Stadtformen: Die Architektur der Stadt zwischen Imagination und Konstruktion

Online-Publikation: November 2008 im Internet-Journal <<kultur-punkt.ch>>
Ereignis-, Ausstellungs-, AV- und Buchbesprechung
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Mit Beiträgen von Hans-Georg von Arburg, Arnold Bartetzky, Heinz Brüggemann, Jean-Louis Cohen, D. W. Dörrbecker, Andri Gerber, Britta Hentschel, Anja-Nadine Klopfer, Diane Luther, Sara Luzon, Vittorio Magnago Lampugnani, Matthias Noell, Anne Pfeifer, Andreas Platthaus, Ines-Ulrike Rudolph und Gabor Stark, Christoph Schnoor, Martino Stierli, Marion Steiger, Luigi Snozzi, Tiziana Ugoletti, Gerhard Vinken, Stephanie Warnke und Ulrike Wendland
16 x 22 cm, broschiert; 334 Seiten; zahlreiche Schwarzweiss-Abbildungen; Zürich 2005; (Euro 30.–); ISBN 978-3-85676-160-8
gta – Verlag, Zürich 2008; www.gta.arch.ethz.chbooks@gta.arch.ethz.ch 

Inhalt
«Der Wille, die Stadt zu sehen, ist den Möglichkeiten seiner Erfüllung voraus geeilt.»
Michel de Certeau
Wie wird Stadt wahrgenommen und welches sind die Einflüsse, die Stadt bedingen? Die Strukturierung des Bandes folgt einer Einteilung in vier mögliche Herangehensweisen an das Themenfeld «Stadt», wobei sich die Themen sukzessive von der literatur- und geisteswissenschaftlichen über historische und gesellschaftspolitische hin zur angewandten Stadtplanung verlagern.
23 Autoren aus den Disziplinen Architektur, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Geschichte, Denkmalpflege und Stadtplanung steuern in vier Kapiteln ihre Sichtweise auf die Stadt bei. Die künstlerische Stadtbeschreibung und -darstellung, die zuweilen in Form von kollektiven Bildern die Stadtwahrnehmung und die Stadtplanung beeinflussen, stehen zu Beginn des Bandes. Es folgen Untersuchungen zur Geschichte in der Stadt, etwa zum Spannungsfeld Stadtplanung – Denkmalpflege oder zu den neuen Rändern der alten Stadt. Das dritte Kapitel schlägt eine Brücke von der Stadtbaukunst zur Identitätsstiftung und das vierte Kapitel stellt Analysen und Programme von Le Corbusier, Frank Lloyd Wright, Venturi/Scott Brown und anderen vor.

Fazit
Vittorio Magnago Lampugnani hat in seiner stets kompetenten Art und Weisheit mit Wolfgang Sonne und Matthias Noell 2005 im Rahmen eines Graduiertenkollegs jungen Doktorierenden Gelegenheit gegeben ihre weitsichtigen Beiträge in dem Diskursbuch "Stadtformen: Die Architektur der Stadt zwischen Imagination und Konstruktion" zu vereinen.
Vierteilig erscheint die Thematik, die durch die Vertiefung innerhalb dieses Themenspektrums sowohl Raum für irreführende Utopien als auch realierfähige Visionen bieten, zu:
1 Konstruktionen städtischer Form in Text und Bild
Dabei werden Bildräume dargelegt von der romantischen Post-/ Moderne, des Futurismo und Lettrisme (Stadttexte) , innere wie äussere Denkraumfigurationen (Benjamin, Bloch, Kracauer), gemauerte grafische Erzählungen und - es fehlt keineswegs der apokalyptische Blick auf Babylon und dem Neuen Jerusalem.
2 Formen der Verräumlichung von Geschichten
Hier erscheint die Schönheit der Stille contra Wiederbelebung des Randes der Altstadt (Basel), das Banlieue (Paris), die eingekesselte Urbanität in Zeichen (Berlin) wie der verschleichende Verlust der Stadt-Formen (Westdeutschland)
3 Stadtbaukunst und Identitätsstiftung
Es wird das städtebaustiftende 19. Jahrhundert Roms, der Siedlungsbau Zürichs, die innere Kolonnisation Spaniens und die portugiesische Version der Staatsgewalt-Architektur beschrieben. In diesem Teil spüren ganz besonders die Supervision von Lampugnano
4 Von der Analyse zum Programm
Schliesslich wird das Thema Städtebau in den Begriffsinhalten beauté und utilité, Individualität, visuelles Stadtbild, Qualifikation, und die Entwicklung nach expandierenden Perforation der Urbanität am Beispiel Ostdeutschland und speziell Leipzig hervorragend analysiert und katalysiert. Dank Lampugnanis Autorenteam ist ein hervorragend aktuelles Diskursbuch zur Urbanität entstanden. Vertiefender Hinweis:
http://archiv.kultur-punkt.ch/praesentation/architektur/editionmenges08-7-feuerstein-urbanfiction.htm;  w.p. 08-11

Magnano Lampugnani: Stadtplanung in der Krise? Der zeitgemäße Städtebau wird sich der eigenen Tradition erinnern müssen


 Kongress im Februar beschäftigt sich mit der Zukunft der europäischen Stadt
Kontakt: Martin.Gehl@leipziger.de / www.urbanfutureforum.org.

Frankfurt am Main, 25. Januar 2005 - Für den renommierten Architekten und Städtebauhistoriker Vittorio Magnago Lampugnani steckt die Stadtplanung in der Krise. In einem Zeitungsinterview verwies der ehemalige Direktor des Deutschen Architektur Museums darauf, dass sich der Städtebau auf seine ursprüngliche Bestimmung besinnen müsse und Planung und Entwurf einer Zusammenführung bedürfen. "Der zeitgemäße Städtebau wird sich der eigenen Tradition erinnern müssen. Die Planung darf sich nicht als Gehilfin des Modernisierungsvandalismus gebärden, sondern muss unsere Städte als Kulturgüter erhalten und zugleich behutsam verändern", so Lampugnani. Neben neuen Kompetenzen sollte sich der Städtebau, nach Auffassung von Lampugnani, wieder stärker auf die menschengerechte, funktionelle und nachhaltige Gestaltung der Umwelt konzentrieren. Die Verpflichtung gegenüber der Geschichte müsse auch methodisch wirken, indem die eigene Vergangenheit nach geeigneten Theorien und Planungsinstrumenten durchsucht wird.

Der Lehrstuhlinhaber am Institut für Städtebau an der ETH Zürich spricht sich entschieden gegen eine schrankenlose Verstädterung aus. Seiner Meinung nach muss dem demographischen Paradigmenwechsel der städtebauliche folgen. "Heute stark expandierende Städte werden sich stabilisieren oder gar schrumpfen. Wir müssen zusammenrücken und die Städte, die wir haben, erhalten und verdichten", betont Lampugnani.

Mit den Auswirkungen des sozialen, ökonomischen und räumlichen Wandels auf die Städte Europas beschäftigt sich auch ein Kongress, der Ende Februar in Frankfurt am Main stattfinden wird. Die interdisziplinär angelegte Veranstaltung wurde von Lampugnani mit initiiert.

Unter dem Motto "Wie werden wir leben?" beleuchtet der zweitägige Kongress, wie sich die Großstädte Europas im Kontext des modernen Wandels entwickeln und welche Auswirkungen diese Veränderungen auf den Städtebau, die Stadtplanung und die Stadtentwicklung haben. Zu den Referenten des Kongress, der am 24. und 25. Februar 2005 auf dem Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität stattfindet, gehören neben Lampugnani unter anderem Frank Schirrmacher (Mitherausgeber der FAZ.), Prof. Dr. Walter Siebel (Professor für Soziologie mit Schwerpunkt Stadt- und Regionalforschung an der Universität Oldenburg), Prof. Albert Speer (Architekturbüro Speer und Partner), Prof. Dr. Andreas Kruse (Diplompsychologe und Direktor des Institutes für Gerontologie der Universität Heidelberg) sowie Prof. Dr. Karl-Werner Schulte (Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der European Business School, Eltville).

Prof. Dr.-Ing. Vittorio Magnago Lampugnani ist Mitinitiator des urban future forum und seit 1994 Professor für Geschichte des Städtebaus an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Von 1989 bis 1994 war Lampugnani Direktor des Deutschen Architektur Museums in Frankfurt am Main.

Kontakt:
Kongressbüro urban future forum, c/o Leipziger & Partner, Martin Gehl, Telefon: (069) 75804-432