konstante ist die Natur, auch wenn sie durch Wachstum und Blütenstand in Bewegung ist. Die Variablen sind die Menschen, ihre Aktivitäten, ihre Kunstgegenstände oder künstlerischen Darbietungen. Das GLASHAUS soll eine Oase in der Stadt zu sein, die auf kürzestem Weg zu erreichen ist. Zielgruppe sind sowohl Kinder als auch Erwachsene – Bewohner von Seniorenheimen genau so wie Patienten in Reha-Gruppen oder Teilnehmer einer Tagung. Angegliedert ist ein „Grünes Café“. Geplant sind eine „Kindergärtnerei“, daneben „Naturkurse“ für Alt und Jung, Kunst-Events, Workshops, Konzerte und Ausstellungen. Der künstlerische Prozess und die daran gekoppelte intensive Beschäftigung mit natürlichen Strukturen, Formen, Farben und Materialien führt zu einer intensiven Wahrnehmung von Natur. Land-Art-Projekte reflektieren die Gegebenheiten unveränderter oder gestalteter Natur, betonen mit einer großen ästhetischen Komponente die Eigenheiten des speziellen Areals. Die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien, Stoffen und Farben schärft den Blick, macht aufmerksam, verändert Sichtweisen. Die Arbeit selbst wie auch die Rezeption des Ergebnisses vergrößert das Verständnis für das Wesen der Natur. Die Wahrnehmung von Zeit, Wetter, Licht, Tages- und Jahreszeiten wird zunehmend sensibilisiert. Ausflüge und das Spielen im Garten dienen dazu, dass die Kinder Erfahrungen mit der Umwelt sammeln. So können sie sich im Garten frei bewegen. Sie legen Beete an, ernten selbst Blumen und Gemüse. Unter fachkundiger Anleitung wird der Umgang mit Pflanzen spielerisch und im jahreszeitlichen Rhythmus erlernt. Im GLASHAUS wird – im ästhetischen Sinne – die Lust der Menschen auf die Schönheit der Dinge gelenkt.
Initiatorinnen: Iris Hollstein, Josephine Heyne, GLASHAUS Kassel e.V.

 

7.11. Kassel und seine Bäder

Im Leben Kassels hat die Bäderbewegung Tradition. In der Gründerzeit um die Jahrhundertwende entstanden zahlreiche Sanatorien, Hotels, Restaurants und Gastwirtschaften – oft „im Grünen“ und in attraktiver Lage. Zahlreiche Vereine, die sich der Gesundheit verpflichtet fühlten, legten solche Anlagen und Gärten an. Da Kassel im II. Weltkrieg durch Bomben stark zerstört worden war, existierten nach 1945 viele der Anlagen nicht mehr. Gleichwohl gibt es heute wieder ein umfangreiches Angebot. Neben der Therme in Bad Wilhelmshöhe besitzt die Stadt mehrere Hallen- und Freiluftbäder, daneben gibt es im Bergpark Wilhelmshöhe sowie im Stadtgebiet ein System von Kneipp-Wassertretanlagen. Bürgerengagement bewirkte in den vergangenen Jahren gleich mehrfach den Erhalt von Freibädern. Mitten im Habichtswald existiert ein sozial- und kulturhistorisch bedeutsames Kneipp-Heil- und Luftbad. Das bestehende Potenzial soll durch neue Angebote erweitert und verbessert werden. Eine neue Attraktion könnte ein „Bad der Sinne“ sein, das neben einem modernen Bäderbetrieb auch eine Sauna mit verschiedensten Kräutern, Rinden und Nadeln bietet. Frei- und Hallenbäder könnten z.B. zu Erlebnisbädern mit Fitness – und Ruhezonen ausgestaltet werden. Auf Lehrpfaden soll nicht nur das Kennenlernen der Botanik möglich sein, sondern auch ihre Anwendung in Ernährung und Medizin. Damit verbunden werden Projekte im Kurbetrieb wie auch in Kunst und Musik (z.B. Ausstellungen und Konzerte), Theater und Literatur, Angebote für Gäste und Einwohner Kassels. Vorgeschlagen wird die Entwicklung und Vernetzung von gemeinsamen attraktiven Programmen auch für Kinder und Jugendliche.
Initiator: Ingmar Willkomm

 

7.12. StadtLeben am Fluss

Die Geschichte der Stadt ist durch zum Teil radikale wirtschaftliche, kulturelle und in Folge auch soziale Paradigmenwechsel geprägt. Von jeher spiegelt sich mit und an der Fulda – dem Fluss durch die Innenstadt – diese Geschichte wieder. In der Unterneustadt an der Fulda sind vielfältige Zeugnisse der Entwicklungen und Verwicklungen Kassels als Stadt am Fluss zu finden. Die Unterneustadt vermag deshalb in eigener Weise die gesellschaftlichen und kulturellen Identitäten Kassels als „Stadt im Fluss“, ihr historisches Erbe, ihre Potenziale, aber auch das Vergessene und Verhinderte aufzeigen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die preisgekrönte „Wiedergründung der Unterneustadt“ – eine städtebauliche Leistung, die der Unterneustadt erst zum Ende des 20. Jahrhunderts wieder eine adäquate Stellung in der Stadt verschaffte. Der Ortsbeirat Unterneustadt hat sich das Projekt „StadtLeben am Fluss“ zu Eigen gemacht. Das Projekt schafft eine neue Perspektive auf Bestehendes, aber auch einen Blick auf das vergessen Geglaubte. „StadtLeben am Fluss“ soll die vielfältig vorhandenen und identifikationsstiftenden Potenziale in der Unterneustadt hervorheben und die vergessenen Orte mit neuem Leben erfüllen. Dabei werden vergessene Orte beidseits der Fulda entdeckt und kulturell genutzt. Der Prozess ist offen für alle Interessierten. Neue Projekte wie Kulturspaziergänge oder die Absolventenakademie für Kunststudenten aus Europa werden ihren Beitrag zur Entwicklung der Orte an der Fulda leisten. Als Antwort auf die Frage, in welcher Form die vergessenen Orte belebt werden können, entstand die Idee einer Sommerakademie/Absolventenakademie. Durch Kurse, Workshops, Arbeits- und Ausstellungsreihen mit Absolventen europäischer Kunsthochschulen/-akademien sollen künstlerische Projekte und Konzepte entwickelt werden, um die vergessenen Orte in den öffentlichen Diskurs zu bringen und sie mit Leben zu erfüllen. Die Fulda soll als Lebensader der Stadt wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. 40 Orte am Fluss warten auf ihre Entdeckung.
Initiatoren: Joachim Schleissing, Andreas Süßenguth

 

 

7.13. Vier Flüsse

Vier Flüsse gingen vom Paradies aus. An ihnen entstanden die ersten großen Kulturen der Menschheit: Assyrien, Babylon, Ägypten, Palästina. Die enge Verbindung von Fließgewässer und Kultur ist auch jenseits der Genesis bis in die kleinste Verästelung des weltweiten Systems von Wasseradern zu beobachten. Quellen, Bäche und kleine Nebenflüsse spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie speisen frisches Wasser in das globale Gewässernetz ein. In den Flusstälern entstanden wichtige Verkehrswege, die Voraussetzungen boten für die Ansiedelung von Gewerbe und Industrie. Vier kleine Flüsse entspringen und münden im Landkreis Kassel. Bauna, Ahna, Esse und Warme haben die Entwicklung der Region entscheidend mitgeprägt. Ihre Bedeutung soll in einem additiven, mehrjährigen Vorhaben durch unterschiedliche Aktionen und Veranstaltungen herausgestellt werden – mit folgenden Zielen: • Eröffnung neuer Tätigkeitsfelder für Künstlerinnen und Künstler • Bereicherung des touristischen Angebots • Stärkung der öffentlichen Sensibilität für die Gewässerökologie und wasserwirtschaftliche Bedeutung der Nebenflüsse • Stärkung der regionalen Identität
Seit 2003 erarbeitet die Zentrale für aktive Kunst (ZAK) eine Bestandsaufnahme nichtinstitutioneller, kultureller Ressourcen der vier Flusstäler. Jeder Fluss überrascht dabei mit einem ganz eigenen Charakter, der sich auf vielfältige Weise zeigt. Die Ergebnisse der Recherche werden im Rahmen von Ausstellungen ab Winter 2003/04 der Öffentlichkeit vorgestellt. In den folgenden Jahren sollen entlang der Flussläufe künstlerische Einzelprojekte entwickelt und realisiert werden. Höhepunkt soll im Jahr 2010 eine Freiraum-Ausstellung sein, die an ungewöhnlichen Standorten entlang der vier Flüsse Werke europäischer Kunst der Gegenwart präsentiert, die sich unter dem Begriff „Landart“ zusammenfassen lassen. Besucher sollen dabei einbezogen werden in ein spannendes Wechselspiel von Kunst und Wirklichkeit, das sich beim Wandern oder Radfahren zwischen Quelle und Mündung eröffnet.
Initiatorin: Heidi Rühlmann, ZAK, Zentrale für aktive Kunst

 

7.14. Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne

In Kassel neu sehen, hören, fühlen lernen

Das „Erfahrungsfeld der Sinne” will den ganzen Menschen ansprechen und fördert das bewusste Erleben komplexer Sinne-Erfahrungen. Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf die Erscheinungen der Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten. Dadurch, dass der Spielende sie eigentätig erzeugt, sie sich zu Eigen macht, werden sie zu wirklichen Erlebnissen. So wird neben dem Spiel- und Freizeitwert für Groß und Klein ein Beitrag zur menschlichen Bildung geleistet. Die Schwerpunkte liegen im Bereich der eigenen Wahrnehmung und des eigenen Tuns – Ansätze, die in der heutigen Schulbildung oft zu kurz kommen. In Zukunft wird der gesundheitsfördernde Wert des Erfahrungsfeldes, seine Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Prävention und Therapie immer wichtiger werden. Kindern gehen heute mehr und mehr natürliche Spielräume verloren; es mangelt ihnen oft an basalen Sinneserfahrungen, was dazu führt, dass die Sinne nicht richtig miteinander korrespondieren und verkümmern. Auch die Arbeitsplätze der Erwachsenen werden immer einseitiger. Hier kann ein „Erfahrungsfeld der Sinne” auf spielerischem Wege den ganzen Menschen fördern und heilend wirken. Es soll ein „Erfahrungsfeld der Sinne” für Kinder und Erwachsene geschaffen werden. Die Spiel- und Erfahrungsobjekte sollen den ganzen Menschen in seinem Verhältnis zur Außenwelt anregen, so z. B.: • Fassen, Fühlen, Begreifen, Tasten • Gehen, Stehen, Ver-Stehen • Hören, Lauschen • Riechen • Sehen, Schauen, Erkennen • Bewegung und Gleichgewicht
Das „Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne“ soll in, mit und für Kassel wachsen. Das heißt, Menschen werden in Prozesse einbezogen, sie können Erfahrungs- und Spielstationen selbst errichten, Neues entwickeln, erspüren, was in Kassel lebt und was Kassel braucht. Bestandteile des Erfahrungsfeldes: • Vielgestaltiges Außengelände mit unterschiedlichen Spiel- und Erfahrungsbereichen, die von geschulten Mitarbeitern betreut werden • Räume oder Zelt für Erfahrungsstationen, die einen abgeschlossenen Raum benötigen • Dunkelcafé/Dunkelgang, die gleichzeitig auch Aufgaben für blinde Mitbürger bieten können • Erfahrungsspielplatz für Kinder, Spiel mit den vier Elementen • Raum für Fortbildungen und Seminare • Restaurant/Café • Aufbau eines mobilen „Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne”, für die Arbeit in Schulen, Ausbildungsstätten, heilpädagogischen Einrichtungen usw.
Das Erfahrungsfeld wird ein Ort werden, an dem sich die ganze Familie, Jung und Alt, einen Tag lang erholen, besinnen, spielen und vielfältige Erfahrungen machen kann.
Initiator: Nothart Rohlfs, Kulturinitiative Kassel

 

Erfahrungsfelder zur Entfaltung der Sinne Begründer des „Erfahrungsfelds zur Entfaltung der Sinne“ war Hugo Kükelhaus (1900-1984). Er hat zum ersten Mal 1967 – auf der Weltausstellung in Montreal – sein „naturkundliches Erfahrungsspielzeug“ präsentiert. Sein Anliegen war es, anhand von unterschiedlichen Erfahrungsstationen auf die Gesetzmäßigkeiten aufmerksam zu machen, die sowohl unserem menschlichen Organismus als auch der Natur zugrunde liegen. „Wie können wir uns in Anbetracht der drohenden Zerstörung aller unserer Lebensgrundlagen wieder so mit der Schöpfung verbinden, dass wir befähigt werden, sinnvoll mit der Natur umzugehen?“ Dies war die Ausgangsfrage, die Hugo Kükelhaus in seinem Geleitwort für das Erfahrungsfeld in Montreal beantwortete: Kükelhaus: „Indem der Besucher während eines Rundgangs durch 35 Stationen dazu gelangt, spielend zu erfahren, 1. wie das Auge sieht, das Ohr hört, die Nase riecht, die Haut fühlt, die Finger tasten, der Fuß (ver)steht, die Hand (be)greift, das Gehirn denkt, die Lunge atmet, das Blut pulst, der Körper schwingt, und 2. dass die Wahrung der Gesetze der eigenen Natur des Menschen befähigt, in den Erscheinungen der äußeren Natur die gleiche Gesetzlichkeit sowohl wahrzunehmen als auch zu wahren“.

 

 

7.15. Kassel - Open City 143+1 Dialoge

"Klangtore" und "Antennen" fördern die Kommunikation der Kulturen

In der Stadt Kassel leben Menschen aus vielen Kulturen, aus 143 Nationen und Menschen, die staatenlos (+1) sind. Auf der Welt gibt es 193 Staaten. Hinzu kommen noch viele Menschen, die eine deutsche Staatsbürgerschaft haben, aber dennoch Mitglieder einer nicht-deutschen Kultur sind. Aber auch viele Deutsche kommen aus verschiedenen Regionen, die unterschiedliche kulturelle Zugänge des Deutschen widerspiegeln. Zugleich finden sich in der Stadt Quartiere, in denen sich die Bewohner und Bewohnerinnen konzentrieren, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, andere, die fast ausschließlich von deutschen Kasselern bewohnt werden. Die Vielfalt der Orte, in denen sich das kulturelle Leben abspielt, soll durch das Projekt in das Bewusstsein der Kasseler und der Gäste Kassels gerufen und so zu einem Teil der Stadtkultur werden. Entlang der Straßenbahnlinien 1 und 3 sollen an insgesamt 12 Haltestellen Plakate aufgestellt werden, die Szenen jeweils der kulturellen Orte zeigen, an denen man sich gerade nicht befindet. Im Westen der Stadt soll es Bilder aus dem Osten und Norden geben und umgekehrt. Dieser Bilddialog wird die Neugier wecken, sich an den jeweils anderen Ort zu bewegen. An einem zentralen Ort soll es eine Installation (Turm o.ä.) im öffentlichen Raum geben, die ähnlich der Funktion von Antennen, Klangorte der Menschheit empfangen hat und nun in sich bewahrt. Alle 143 + 1 Nationen, die in Kassel leben, finden sich hier auf Türschildern wieder. Drückt man die „Klingeln“ so kann man Klänge von Orten hören, die sich als Typ in fast allen Kulturen finden („Klangorte der Menschheit“), wie sie in dem jeweiligen Land typisch sind. Diese Klangorte sind: • ein Ort des Handels ( Markt, Supermarkt oder Kaufhaus) • ein Ort der Religion (Kirche, Synagoge, Moschee, Tempel, heiliger Ort) • ein Ort der Bewegung (Bahnhof, Bushaltestelle, Straße) Für einige andere Klänge gibt es entlang der Linie 1 und 3 eine Art „Paten“ zu den Antennen (in einem Krankenhaus in Kassel kann man Klänge eines Krankenhauses und einer Ambulanz aus Angola hören, bei der Feuerwehr die Klänge der Feuerwehr aus Israel, in einer Fabrik die Klänge aus dem Pearl River Delta in China, einer Schule in Tobago etc). Die Antennen und ihre Paten verbinden Kassel mit der Welt. Die Prinzipien der Bewusstwerdung der kulturellen Vielfalt der Stadtkultur sind also Bewegung, Spiegelung und Empfang. Die Medien sind Klang und Bild. Der Prozess der Entstehung ist so wichtig wie das Ergebnis – deshalb ist eine breite Beteiligung beim Entstehungsprozess der Bild- und Klangfindung vorgesehen. Die Bilder der Orte der Kulturen in Kassel (als Grundlage der Plakate) sollen von Kasselern/Kasselerinnen gefunden werden. Es wird einen Fotowettbewerb geben, an dem sich alle beteiligen können. Das ist nicht nur individuell, sondern in Gruppen (Schulklasse, Krankenhausstation, Büro, ein Seminar an der Universität, Verein, interkulturelle Schulungsgruppe) möglich. Eine Jury aus zwei professionellen europäischen Fotografen und zwei Kennern von Kassel wählt dann zwölf Bilder aus. Die Klänge werden in Zusammenarbeit mit dem „World Sound Forum“ (Vancouver) gesammelt. Die Gestaltung der Präsentationsflächen, d. h. • die „Antennen“ der Klangorte und ihre „Paten“, sowie • die Träger der Fotografien entstehen als Ergebnis eines europäischen Wettbewerbs von Architektur-, Planungs- und Designfakultäten. Der Prozess wird so die Idee nach innen und nach außen tragen und selbst schon Tausende von Dialogen anstoßen.
Initiatoren: Arbeitsgruppe Empirische Planungsforschung, Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung der Universität Kassel , Prof. Dr. Detlev Ipsen.

 

7.16. Klanginstallationen und -skulpturen für die Räume der Stadt

Durch Klanginstallationen sollen Räume zum Klingen gebracht werden, so als werde der Klang vom Raum selber erzeugt. Geplant sind Projekte an besonders attraktiven Orten wie dem Bergpark Wilhelmshöhe und/oder der Karlsaue. Öffentliche Gärten und Plätze, Unterführungen, leerstehende Fabrikgebäude, Haltestellen des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs bieten sich für Klanginstallationen an. Über Lautsprecher wird Musik ausgestrahlt, die gezielt auf die Beschaffenheit des jeweiligen Ortes eingeht. Die Lautstärke der Musik ist so gering, dass sie Vogelgezwitscher nicht übertönt. Denn die „künstliche“ Musik soll den Hör-Spaziergänger nicht „anspringen“. So wird der Naturraum quasi akustisch gestaltet. Die Wahrnehmung der Klänge wird sich durch unterschiedliche Jahres-, Tageszeiten und Witterungseinflüsse verändern. So entstehteine kongeniale Verbindung von optischen und akustischen Eindrücken. Eine „Musik des Raumes“ wird durch das Ineinanderwirken von topographischer und musikalischer Struktur komponiert. Durch Livekonzerte mit speziell für den jeweiligen Raum komponierter Musik – etwa für die Glocken der Kirchen Kassels, zum Beispiel für das Glockenspiel der Karlskirche, wo alljährlich Glockenfestspiele stattfinden, sollen Orte in der Stadt auf neue Weise gehört werden, zu Gehör kommen. Kompositionsaufträge für Klanginstallationen und Livekonzerte sollen Komponistinnen und Komponisten in Deutschland und Europa, die Erfahrungen mit Raummusik haben, erhalten. In der Stadt sollen auch Klangskulpturen/Klangobjekte z.B. Klangbrunnen, Windspiele, Lithophone, Metallophone aufgestellt werden in Parkanlagen, auf Spielplätzen und auf Schulhöfen. In einem „Klanggarten“ mit einem „Hörpavillon“ werden die jedem Menschen innewohnenden Gestaltungskräfte durch den produktiven Umgang mit musikalischen Spielfeldern freigesetzt werden. Die Projekte werden in einer Kooperation von Universität, Freier Szene, Kirchenmusik, Musikakademie und dem Bärenreiter-Verlag realisiert.
Initiatoren: Dr. Ulrich Etscheit, Prof. Walter Sons

 

7.17. Miradouros

Aussichtplattformen für Kassel

MIRADOUROS bedeutet in der portugiesischen Sprache „Aussichtsplattform“. Der Begriff steht auch für Treffpunkt, Weitblick, neue Perspektiven, Ziel, Betrachtung, Entspannung, Abenteuer, Kommunikation, Horizont. Bei diesem Projekt sollen Orte mit „guten Aussichten“ inszeniert werden. Dazu sollen vorhandene, aber kaum bekannte „Aussichtsplattformen“ in Kassel genutzt werden. Die Stadt Kassel liegt in einem Talkessel, eingebettet in die Höhen von Reinhardswald, Habichtswald und Kaufunger Wald. Die natürliche Attraktion der Stadt ist ihr Bezug zur umliegenden Landschaft. Die Topographie der Stadt selbst ist geprägt durch Stadtkanten und Erhebungen. Nahezu in jedem Stadtteil gibt es einen Punkt, der hoch genug ist, die Stadt zu überblicken und mit den Augen in die Landschaft dahinter zu wandern. Durch die Gestaltung der „Aussichtsplattformen“ sollen diese Orte aus ihrem „Dornröschenschlaf“ geweckt werden. Sie ermöglichen spannende Ausblicke zu besonderen Orten, schaffen Bewusstsein für die Topographie der Stadt, die Landschaft um die Stadt herum und die Landschaft in der Stadt. Durch kreative, künstlerische Auseinandersetzung mit der Besonderheit jeden Ortes entsteht ein Netz besonderer Orte, die vielfältige Blicke auf die Stadt erschließen. Die Vernetzung der individuell geprägten Orte ist unsichtbar, denn jeder Mensch kann gleichzeitig nur an einem Ort sein. Jede der Aussichtsplattformen ist umso kraftvoller, weil es die anderen auch gibt. Im Stadtplan sind diese Orte gekennzeichnet, ein Leitsystem aus einprägsamen Schildern lockt zum Spaziergang. Wer Lust hat, kann sich am jeweiligen Ort über die Geschichte der Stadtteile, Geologie und Botanik des Ortes und die Landschaft dahinter informieren. Menschen schweifen umher, begegnen sich, treten in Kommunikation, genießen neue Perspektiven.
Initiatorin: Johanna M. Debik

 

7.18. Phänorama

Phänorama ist ein ökopädagogisch orientierter Erlebnisbereich, der als Modell eines überdimensionalen, „begehbaren“ Menschen entsteht. Dieser „Mensch“ soll durch die Besucher in seinen Funktionen erfahren und erlebt werden. Hierbei soll die Erlebnisbreite die gesamte Skala der menschlichen Sinneswahrnehmungen erfassen. Stille, Ruhe, Hektik, Aktion, Licht, Farbe, Dunkelheit, Schnelligkeit sind nur einige Qualitäten, die bei der aktiven Erkundung des begehbaren Menschen erlebt werden können. Die Besucher sollen mit Spiel- und Entdeckerlust etwas über sich und ihre Innen- und Außenwelt erfahren. Die spezifischen Erlebnismomente sind in ihrer Ausführung direkt an die entsprechenden menschlichen Organe gebunden und leiten sich in ihrer Funktion von diesen ab. Der Herzschlag, das Trommelfell, die Flimmerhaare der Lunge, der Verdauungsapparat und die verschlungenen Pfade des Blutkreislaufes bieten ein breites Spektrum an erlebnisorientierten Handlungsabläufen. Sowohl bei der Gestaltung der jeweiligen erlebnispädagogisch orientierten „Attraktionen“ als auch der Darbietung des gesamten Umfeldes des „begehbaren Menschen“ sollen die von Hugo Kükelhaus entwickelten Gedanken zum Tragen kommen. Darüber hinaus lehnt sich die Entwicklung des Sinnen- und Erlebensparkes an die von John Dewey zu Beginn dieses Jahrhunderts in den USA entwickelten reformpädagogischen Überlegungen und die auf dieser Grundlage in den USA bereits vielfach entstandenen Kindermuseen an. Schon von außen betrachtet soll das Objekt sowohl durch seine Größe als auch seine (menschliche) Form eine Attraktion und ein optischer Anziehungspunkt sein.
Initiator: Jürgen Kopp

 

7.19. Raumchiffren

Künstlerische Interventionen im Stadtraum

Bewegung ist für den Menschen eine elementare Notwendigkeit. Über den Körper tritt er mit der Umwelt in Kontakt. Wir können nur wahrnehmen, wenn wir uns bewegen. Das heißt, unsere Wahrnehmung, unser Denken, unsere Persönlichkeit entwickelt sich durch Bewegung. Die Bewegung schafft nicht nur unsere Existenz, sie schafft auch Raum. Raum entsteht erst, wenn unser Körper mit ihm in Beziehung tritt. Bewegung ist für den Raum ein konstituierendes Element, im Gegenzug lenkt der gebaute Raum unsere Bewegung. Raum und Bewegung stehen also in einer engen wechselseitigen Beziehung, die sich an der Stadt ablesen lässt. Der Stadtraum ent- und besteht nicht als Objektivität, sondern wird durch den Menschen erschaffen und laufend umgeformt, um den sich ändernden Lebensverhältnissen angepasst zu werden. Der Umgang mit dem Wandel der Stadt ist ein zentrales Thema in unserer Gesellschaft. Gleichzeitig verändern sich in einer zunehmend mobilen Gesellschaft die Paradigmen von Raum, Zeit und Bewegung und der bewegte Mensch gewinnt an Bedeutung in der Architekturdiskussion. Unser Projektvorschlag für Kassel2010 setzt an der Schnittstelle von Raum und Bewegung an und sieht eine Reihe von Interventionen im Stadtraum vor. Dazu werden KünstlerInnen aus Kassel und Europa eingeladen, sich am Beispiel Kassel mit diesem Thema auseinander zu setzen. Diese sollen ein möglichst breites Spektrum der Bildenden und darstellenden Kunst repräsentieren, um eine vielschichtige Betrachtungsweise zu ermöglichen. Denkbar ist eine Reihe von Installationen, Architekturen, Performances, Vorträgen, etc. an verschiedenen Plätzen der Stadt. Auf dem Weg zur Kulturhauptstadt sollen bereits in den nächsten Jahren erste Arbeiten entstehen, die in loser Abfolge präsentiert und dokumentiert werden. Für 2010 ist die Verwirklichung eines umfassenden KunstParcours geplant. Dieser zeigt zeitgleich permanente und temporäre Interventionen an verschiedenen Orten in Kassel und fasst die künstlerischen Beiträge und Veranstaltungen zusammen. So soll von Kassel ein Beitrag zu einer wichtigen und aktuellen Diskussion ausgehen.
Initiatoren: Mirjam Henß, Jörg Hoefer, Delia Henss, Biele Emmenberger

 

7.20. Stadt-Licht-Plan

Stadtgestaltung durch das Medium Licht

Ein Stadt-Licht-Plan wird die unterschiedlichen Belange und Konzepte der Stadtbeleuchtung zusammenführen. Funktionale Beleuchtung wie die Straßenbeleuchtung gehört genauso dazu wie einzelne künstlerische Objekte. Ziel ist es neben der Orientierung, die nächtliche Stadt Kassel optisch aufzuwerten. Anhand eines Lichtplanes können vorhandene Defizite dargestellt und Einzel-Objekte sowie Lichtprojekte miteinander verknüpft werden. Der Stadt-Licht-Plan stellt ein Planungsinstrument für zukünftige Beleuchtungskonzepte in der Stadt dar. Lichtkunst-Objekte erlauben buchstäblich andere Sichtweisen auf die Stadt und führen zu einer Auseinandersetzung mit dem Ort. Innerstädtische, prägnante Gebäude und Orte in Kassel werden besonders beleuchtet, um Sichtachsen zu markieren und um Orientierung zu ermöglichen. Geeignete Gebäude sind die Friedenskirche, ein Hochhaus in der Goethestraße oder der Mercedes-Stern auf einem Gebäude in der Innenstadt. Verschiedene Plätze in Kassel bekommen eine unverwechselbare Beleuchtung und werden in das Straßenbeleuchtungskonzept eingebunden. Etwa der Bebelplatz, der Entenanger, der Wehlheider Platz oder der Leipziger Platz. Für alle Hauptverkehrs- und Nahverkehrsstraßen sowie Fußwege wird ein Beleuchtungskonzept erstellt, das flexibel und kostengünstig sein muss und bei zukünftigen Straßenerneuerungen eingesetzt werden kann. Schlecht ausgeleuchtete Wege und Plätze („Angsträume“) werden benannt und entsprechend verbessert. Einzelobjekte und spezifische Orte von besonderer, allgemeiner, historischer oder stadtgeschichtlicher Bedeutung werden künstlerisch illuminiert. Vorbilder sind Projekte wie „Licht(e)Wege“ und das documenta-Projekt „Laserskulptur“.
Initiatoren: Elmar Kriesten, Herwig Thol